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Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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wenig. „War das …“
    „Was denn sonst? Ein männlicher Maolot, ein voll ausgewachsener. Vielleicht war es meiner.“
    „Deiner?“
    „Ja, meiner“, sagte Jarji. „Oh, er ist kein Schoßtier wie deiner da. Ich spreche von dem erwachsenen Maolot-Mann, dessen Jagdrevier sich mit meiner Antilopen-Ranch überschneidet. Wir hier oben in den Wäldern sind nicht so wie die Wisent-Rancher. Wir gehen nicht auf die Maolot-Jagd. Aber dieser alte Maolot da draußen hält andere männliche Maolots fern. Er nimmt die Antilopen, die er zu seiner Ernährung braucht, und ich beschwere mich nicht. Er und ich haben einen Waffenstillstand geschlossen. Er geht seiner Wege und ich meiner – und wir beide sorgen dafür, daß diese Wege sich nicht kreuzen. Er wird, auf seinen vier Beinen stehend, eine Schulterhöhe von fast zwei Metern haben. Das wirst du selbst sehen, wenn du ihm jemals von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehst.“
    Jef konnte ein Erschauern nicht unterdrücken.
    „Wird er …“ Jef zögerte. „Wird ein erwachsener Maolot-Mann wie dieser jedem Menschen aus dem Weg gehen?“
    „Wahrscheinlich, wenn er keinen Grund hat, das Gegenteil zu tun.“ Nachdenklich sah Jarji ihn über das nun herabgebrannte Feuer hinweg an. „Ohne Grund belästigt hier niemand niemanden. Das wirst du lernen müssen, wenn du in dieser Gegend bleiben willst.“
    „Ich weiß“, sagte Jef.
    Sie sah ihn überrascht und – zum ersten Mal – anerkennend an.
    „Vielleicht kommst du doch zurecht“, meinte sie, „falls du nicht umkommst, bevor du gelernt hast, wie du dich hier zu verhalten hast. Wenn du etwas nicht weißt, versuche nicht, es zu erraten. Frage jemanden, wenn jemand in der Nähe ist, den du fragen kannst, oder halte Abstand, bis du es weißt.“
    Jef nickte. Ihm fiel wieder ein, wie rätselhaft Mikey sich benommen hatte, als sie die Galuschas getroffen hatten.
    „Mir ist heute etwas Merkwürdiges begegnet“, sagte er langsam.
    „So? Was denn?“
    Er erzählte es ihr. Als er mit seiner Schilderung fertig war, nickte sie.
    „Das war ihr Paarungstanz. Genau das ist es, was ich dir klarzumachen versuche.“
    „Den Paarungstanz der Galuschas?“
    „Richtig. Sie beginnen ihn, indem sie auf diese Weise spielen – ein Dutzend oder mehr auf einmal, und dann teilen sie sich in kleinere Gruppen. Nach und nach scheidet dann mal ein überzähliges Männchen, mal ein überzähliges Weibchen aus. Das ist ihre Art, den Partner zu wählen.“
    „Aber warum hat Mikey sich verhalten, wie er es tat?“
    „Ich hab’s dir doch gesagt!“ Sie betonte das letzte Wort mit Nachdruck. „Hier auf Everon mischt sich niemand ohne Grund in etwas ein. Jede Spezies ist bei der Paarung sicher vor den Raubtieren, die sie normalerweise jagen. Individuen aus zwei Tierarten, die für gewöhnlich beim ersten Anblick miteinander kämpfen, bleiben friedlich. Maolots binden sich an ein Territorium, aber in der Paarungszeit überschreiten sie die Grenzen, und es gibt niemals einen Streit.“
    „Besteht ein Zusammenhang zwischen diesem Verhalten und der Art, wie dein Maolot-Mann Waffenstillstand mit dir geschlossen hat?“
    Sie schüttelte den Kopf.
    „Das ist etwas anderes. Du wirst es erst verstehen, wenn du ein paar Jahre hier gelebt hast. Der Waffenstillstand besteht allein zwischen ihm und mir.“
    „Und wenn ich ihm über den Weg laufe …“
    „Das läßt sich nicht voraussagen, ich erwähnte es schon.“ Stirnrunzelnd sah Jarji in das Feuer. „Wahrscheinlich wird er dich in Ruhe lassen, weil kein Grund vorhanden ist, etwas anderes zu tun. Nein, warte. Wenn ich es mir recht überlege, so wird er dir nichts tun, solange du den Kleinen bei dir hast.“
    „Mikey?“ Jef blickte hinab und legte einen Arm um den immer noch zitternden Körper, der sich eng an ihn drückte.
    „Klar. Ein voll ausgewachsener Maolot-Mann tut keinem weiblichen Tier oder Jungen etwas, auch einem jungen Männchen nicht, dessen Augen wie bei deinem noch geschlossen sind,“ erklärte Jarji.
    „Übrigens müßte deiner wissen, daß ein erwachsener Artgenosse ihn in Frieden lassen wird. Wenn er selbst schon geschlechtsreif wäre, dann könnte es anders aussehen. Wenn sich zwei Männer treffen, kämpfen sie immer um das Gebiet. Aber dein Maolot müßte wissen, daß kein Erwachsener ihm weh tun wird.“
    „Er ist in den ganzen acht Jahren auf der Erde groß geworden“, erwiderte Jef mit trockener Kehle. „Vielleicht hat er es vergessen oder nie gelernt. Mein Bruder fand

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