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0420 - Aibons Schlangenzauber

0420 - Aibons Schlangenzauber

Titel: 0420 - Aibons Schlangenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Ich sehe mich hier noch mal ein wenig um. Vielleicht gehe ich in den Garten. Wo steckt eigentlich Eileen?«
    »Sie wollte zum Wald.«
    »Und das hast du ihr nicht verboten?«
    Helma, die Frau mit den streng zurückgekämmten rostroten Haaren, schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe sie nur gewarnt, nicht zu lange wegzubleiben. Du weißt schon, was ich meine, Pern.«
    »Klar.« Hendricks hob die Hand und wandte sich ab. Helma war eine ungewöhnliche Frau. Leider nicht im Positiven, wie er immer dachte. Sie hatte sich zu einer Perfektionistin entwickelt. Dabei legte sie kaum Wert auf ihr Äußeres, kaufte sich nur sehr selten ein neues Kleid, dafür putzte sie wie der Teufel.
    Ihr Mann, als Reisender viel unterwegs, hatte sich daran gewöhnt. Er sah immer zu, daß er auf seinen Reisen auch die für ihn schönen Seiten des Lebens mitbekam. Davon durfte seine Frau natürlich nichts wissen und besonders seine Tochter Eileen nicht, an der er sehr hing. Er behauptete sogar, daß nur die Zehnjährige ihre Ehe zusammenhielt.
    Die Hendricks wohnten in dem letzten Reihenhaus einerneuen Siedlung. Eine Fußlänge hinter dem Zaun begann bereits das Feld.
    Jetzt, im Januar, sah es grau aus. Der schmale Pfad, der das Gelände durchschnitt, wirkte wie ein langer brauner Streifen.
    Am gegenüberliegenden Rand des Ackers begann der Wald. Die Kinder der Siedlung liefen oft hinüber und spielten dort. Es war ein idealer Platz.
    Pernell Hendricks blieb vor dem kleinen Gartentor an der Rückseite stehen. Er hatte seine Hände in die Manteltaschen geschoben, blickte über das Feld und hielt sein Gesicht gegen den Wind. Es gefiel ihm nicht, daß sich Eileen allein im Wald aufhielt. Zwar kannte sie sich dort aus, hatte vielen Bäumen sogar Namen gegeben, da sie sehr naturverbunden war, aber Wälder zogen immer wieder lichtscheue Gestalten an. In der letzten Zeit waren einige Typen gesehen worden, die den Bewohnern der Häuser gar nicht gefielen. Manche dieser Punks hatten sich auch als Musiker bezeichnet. Ob das allerdings stimmte, wollte Hendricks dahingestellt sein lassen.
    Da Helma mit dem Essen noch nicht fertig war, beschloß der Mann, seine Tochter zu suchen. Er wußte, daß sich die Kinder im Wald eine Baumhöhle gebaut hatten. Vielleicht steckte sie dort.
    Der Boden war weich. Es hatte in den letzten Tagen viel geregnet, manchmal auch geschneit, aber eigentlich war es zu warm für die Jahreszeit. Der schmale Weg war von achsentiefen Löchern aufgerissen, in denen sich das Regenwasser gesammelt hatte. Wenn der Wind über die Oberfläche fuhr, kräuselte er es zu Wellen.
    Hendricks sprang über die Pfützen hinweg. Rechts und links lag graubraun das Feld. Vor ihm stand der winterliche Wald. Bäume ohne Blätter.
    Der Wind fuhr gegen die Äste und Zweige. Er bewegte sie, aber noch stärker bewegte sich das zehnjährige Mädchen, das plötzlich am Waldrand erschien, seinen Vater sah und ihm zuwinkte.
    Hendricks winkte zurück. Ihm war plötzlich ein Stein vom Herzen gefallen. Der Mann blieb stehen und atmete die frische Luft ein. Auch seine Tochter freute sich. Sie winkte während des Laufens mit beiden Armen, und Hendricks hörte, daß sie nach ihm rief. »Dad, Dad!«
    »Soll ich zu dir kommen, Eileen?«
    »Nein, ich komme. Ich muß dir etwas sagen.«
    »Darauf freue ich mich schon.« Der Vater bückte sich und streckte seine Arme aus. Er wollte die Tochter so rasch wie möglich an sich reißen. Auf der Fahrt hatte er sich nach Eileen gesehnt. Dieses Mädchen mit den rotblonden Haaren und den wirbelnden Zöpfen war für ihn der Sonnenschein des Lebens.
    Eileen trug einen gelben Anorak. Die braune Jeans war verschmutzt, unter den Sohlen der Stiefel spritzte Pfützenwasser in die Höhe, vermischt mit dünnem Schlamm.
    Dann war sie bei ihm.
    Die Zehnjährige fegte in die Arme ihres Vaters, der sich hochstellte und sie herumwirbelte. Eileen schrie vor Freude. Ihr machte es Spaß, in den Armen des Vaters zu liegen und dieses herrliche Gefühl zu erleben.
    Nach der fünften Drehung und einem leichten Schwindel, den er selbst spürte, ließ er das Mädchen wieder zu Boden sinken. »Noch ein paarmal, und ich wäre zu Boden gegangen«, erklärte er.
    »Dad, du bist doch noch jung.«
    »Ja, aber nicht jung genug.« Er nahm ihre Hand. Beide waren sie etwas außer Atem geraten. »Na, Tochter, wie war es im Wald?«
    »Im Sommer ist es schöner.«
    »Das glaube ich dir gern. Deshalb werden wir jetzt ins Haus gehen, wo Mum das Essen bestimmt fertig

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