Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Herren von Everon

Die Herren von Everon

Titel: Die Herren von Everon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
Vom Netzwerk:
Das Netz gab nach. Draußen war ein leiser Aufschlag zu hören.
    „Jetzt klettere hinaus“, sagte Jarji.
    „Bin schon dabei.“
    Jef wand sich vorsichtig aus dem Fenster und kratzte sich nur ein bißchen dabei. Eine Sekunde später stand er keuchend auf dem Boden.
    „Mikey …“ Er wandte sich wieder dem Fenster zu. Aber Mikey segelte bereits in einem wundervoll berechneten Sprung hinaus, ohne irgendwo anzustoßen.
    „Gehen wir“, sagte Jarji. „Bleib dicht bei mir.“
    Sie übernahm in der Dunkelheit die Führung. Am Himmel stand gegenwärtig kein Mond, aber in dieser geographischen Breite von Everon ballte sich im Westen ein Klumpen dichtstehender, heller Sterne, die Jefs Augen gerade genug Licht gaben, daß er ihr folgen konnte. Sie kamen an dem schwarzen Schatten vorbei, den das Luftfahrzeug bildete. Jef streckte die Hand aus und berührte Jarjis Schulter.
    „Warum nehmen wir das nicht?“ flüsterte er.
    „Weil sie es einen halben Tag, nachdem wir es verlassen hätten, finden und somit wissen würden, daß wir nur einen halben Tagesmarsch von dieser Stelle entfernt sein können“, flüsterte Jarji zurück. „Zu Fuß legen wir die Entfernung von einem ganzen Nachtmarsch zwischen uns und ihnen, und über die Richtung können sie sich die Köpfe zerbrechen.“
    Sie gingen weiter, und die tiefere Dunkelheit des Waldes schloß sich um sie. Aber es war nicht so schlimm, wie Jef befürchtet hatte. Seine Augen gewöhnten sich nach und nach an die Finsternis – und das um so leichter, als er vorher für mehrere Stunden in einem schlechtbeleuchteten Raum eingeschlossen gewesen war. Und bald darauf wurde das Licht von oben stärker.
    „Mondaufgang“, bemerkte Jarji. Jetzt, wo sie ein gutes Stück vom Posten weg waren, sprach sie laut, mit normaler Stimme. „Ich vermute, du hast gedacht, wir hätten nicht einmal einen Mond.“
    „Natürlich weiß ich, daß ihr einen Mond habt“, verwahrte sich Jef. „Ich habe gelesen, daß …“
    „Wir haben sogar zwei. Zwei natürliche Satelliten, nur kann man den kleineren in dieser Breite außer im Sommer nicht sehen. Man kann auch den größeren, der eben aufgegangen ist, nur bis etwa Mitternacht sehen. Die Bäume verbergen ihn, wenn er nicht direkt über einem steht.“
    „Es ist schön, Licht zu haben“, meinte Jef friedlich.
    Das war es auch. Als das Licht, das der unsichtbare Mond auf sie herabwarf, sich verstärkte, begann der Waldboden zu leuchten, bis er, besonderes im Gegensatz zu der früheren Dunkelheit, heller schien als alles, an das Jef sich in einer Vollmondnacht auf der Erde erinnern konnte. Es war beinahe so hell, dachte Jef, wie an einem stark wolkenverhangenen Tag. Dabei fiel ihm ein, daß er sich nicht erinnern konnte, Wolken am Himmel von Everon gesehen zu haben, ausgenommen bei dem Hagelsturm. Aber, so mußte er sich zu seiner eigenen Überraschung klarmachen, er befand sich kaum länger als vier Tage auf der Oberfläche dieser Welt. Dabei hatte er das Gefühl, es seien schon Wochen.
    Die Nachtluft schien Mikey zu berauschen. Das Mondlicht konnte es schwerlich sein, da die Augen des jungen Maolots wie immer fest geschlossen waren. Aber Mikey rannte Jef wieder voraus, wie er es auf dem Marsch zum Posten Fünfzig getan hatte. Jetzt preschte er zwanzig oder dreißig Meter hinein in den Wald, während sie dem Weg folgten, auf dem Jarji sie führte. Dabei fiel Jef ein …
    „Wohin gehen wir?“ fragte er das Mädchen.
    „So nahe wie möglich an die Stelle, wo Beau leCourboisier früher seine Wild-Ranch hatte“, antwortete Jarji. „Jemand will dich dort treffen.“
    „Jemand? Woher weißt du das?“
    „Du bist etwas, das man den Glockenvögeln erzählen muß“, behauptete Jarji. „Das bist du wirklich. Wie hast du es auf der Erde geschafft, so lange am Leben zu bleiben?“
    „Was habe ich getan?“ fragte Jef bestürzt. „Ich habe doch nur gefragt, ob …“
    „Frage nicht“, wies Jarji ihn ab.
    „Ich soll nicht fragen?“
    „So ist es.“
    Jef ließ langsam den angehaltenen Atem entweichen. Sein Jähzorn mochte tief in ihm vergraben sein, aber diese Wild-Rancherin im Taschenformat schien eine besondere Begabung dafür zu haben, so tief zu bohren, daß sie ihn beinahe wieder ausbuddelte. Nicht, daß er seine übliche traurige Bitterkeit empfunden hätte. Es war nur so, daß er … irgendwie gereizt war.
    „Die Nachricht ist weitergegeben worden“, bemerkte Jarji. „Mehr brauchst du nicht zu wissen. Ich habe es gehört und meinte,

Weitere Kostenlose Bücher