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Die Herren des Krieges

Die Herren des Krieges

Titel: Die Herren des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerard Klein
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Treppenstufen führten in das Innere des Schiffes. Corson zögerte, dann stieg er die Treppe hinauf. Die Luke schloß sich, sobald er das Schiff betreten hatte.
    »Komm herein, Corson«, sagte eine Stimme. Es war die Stimme eines jungen Mädchens. »Es gibt keinen Grund, auf dem Flur herumzustehen.«
    Das war eine menschliche Stimme! Das war keine Imitation! Die Urianer wären nie in der Lage gewesen, eine menschliche Stimme so überzeugend vorzutäuschen.
    Corson gehorchte. Er ging zu der halboffenen Tür in seiner Nähe und schlüpfte in einen großen Raum, an dessen anderem Ende sich eine riesige Fensterluke befand. Er stellte sich mit dem Rücken zur Wand. Durch die Fensterluke sah er deutlich den Dschungel, den sie gerade überflogen. Am Horizont erschien eine helle, glitzernde Linie, die nur von einem Ozean stammen konnte, über dem gerade die Sonne aufging.
    Er wandte sich zur Seite. Ein Mädchen betrachtete ihn. Ihr einziges Gewand war eine Art hauchdünner Schleier. Hellblondes Haar umrahmte ihr lächelndes Gesicht. In ihren grauen Augen konnte er keine Feindschaft entdecken. Seit fünf Jahren hatte Corson nichts mehr gesehen, was auch nur im entferntesten nach einer Frau ausgesehen hätte, von den Plastoiden einmal abgesehen, mit denen man es an Bord der Kriegsschiffe zu tun hatte. Und dieses Mädchen war noch zusätzlich sehr hübsch.
    Er holte tief Luft und überblickte rasch die Lage. Er schnappte: »Woher wissen Sie, daß ich Corson heiße?«
    Er hatte den Kernpunkt der Situation erfaßt. Die Tatsache, daß sie seinen Namen benutzt hatte, konnte nur bedeuten, daß die Prinzen von Uria den Auftrag der Archimedes kannten, ebenso wie die Namen der Besatzung. Andererseits war das Mädchen eindeutig menschlich. Ihre Anwesenheit auf Uria war ein vollkommenes Rätsel. Kein Chirurg hätte einen Urianer so vollkommen operieren können, daß er wie ein Mensch aussah. Auch Plastoiden erreichten nie eine solche Vollendung, daß ein Mann sich hätte täuschen lassen.
    »Aber Sie haben mir Ihren Namen gesagt«, rief sie.
    »Nein, Sie haben meinen Namen zuerst genannt«, antwortete er. Er hatte das Gefühl, daß sich alles um ihn drehte. Sein Hirn arbeitete wie rasend, aber er fand keine Lösung. Er hatte große Lust, das Mädchen zu töten und mit dem Schiff zu fliehen, aber wahrscheinlich war sie nicht allein an Bord. Er mußte erst alles genau erkunden, bevor er handeln konnte. Vielleicht brauchte er sie dann nicht zu töten.
    Er hatte noch nie gehört, daß Menschen auf die Seite der Urianer übergelaufen wären. In einem Krieg, dessen wichtigster und wahrscheinlich einziger Grund auf einem fundamentalen biologischen Unterschied beruhte, verbunden mit der Tatsache, daß beide Parteien die gleichen Planeten bewohnen konnten, hatte ein Verräter keine Zukunft. Plötzlich fiel ihm auch auf, daß er beim Betreten des Schiffes nicht den charakteristischen urianischen Geruch wahrgenommen hatte.
    »Sind Sie eine Gefangene?«
    Er glaubte nicht, daß sie es zugeben würde, aber vielleicht bekam er einen Hinweis.
    »Sie stellen aber seltsame Fragen!« Sie öffnete ihre Augen weit, und ihre Lippen begannen zu zittern. »Sie sind ein Fremder! Ich dachte … Warum sollte ich gefangen sein? Werden auf Ihrem Planeten Frauen gefangengehalten?«
    Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Miene drückte Entsetzen aus.
    »Nein!«
    Sie schrie auf und zog sich zurück. Sie suchte nach etwas, was ihr hätte als Waffe dienen können. Dann wußte er, was er zu tun hatte. Er rannte durch den Raum, wich ihrem schwachen Schlag aus, hielt ihr mit der Hand den Mund zu und packte sie so, daß sie sich nicht mehr bewegen konnte. Mit Daumen und Zeigefinger drückte er ihr die Kehle zu. Sie sackte zusammen. Hätte er etwas fester zugedrückt, hätte er sie getötet. Er war froh, daß er sie ausgeschaltet hatte. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.
    Er durchsuchte das Schiff und stellte fest, daß sie alleine an Bord waren. Phantastisch! Dieses junge Mädchen kurvte in einem Vergnügungsboot – er hatte keinerlei Waffen entdeckt – fröhlich über den Wäldern eines feindlichen Landes. Es war kaum zu glauben. Er fand den Instrumentenstand, aber die Kontrollanzeigen sagten ihm nichts. Ein roter Punkt, der wohl die Position des Schiffes anzeigte, wanderte über eine Wandkarte. Er konnte weder die Kontinente noch die Ozeane von Uria erkennen. Hatte der Kommandant der Archimedes sie zum falschen Planeten gebracht? Das war nicht möglich.

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