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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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die auf halber Höhe quer über die Tür lief. Daran konnte er die Tür hochheben. Aber in dem Augenblick, wo er sie mehr als einen Zentimeter in die Höhe gebracht hatte, gerieten seine Fingerspitzen in einen solchen Winkel, daß er loslassen mußte. Wenn er auf irgendeine Weise anheben, loslassen und nach der unteren Kante greifen könnte, die er gerade eben so weit vom Fußboden gelöst hatte, daß sie zu fassen war …
    Er versuchte es. Es war unmöglich. Seine Verzweiflung wuchs. Es war nicht so, daß die Tür zum Heben zu schwer war. Es lag an der Tatsache, daß er sie nicht richtig in den Griff bekam.
    Er wollte schon aufgeben, als ihm ein Einfall kam. Er ging zurück, öffnete die Tür seines eigenen Zimmers und rief Mikey heraus. Er hob die Tür an und gab Mikey die ganze Zeit Erklärungen.
    „… siehst du, Mikey? Versuch, ob du deine Klauen unter die Kante der Tür bringen kannst, wenn ich sie hochhebe. Gib mir deine Pfote. So – nein, ich möchte nicht mit dir spielen …“
    Mikey hatte sich auf die Seite gerollt, als Jef eine seiner Pfoten ergriff und behutsam versuchte, sie umzudrehen.
    „Na gut, dann bleib dort liegen. Und wenn ich die Tür anhebe, steckst du deine Klauen und, wenn du kannst, die ganze Pfote unter die Kante und drückst nach oben. Versuch es, Mikey – jetzt.“
    Jef hob die Tür mehrere Male an. Mikey lag da und schenkte ihm seine Aufmerksamkeit, offensichtlich verwirrt. Der Maolot hatte eine ausgezeichnete Auffassungsgabe und war sehr intelligent, aber er hatte noch nie die Fähigkeit gezeigt, direkt auf Worte zu reagieren, wie es ein Hund oder ein anderes ausgebildetes irdisches Tier zu tun pflegt. Für gewöhnlich erfaßte er schließlich bemerkenswert richtig, was Jef ihm mitzuteilen wünschte. Aber das gelang ihm durch eine Methode oder unter Bedingungen, über die Jef niemals letzte Gewißheit erlangt hatte. Offensichtlich hatten Gefühl und Empathie sehr viel damit zu tun, was Mikey bewerkstelligte. In diesem Fall schien der Maolot nach kurzer Zeit zu erfassen, daß Jef alles andere als ein Spiel im Sinn hatte, daß er sich mit etwas Wichtigem beschäftigte. Doch Mikey hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was genau von ihm verlangt wurde.
    Jef sprach weiter mit ihm und hob immer wieder die Tür an. Er war sich dessen bewußt, daß er studiert wurde – aber er hatte sich daran gewöhnt, daß Mikey dies tat. Der Prozeß des Studierens war etwas, das niemand sonst erkannt hätte. Jef jedoch hatte gelernt, die beinahe unsichtbaren Zeichen zu deuten, mit denen der Maolot sich verriet. Er machte deshalb weiter, und nach ein paar Minuten wurde seine Geduld belohnt.
    Mikey streckte eine Pfote aus, als Jef die Tür zum fünften Mal anhob, und drückte die Ballen dieser Pfote nicht in die Ritze, die Jef geschaffen hatte, sondern flach gegen die Türfüllung. Seine Pfote und die Tür waren durch nichts verbunden als die Reibung, aber mit den mächtigen Muskeln des Vorderbeins, die dahintersteckten, gelang es ihm, die Tür zu halten.
    „Gut!“ stellte Jef mit Nachdruck fest. Er faßte nach unten, hakte seine eigenen Finger in den freien Raum zwischen der unteren Kante der Tür und dem Fußboden, den Mikeys Druck offenhielt, und hob. Mit einem leisen Quietschen, gefolgt vom Klicken des Riegels, der sich aus der Verankerung löste, öffnete sich der Verschluß.
    „In Ordnung, Mikey, laß sie hinunter.“
    Mikey nahm seine Pfote weg, und Jef selbst ließ ebenfalls los. Die Tür senkte sich auf den Teppich, der vom Flur aus in Martins Suite führte. Jef öffnete die Tür, und eine Sekunde später war er drinnen. Mikey folgte ihm.
    Martin reiste offensichtlich mit leichtem Gepäck. Im Wohnzimmer der Suite war nichts von persönlichen Dingen zu sehen. Im Schlafzimmer befand sich ein einziges Gepäckstück, ein Rahmenkoffer mit ein paar Stücken Allzweck-Kleidung und einem Toilettenbeutel. Jef wollte den Koffer schon wieder schließen und das Zimmer verlassen, als Mikey den Kopf an seinem Ellenbogen vorbeischob und mit der Nase über die Innenseite des Kofferdeckels fuhr.
    „Was ist, Mikey?“ Jef betastete die Ecken, fühlte aber nichts als die harten Platten, die den Innenrahmen des Koffers zusammenhielten. Plötzlich setzte Mikey eine Pfote neben Jefs Hand und hakte die Klauen in den Bezug.
    „Paß auf, Mikey. Du zerreißt…“ Aber der Bezug zerriß nicht, sondern rollte sich von einer unsichtbaren Linie zurück, die den Stoff an der Stelle teilte, wo die Rückseite des Deckels in

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