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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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trieb, Lord Hermiston in die Quere kam. Man munkelte, Mylord habe in seiner grenzenlosen Verachtung und von einer gelinden, freundnachbarlichen Regung bewogen, Gib noch rechtzeitig einen Wink erteilt. Als dieser ihm eines Tages in der Potterrow begegnete,hatte Mylord ihn mit den Worten angehalten: »Gib, du Idiot, was muß ich von dir hören? Politik, Politik, nichts als Politik, Weberpolitik, nach allem, was die Leute sagen! Wenn du nicht ganz von deiner Idiotie besoffen bist, marschierst du schnurstracks nach Cauldstaneslap zurück; dort treib deinen Webstuhl, treib deinen Webstuhl, Mann!« Und Gilbert hatte den Wink beherzigt und war mit einer Hast, die man fast als Flucht bezeichnen konnte, in das Haus seiner Väter zurückgekehrt. Sein klarstes Erbe war jene Familienbegabung fürs Gebet, deren Kirstie sich rühmte; und der gescheiterte Politikus wandte jetzt seine Aufmerksamkeit religiösen Dingen oder – wie andere es nannten – der Ketzerei und dem Schisma zu. Er begab sich von nun an jeden Sonntag nach Crossmichael, wo er allmählich eine Sekte, bestehend aus einem Dutzend Mitgliedern, zusammenbrachte, die sich »Gottes letzte Streiter des wahren Glaubens« oder kurz nur »Gottes letzte Streiter« nannten. Den Lästermäulern waren sie als »Gibs Teufel« bekannt. Bailie Sweedie, ein bekannter Witzbold jener Stadt, schwur, der Gottesdienst würde regelmäßig mit der Melodie »Die Zollbeamten soll der Teufel holen« eingeleitet und das Sakrament würde in Form von heißem Whisky-Toddy genommen. Beides war ein boshafter Hieb gegen den Evangelimann, den man in seiner Jugend der Schmuggelei verdächtigt hatte und der einmal während des Jahrmarkts »knüppelhagelvoll« (wie der Ausdruck lautet) in den Straßen von Crossmichael aufgefunden worden war. Man wußte, daß diese letzten Streiter allsonntäglich den Segen auf Bonapartes Waffen herabflehten. Aus eben diesem Grunde waren sie wiederholtvor dem Häuschen, das ihnen als Tempel diente, von den Kindern mit Steinen beworfen worden; ja Gibs eigener Bruder Dand hatte einmal als Mitglied der freiwilligen Grenzwacht mit gezogenem Schwert gegen ihn eine Attacke geritten. Die »Letzten Streiter« hatten den Ruf, im Prinzip »Antinomisten« zu sein, was anderenfalls ein schwerer Vorwurf gewesen wäre, bei der damalig herrschenden öffentlichen Meinung jedoch gänzlich von dem Skandal um Bonaparte verschlungen wurde. Im übrigen hatte Gilbert seinen Webstuhl in einem der Nebengebäude von Cauldstaneslap aufgestellt, wo er sechs Tage in der Woche fleißig arbeitete. Seine Brüder waren über seine politischen Ansichten entsetzt und sprachen, um Zwistigkeiten zu vermeiden, nur selten mit ihm; er jedoch noch seltener mit ihnen, da er fast ständig im Studium der Bibel und im Gebet versunken war. Dagegen wurde der hagere Weber zur Kinderfrau von Cauldstaneslap; alle Kleinen liebten ihn zärtlich. Außer wenn er ein Kind auf den Armen trug, sah man ihn nur selten lächeln; überhaupt waren die Lächler rar in der Familie. Wenn dann seine Schwägerin ihn neckte und ihm vorschlug, er solle doch selbst eine Frau nehmen und Kinder zeugen, da er sie so liebe, pflegte er zu erwidern: »In jenem Punkte bin ich noch zu keiner Klarheit gekommen.« Falls man ihn nicht zum Essen rief, blieb er einfach fort. Mrs. Hob, eine harte, wenig mitfühlende Frau, machte einmal die Probe aufs Exempel. Er blieb den ganzen Tag ohne Nahrung, aber etwa um die Dämmerung, als das Licht versagte, betrat er von sich aus mit verwirrtem Ausdruck das Haus. »Heut hab' ich mächtig im Gebet gerungen«, bemerkte er. »Ichweiß nicht, ich kann mich nicht so recht besinnen, was es zu Mittag gab.« Die Sekte der »Gottesstreiter« ward durch ihres Gründers Leben gerechtfertigt. »Und doch, wer weiß«, meinte Kirstie, »vielleicht ist er gar nicht mal schlimmer als seine Nachbarn! Er ist mit den anderen ausgeritten und soll sich nach allem, was man so hört, gut gehalten haben! Gottes letzte Streiter? Des Teufels Marktschreier! Viel Christliches war aber auch nicht an der Art, wie Hob Johnny Dickieson traktierte! Gott allein weiß Bescheid! Ist Gib überhaupt ein Christ? Meines Wissens könnte er ebensogut ein Mohammedaner oder ein Teufel oder ein Feueranbeter sein!«
    Der dritte Bruder schrieb seinen Namen in der Stadt Glasgow auf ein messingnes Türschild so lang wie sein Arm: »Mr. Clemens Elliott«, nicht mehr und nicht weniger. In seinem Falle hatte jener Geist der Neuerung, der sich bei Hob nur

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