Die Herren von Everon
einem Winkel von neunzig Grad auf der Kante stand. Enthüllt wurde das stumpfe Metall der Platte – und darunter etwas Dunkelrotes.
Jef faßte nach der Ecke des dunkelroten Dings und zog. Eine Ausweismappe glitt hervor.
„Das sind seine Papiere, Mikey“, erzählte Jef. „Aber ich dachte, der Konnetabel habe sie zusammen mit den Unterlagen aller Passagiere, die rote Aufkleber hatten, an sich genommen. Vielleicht hatte Armage sie ihm zurückgegeben?“
Jef nahm die Papiere aus der Mappe. Es waren nicht die Papiere eines John Smith vom ökologischen Korps. Sie zeigten ein Bild von Martin, identifizierten ihn jedoch als Martin Curragh, Bergbau-Ingenieur, der von einer auf der Erde ansässigen Gesellschaft nach Meeresgürtel entsandt wurde, einen kürzlich besiedelten Planeten in einem Sonnensystem, das sich Lichtjahre von der Sonne Comofors befand. Jef starrte auf die Blätter in seiner Hand. Wenn Martin tatsächlich ein John Smith war, mußte er natürlich eine Anzahl von Decknamen haben. Aber während die John-Smith-Papiere, die Jef gesehen hatte, als Martin sie Armage übergab, verdächtig neu und sauber gewirkt hatten, waren diese Identifikationspapiere offensichtlich viele Male auseinandergefaltet und wieder zusammengelegt und angefaßt worden.
Jef stand da mit der Martin-Curragh-Identifikation in der Hand. Alle Identifikationen konnten leicht innerhalb weniger Wochen nachgeprüft werden, einfach indem man eine Anfrage an jene Behörde auf der Erde schickte, die sie ausgestellt hatte, denn alle diese Papiere hatten ihren Ursprung auf der Erde. Tatsächlich war die Hin- und Rückreise per Raumschiff der kleinere Teil der Zeit, die die Beantwortung einer solchen Anfrage erforderte. Wenn es eine Verzögerung gab, dann entstand sie durch die Arbeit, die Angaben mit den Aufzeichnungen auf der Erde zu vergleichen.
Das Vortäuschen einer falschen Identität war deshalb nichts als Zeitverschwendung. Sie konnte zu leicht nachgeprüft werden, und jede Identität wurde häufig nachgeprüft. Im normalen Verlauf der Dinge wurden alle Ausweise, ausgenommen vielleicht die eines John Smith, kontrolliert. Aber wer stellte sich vor, daß einer so tollkühn sein würde, sich fälschlicherweise als ein John Smith auszugeben?
Möglich war das nur bei einem so merkwürdigen und zungenfertigen Typ wie Martin.
Das waren alles nur Mutmaßungen, sagte sich Jef, als er dastand und Martin Curraghs Ausweise in der Hand wog. Aber auch wenn er sich selbst zur Vorsicht mahnte, wurde das Gefühl in ihm doch übermächtig, Martin sei tatsächlich Martin Curragh und nichts weiter als Martin Curragh und beileibe kein John Smith.
Unglücklicherweise blieb seine merkwürdige Sympathie für den Mann erhalten. Er wünschte sich, er hätte alles andere, nur nicht gerade einen Beweis dafür gefunden, daß Martin zumindest ein Betrüger und beinahe sicher in eine noch schlimmere Ungesetzlichkeit verwickelt war. Mit einem Mal war ihm, als falle das letzte Teilchen eines Puzzles, das das ganze Bild sichtbar werden ließ, an seinen richtigen Platz, und Martins Motive dafür, daß er Mikey und ihm geholfen hatte, stimmten nur zu gut mit den übrigen Beobachtungen und Schlüssen überein.
Hier auf Everon ging insgeheim ganz bestimmt etwas vor, das faul war. Das ging hervor aus dem ungewöhnlichen Verhalten des Konnetabels, aus der Tatsache, daß die Gäste dort unten alle in der neuesten Mode der Erde umherstolzierten, und aus der Konstruktion und dem Aussehen dieses Hauses. Die ganze Situation roch nach persönlichen Interessen und nach möglicher Korruption in den Regierungskreisen dieser neubesiedelten Welt. Wenn Martin selbst auf der falschen Seite des Gesetzes stand, konnte man sich leicht vorstellen, daß er hier war, um sich eine Scheibe des Profits – worin er auch bestehen mochte – abzuschneiden.
Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, bekam die Jef und Mikey geleistete Hilfe einen ganz anderen Sinn. Martin es hatte dann nicht gesehen, daß sie ihn brauchten, sondern hatte erkannt, daß er sie brauchte, um seine Position zu festigen. Jefs Papiere waren über jeden Zweifel erhaben. Wenn Martin als Verteidiger desjenigen auftrat, der diese Papiere besaß, stützte das die Glaubwürdigkeit des John-Smith-Bildes auf nicht geringe Weise. Welche bessere Methode konnte es für Martin geben, seine Autorität zu beweisen, als aufzutreten wie ein Mann, der die Macht besaß, außer sich auch noch andere zu schützen?
Und was hatte Martin denn
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