Die Herren von Everon
niemandem gelungen ist, einen Maolot in der Gefangenschaft am Leben zu erhalten – schließen sie sich an eine einzige Person an. Mikey hat alles getan, was mein Vater oder meine Mutter von ihm verlangten, aber der einzige Mensch, auf den er wirklich reagierte, war ich. Deshalb hatte es keinen Zweck, ihn mit irgendeinem anderen nach hier zurückzuschicken, und deshalb wurde das Forschungsstipendium mir gewährt.“
„Und auch auf Ihren Bruder – den, der ihn gefunden hat – reagierte das Tier nicht?“ fragte Martin. „Dann handelt es sich dabei nicht um eine Prägung.“
„Nein. Junge Enten und andere irdische Geschöpfe werden von dem ersten sich bewegenden Gegenstand, den sie erblicken, geprägt und folgen ihm, aber Mikey gehört nach Everon. Ganz zu schweigen von der Tatsache, daß er viel intelligenter ist als eine Ente, beziehungsweise, meiner Meinung nach, intelligenter als jede auf der Erde geborene Spezies mit Ausnahme des Menschen. Aber, wie dem auch sei, William hat ihn nach diesen ersten Tagen niemals mehr gesehen.“
„Ist er nie auf Besuch nach Hause zur Erde gekommen?“
„Er starb irgendwo im Oberland hier auf Everon“, entgegnete Jef ziemlich kurz. Ihm wurde immer unbehaglicher dabei, daß er all diese persönlichen Geschichten vor einem vollkommen Fremden ausbreitete. „Das war ein paar Wochen, nachdem er Mickey zu uns schickte.“
„Ach ja?“ Aus Martins Stimme war deutlich das Mitgefühl herauszuhören. „Ich nehme an, Sie werden versuchen, sein Grab zu finden und so weiter.“
Tatsächlich war das eines der Vorhaben, die Jef geplant hatte, vorausgesetzt, es war nach beinahe acht Jahren immer noch möglich, dieses Grab zu lokalisieren. Eine kürzlich kolonisierte Welt war nicht der einfachste Ort, wenn es darum ging, Ereignissen nachzuspüren, über die schon bei ihrem Geschehen wahrscheinlich nicht mehr als ein beiläufiger Aktenvermerk gemacht worden war.
„Vielleicht.“ Jef hatte nicht beabsichtigt, das Gespräch bis in diesen privaten Bereich vordringen zu lassen. Um jeden Preis mußte er dem ein Ende machen. „Jedenfalls ist das eine Privatangelegenheit.“
„Oh, wirklich?“
Jef kam es so vor, als sei der Hohn in Martins Stimme jetzt unüberhörbar.
„So ist es, Herr Curragh“, sagte er. „Ich denke doch, daß ich ein Recht auf ein Privatleben habe?“
„Oh, das haben Sie.“ In einer einzigen fließenden Bewegung erhob Martin sich. „Sie brauchen nicht zu fürchten, daß ich in Ihre Geheimnisse eindringen will. Sie mögen sogar ein John Smith sein, von dem niemand etwas ahnt. Guten Tag, Herr Robini.“
Er drehte sich um und ging davon.
Jef blieb, wo er war, hin- und hergerissen zwischen zwei Gefühlen. Er nahm Martin seine Aufdringlichkeit übel, und gleichzeitig fürchtete er, den Mann zu energisch zurückgewiesen zu haben. Aber obwohl Martin es nicht wissen konnte, hatte er mit seinem Scherz darüber, Jef könne ein „John Smith“ sein, einen empfindlichen Nerv berührt. Dieser Name war die Deck-Identität für die dienstgradhöchsten Mitarbeiter des Interplanetaren Ökologischen Korps, für die Planeten-Inspektoren. In den Händen dieser Inspektoren lag eine ungeheuerliche Macht. Sie konnten gegen jede Welt, die mit ihrer Ökologie nicht richtig umging, Wirtschaftssanktionen namens der Familie bewohnter Planeten verhängen. Und der Deckname „John Smith“ sollte diese Männer und Frauen in ihrem persönlichen Leben vor politischem Druck schützen. Niemand außerhalb des Korps kannte die wirkliche Identität irgendeines John Smith.
Jef hatte einmal davon geträumt, selbst ein Inspektor des Ökologischen Korps zu werden. Das war gewesen, bevor Will, der ältere Bruder, an den er sich kaum erinnern konnte, sich um die Position beworben hatte und vom Korps abgelehnt worden war. Das war sechzehn Jahre her, aber Jef wußte noch, eine wie schwere Enttäuschung es für die Familie gewesen war, als die Nachricht darüber eintraf. Jefs Vater hatte auch diese Niederlage ohne ein Wort ertragen. Doch so jung er damals auch noch gewesen war, Jef hatte gespürt, welchen Schmerz der ältere Robini schweigend in sich verbarg.
Trotz der Ablehnung hatte Will seinen eigenen Weg zu den neuen Welten gefunden und schließlich eine untergeordnete Stellung im Ökokorps erhalten. Ihm hatte er länger als eine halbe Dekade treue Dienste geleistet, bis er hier auf Everon, seinem letzten Posten, endete. Und wie hatte das Korps diesen Dienst belohnt …?
Jef riß sich von
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