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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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worden. Wenn dem so war, dann zeigte die Karte die Veränderung nicht.
    Es war kaum zu glauben, daß ein bis zu zwanzig Kilometer langer Streifen eines Gebietes, das Wald gewesen war, völlig gerodet und in Wiese verwandelt worden sein sollten. Nicht, daß es technisch unmöglich gewesen wäre; auch mit der Art von Geräten, die eine neue Welt wie Everon mit der Ersten Hypothek erhielt, war es durchzuführen. Aber man konnte sich nicht vorstellen, daß auf einer so jungen Welt Wald in diesem Ausmaß absichtlich von Kolonisten zerstört wurde. Bestimmt würde das Ökokorps hier früher oder später eine Kontrolle durchführen, und bestimmt würde das Korps es niemals billigen, daß man eine so massive Einmischung in die einheimische Ökologie begangen hatte – oder?
    Die Frage ging Jef im Kopf herum, ohne daß er eine Antwort darauf fand. Sie quälte ihn, bis er sich zwang, überhaupt nicht mehr daran zu denken. Glücklicherweise zeigte ihm ein Blick auf den Marschcomputer, daß er jetzt nicht einmal mehr acht Kilometer von Posten Fünfzig entfernt war. Es war bereits Vormittag des fünfundzwanzigstündigen Everon-Tages. Jef würde den Posten um die Mittagszeit erreichen, wie Jarji gesagt hatte – oder noch früher.
    Jef gab das Denken auf und überließ sich der Freude an seiner Wanderung. Mikey schritt neben ihm her, offensichtlich ebenfalls entspannt und friedlich. Nur streifte er von Zeit zu Zeit leicht mit dem Kopf Jefs Hüfte, als wolle er sich vergewissern, daß Jef immer noch da war.
    Etwa vier Kilometer vor Posten Fünfzig flackerte weiter weg in den Schatten der Bäume etwas Bläulichgrünes auf. Jef blieb so plötzlich stehen, daß Mikey mit ihm zusammenstieß. Eine Sekunde lang sah Jef mit zusammengekniffenen Augen in die Richtung, in der er die Bewegung wahrgenommen hatte, doch er entdeckte nichts mehr, was ihm einen Hinweis hätte geben können.
    Dann stellten sich seine Augen richtig ein, und er merkte, daß er das, was sich bewegt hatte, direkt angesehen hatte, ohne es zu erkennen, weil die Farben des stockähnlichen Körpers völlig mit dem Grün der Bäume und dem Moosgras am Boden verschmolzen.
    Es war ein sogenannter Blattschleicher, eine der auf Everon einheimischen Lebensformen. Der Blattschleicher, so erinnerte Jef sich aus seinen Studien, war ein völlig harmloses, insektenähnliches Geschöpf, das von den winzigen Tierchen im Moosgras und auf den Baumstämmen lebte. Das einzig Bemerkenswerte an dem Blattschleicher war seine Größe. Er stand rund sechzig Zentimeter hoch auf seinen leuchtend blaugrünen, stockförmigen Beinen – höher als jedes Insekt der Erde. Von seinem Rücken hoben sich ein Paar Scheinflügel, die in allen Farben des Spektrums schimmerten. Während Jef hinsah, bewegte das Insekt sie in geziert anmutender Weise und prüfte die Zweige eines kleinen Busches mit seinem dunkelblauen stabförmigen Kopf.
    Jef schämte sich seines kurzen Schreckens und blieb stehen, um den Blattschleicher zu bewundern. Er sah aus wie ein seltsames, unmögliches, aber wunderschönes Phantasiegeschöpf mit seinen weichen Farben und den eigentümlichen Bewegungen. Jef bemerkte, daß das Insekt plötzlich aufhörte, sich zu bewegen, und damit verschmolz es wieder fast völlig mit den Farben des Hintergrundes.
    Gleichzeitig preschte Mikey mit einem Mal so plötzlich vor, daß Jef taumelte und beinahe zu Boden gefallen wäre. Eine Sekunde später brach das tiefe, rollende Brüllen eines erwachsenen Maolot-Mannes die Stille. Diesmal kam es nicht aus weiter Ferne, sondern ganz aus der Nähe.
    Jef gewann das Gleichgewicht zurück und erstarrte – wie der Blattschleicher erstarrt war.
    Das Brüllen erklang von neuem. Es wurde lauter, bis der ganze Wald davon zu vibrieren schien. Es kam von vorn, es kam von hinten – es war nicht festzustellen, aus welcher Richtung es kam, weil das Echo von allen Seiten hin und her geworfen wurde.
    Dann erstarb es langsam. Aber auch als im Wald wieder Stille herrschte, stand Jef weiter bewegungslos wo er war, gelähmt von der Erinnerung an dieses Brüllen, das immer noch in seinem Kopf widerhallte. Allmählich klärten sich seine Gedanken. Ihm fiel ein, daß Posten Fünfzig jetzt sicher nur noch ein paar Kilometer entfernt war. Wenn er erst in Sichtweite des Postens war …
    Doch als er sich gerade wieder in Bewegung setzen wollte, bannte ihn ein neuer Gedanke an Ort und Stelle. Das Brüllen, das er soeben gehört hatte, war von einer Stelle gekommen, die nur wenige

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