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Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums

Titel: Dread Empire's Fall 01 - Der Fall des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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PROLOG
    Der Shaa war der Letzte seiner Art. Er ruhte auf einer Liege in der Großen Zuflucht, in jenem gewaltigen kuppelförmigen Bauwerk, das aus der mächtigen Granitschicht der Hohen Stadt herausgemeißelt worden war. Von hier aus hatten die Shaa sich einst aufgemacht, ihr Reich zu erobern, von hier aus hatten ihre Räte das Schicksal der Milliarden von Untertanen gelenkt, und hierher kehrten sie zurück, um zu sterben.
    Er hieß Siegesgewissheit und war bereits in der Frühzeit der Praxis zur Welt gekommen, als die Shaa ihre ersten Eroberungen geplant, aber noch nicht in die Tat umgesetzt hatten. Im Laufe seines langen Lebens hatte er viele Siege und Triumphe mit eigenen Augen beobachten dürfen. Eines nach dem anderen waren viele Völker unter das Joch der Shaa gelangt und den Regeln der Herrscher und ihrer Peers unterworfen worden.
    Siegesgewissheit hatte die Große Zuflucht seit Jahrhunderten nicht mehr verlassen. Ständig war er von Helfern und Beamten umgeben, von Angehörigen der unterworfenen Völker, die ihm Bitten und Berichte vorzutragen hatten oder seine Befehle bis in die fernsten Winkel des Reichs übermittelten. Diener wuschen und
kleideten den Shaa an, warteten das riesige Computernetzwerk, das mit seinen Nervenfasern verbunden war, und brachten ihm ausgewählte Nahrung, um seinen schwindenden Appetit zu befriedigen. Obwohl er keinen Moment allein war, quälte den Shaa eine unendliche Einsamkeit.
    Niemand war mehr da, der ihn hätte verstehen können. Niemand, mit dem er in ruhmvollen Erinnerungen schwelgen konnte.
    Lebendig standen die Bilder früherer Zeiten vor ihm. Mit strahlender Klarheit sah er das Fieber, das in seinen Brüdern gebrannt hatte - den Drang, alle anderen Völker und sogar das ganze Universum zu unterwerfen und der vollkommenen Wahrheit der Praxis unterzuordnen. Er erinnerte sich an die ruhmreichen frühen Siege, an die primitiven Naxiden, die schließlich in den Dienst der Shaa getreten waren, an die vielen anderen, die danach gefallen waren - die Terraner, die Torminel, die Lai-own und zahllose weitere Spezies.
    Mit jeder Eroberung waren jedoch auch die Erwartungen gesunken, und das brennende Fieber war allmählich abgeklungen. Zunächst hatten die Shaa jedes eroberte Volk in seine Pflichten eingewiesen und es mit großer Sorgfalt erzogen - wie man Bäume aus Setzlingen zieht. Die Zweige mussten gebunden, gebogen und geformt werden, bis sie sich perfekt und nahtlos in die Praxis einfügten. Wie Bäume hatten sie die dienenden Völker ausgedünnt - mit Kugeln und Peitschen, mit Messern und dem alles verzehrenden Feuer der Antimateriebomben,
mit der langsamer wirkenden Strahlung und durch den noch langsameren Hungertod. Es war eine ungeheure Arbeit mit ungewissem Ausgang und eine gewaltige Bürde gewesen.
    Wenn die Shaa nur mehr Zeit gehabt hätten! Wenn sie nur ein paar zusätzliche Jahrtausende gehabt hätten, um ihren Garten perfekt zu gestalten, dann hätte Siegesgewissheit mit der Überzeugung, dass die wundervolle Aufgabe erfolgreich abgeschlossen wurde, in den Tod gehen können.
    Doch die Shaa hatten nicht genug Zeit gehabt. Zuerst waren die Ältesten gestorben, und ihre Erinnerungen waren verblasst - nicht die alten Erinnerungen, die glasklar blieben, sondern die neueren, denen es nicht gelungen war, die alten Eindrücke zu verdrängen und einen festen Platz im Bewusstsein zu finden.
    Die Shaa hatten die Fähigkeit verloren, sich an die Verwirklichung ihres Traums zu erinnern, und somit nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart vergessen.
    Demzufolge hatten sie zu künstlichen Hilfsmitteln gegriffen und riesige Speicherbänke und Computer gebaut, die sie mit ihrem Nervensystem verbinden konnten. Dadurch war es ihnen möglich geworden, ihr ganzes Leben mit allen köstlichen Einzelheiten aufzuzeichnen. Mit der Zeit hatte es sie jedoch ermüdet, auf diese Erinnerungen zurückzugreifen, und schließlich hatten die vielen Daten nur noch als schmerzliche Last gegolten, der Mühe nicht mehr wert.

    Einer nach dem anderen waren die mächtigen Shaa erloschen. Sie hatten sich keineswegs gefürchtet, anderen den Tod zu bringen oder ihm selbst zum Opfer zu fallen. Voll Trauer hatten sie erkannt, dass sie ihren eigenen Träumen im Weg standen, und waren in den Tod gegangen. Unter ehrenvollen Zeremonien waren sie gestorben.
    Nun lag Siegesgewissheit zwischen den großen Maschinen, in denen er alle Erinnerungen finden konnte, auf seiner Ruhestatt und wusste, dass sich der

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