Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
Vom Netzwerk:
 
1.
     
    Das Monster weinte wie ein kleines Kind – nicht aus Reue darüber, daß es drei Dutzend Männer getötet hatte, sondern weil es sich so weit weg von seinem Mutterplaneten befand. Corson konnte seinen Kummer verstehen. Er kämpfte mit sich selbst, um nicht vom gleichen Gefühl übermannt zu werden.
    Seine Hände tasteten in der Finsternis den Boden ab, denn bei der Einsatzbesprechung war ihnen mitgeteilt worden, daß es auf diesem Planeten Pflanzen gab, die scharf waren wie Rasierklingen. Erst als er alles abgetastet hatte, bewegte er sich ganz langsam voran. Der Boden war nun sanft wie ein Fell. Überrascht zog Corson die Hand zurück. Eigentlich müßten die Pflanzen hart und messerscharf sein. Uria war eine feindliche und gefährliche Welt. Laut Einsatzbesprechung konnten zarte Pflanzen auf eine Falle hinweisen. Uria lag mit der Erde im Kriegszustand.
    Er mußte unbedingt herausfinden, ob die Eingeborenen bereits wußten, daß zwei Fremde, das Monster und Corson, auf dem Planeten gelandet waren. Das Monster konnte mit ihnen fertig werden, aber Corson nicht. Er überlegte zum zwanzigsten Mal: Die Eingeborenen hatten vermutlich den Absturz des brennenden Schiffes gesehen. Sie nahmen wahrscheinlich an, daß die Besatzung umgekommen sei. Sicher würden sie während der Nacht keine Suchtruppen mehr losschicken, wenn der Dschungel von Uria nur halb so gefährlich war, wie man es bei der Einsatzbesprechung gesagt hatte.
    Seine Überlegungen führten immer wieder zum gleichen Ergebnis. Es gab für ihn drei tödliche Gefahren: Das Monster, die Eingeborenen und die wilden Bestien des Dschungels von Uria. Nachdem er alle Risiken in Erwägung gezogen hatte, beschloß George Corson, sich zu erheben. Er wollte nicht mehr länger auf allen vieren dahinkriechen. Es würde ihn das Leben kosten, wenn er sich zu nahe bei dem Monster befand. Er konnte ungefähr die Richtung abschätzen, in der das Monster war, nicht aber die Entfernung. Die Nacht schien alle Geräusche zu dämpfen.
    Ganz langsam erhob er sich und achtete darauf, daß er nicht das geringste Geräusch verursachte. Über ihm schienen friedlich die Sterne. Das sternenübersäte Himmelsgewölbe war ein ermutigender Anblick, obwohl dies im Augenblick völlig bedeutungslos war. Vor langer Zeit hatte man auf der Erde Namen für Sternbilder geprägt, die man für feste Konstellationen gehalten hatte. Diese Namen gehörten der Vergangenheit an, ebenso wie der Glaube an eine göttliche Ordnung der Gestirne.
    Corson sagte sich, daß seine Lage durchaus nicht hoffnungslos war. Er hatte ein gutes Gewehr, obwohl das Magazin fast leer war. Er hatte vor dem Absturz noch einmal gut gegessen und getrunken und konnte es nun wohl einige Stunden aushalten. Die Luft war frisch, und es bestand daher nicht die Gefahr, daß er schläfrig würde. Außerdem war er der einzige Überlebende einer Besatzung von 37 Mann und konnte daher von sich behaupten, daß er ein unglaubliches Glück gehabt hatte. Hinzu kam, daß er sich keine Verletzungen zugezogen hatte.
    Das Jammern des Monsters verstärkte sich. Dies brachte Corson wieder in die Wirklichkeit zurück. Wenn er sich nicht so nahe beim Käfig des Monsters aufgehalten hätte, als dieses mit seinem Angriff begann, würde er jetzt vielleicht als dünne Wolke durch die Stratosphäre von Uria treiben. Er war gerade dabei gewesen, sich mit dem Monster zu verständigen, wie es sein Job verlangte. Hinter einer unsichtbaren Wand hatte ihn das Monster mit sechs seiner achtzehn Augen angestarrt, die rings um seinen Körper angebracht waren. Die lidlosen Kugeln änderten in bestimmten Rhythmen ihre Farbe und bildeten so eines der Verständigungssysteme des Monsters. Die sechs krallenbewehrten Finger, die sich an jeder der sechs Pfoten befanden, klopften auf den Boden und bildeten so ein zweites Verständigungssystem. Ein dumpfer, eintöniger Schrei kam aus einer oberen Öffnung, die Corson nicht sehen konnte. Das Monster war mindestens dreimal so groß wie er, und die Mundöffnung war mit einem Wald von Ranken umwachsen, die man von weitem hätte für Haare halten können. Beim näheren Hinschauen erkannte man aber deutlich die dünnen Fäden, die so hart waren wie Stahl. Mit ihnen konnte das Monster fürchterliche Peitschenschläge austeilen, und gleichzeitig dienten sie als Fühler.
    Corson hatte nie daran gezweifelt, daß das Monster intelligent war. Außerdem war dies auch bei der Einsatzbesprechung erwähnt worden. Vielleicht war es sogar

Weitere Kostenlose Bücher