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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Tisch gesetzt hatte.
    »Geschäftliche Angelegenheiten vermutlich, Sir«, entgegnetetrocken die Haushälterin und wies ihn durch die Andeutung eines Knickses auf den zwischen ihnen herrschenden Abstand hin.
    »Was für Angelegenheiten?« wiederholte er.
    » Seine Angelegenheiten, vermutlich«, wiederholte die unerbittliche Kirstie.
    Er wandte sich ihr mit jener strahlend guten Laune zu, die sein gewinnendster Zug war, und brach in schallendes, gesundes und natürliches Gelächter aus. »Gut pariert, Madame Elliott!« rief er, und der Haushälterin Gesicht löste sich in den Schatten eines eisernen Lächelns auf. »Wahrhaftig, gut pariert! Aber Sie müssen mich nicht so als Fremden behandeln! Archie und ich sind doch auf der gleichen Schule und gemeinsam auf der Universität gewesen und wollten auch beide in den Anwaltsstand eintreten, als – na, sie wissen ja! Liebe Zeit, liebe Zeit! Welch ein Jammer! Ein ganzes Leben ruiniert, ein junger Mensch hier in der Wildnis unter lauter Bauern begraben, und weswegen nur? Nur wegen eines dummen, törichten Streichs, nichts weiter. Gott, wie prachtvoll Ihre Haferkuchen schmecken, Madam Elliott!«
    »Es sind nicht meine, das Mädel hat sie gebacken«, antwortete Kirstie, »und mit Eurer Erlaubnis: Es hat wenig Sinn, des Herrn Name nur um etlicher eitler Brocken willen, die man sich in den Bauch stopft, in den Mund zu nehmen.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht, Madam«, entgegnete der unerschütterliche Frank. »Aber was ich gerade sagen wollte: Die Sache mit dem armen Archie ist doch ewig schade, und Sie und ich könnten Schlimmeres tun, als dieKöpfe zusammenstecken und wie zwei vernünftige Leute überlegen, wie man ihr ein Ende machen könnte. Ich sage Ihnen, Madam, Archie galt wirklich als ein äußerst vielversprechender junger Mann, und ich bin durchaus der Ansicht, daß er's als Anwalt noch weit gebracht hätte. Und was seinen Vater anbetrifft, so kann ja zwar keiner seine Tüchtigkeit leugnen, ebensowenig wie man bestreiten kann, daß er des Teufels eigene Laune geerbt hat –«
    »Wenn Ihr gütigst entschuldigen wollt, Mr. Innes, ich glaube, die Dirn' hat nach mir gerufen«, sagte Kirstie und fegte aus dem Zimmer.
    »Der verdammte, haarige, alte Besen!« rief Innes. Inzwischen war Kirstie in die Küche geflohen und machte vor ihrer Vasallin ihren Gefühlen Luft.
    »Hier, Nichtsnutz! Marsch hinein, und warte dem Innes auf! Ich hab' mich nicht mehr in der Gewalt. ›Armer Archie!‹ Ich würd's ihm zeigen, mit seinem ›armen Archie‹, wenn's nach mir ginge! Und Hermiston mit des Leibhaftigen eigener Laune? Herrgott, zuvor gib, daß er ihm Hermistons Haferkuchen aus dem Maule herausholt. Nicht ein Haar an den beiden Weirs, das nicht mehr Schneid und Kraft hätte als jener an seinem ganzen elenden Leibe! Und ausgerechnet mir kommt er mit seinen Schimpfereien! Er soll sich zurück in seine schmutzige Stadt trollen, wo sie ihn vielleicht brauchen können, und in seinen Kabriolets rumsausen – er mit seiner Pomade im Haar – und sich mit liederlichen Frauenzimmern gemein machen – Schande, die er ist!« Unmöglich konnte man ohne Bewunderung vernehmen, wie Kirsties wachsender Ekel sich entlud, während sie nacheinander diese ein wenigunbegründeten Anschuldigungen vorbrachte. Da erinnerte sie sich ihres augenblicklichen Vorhabens und wandte sich noch einmal an ihre faszinierte Zuhörerin. »Hast mich nicht verstanden, Schlafmütze? Hast nicht verstanden, was ich dir sagte? Muß ich dich zu ihm hineinjagen? Ich werde Ihr Beine machen, Mamsell!« Und die Magd floh aus der jetzt unsicher gewordenen Küche nach vorn, um Innes zu bedienen.
    Tantaene irae? Hat man den Grund noch nicht erraten? Seit Franks Kommen hatte es ein Ende mit den vertraulichen Gesprächen über dem Abendbrottablett! Franks ganze Schmeicheleien waren umsonst; er hatte das Rennen um Madam Elliotts Gunst mit einem Handicap angetreten.
    Seltsam jedoch war, wie hartnäckig der Mißerfolg sich bei all seinen Versuchen, Freundschaft zu schließen, an seine Fersen heftete. Ich muß den Leser warnen, Kirsties Epitheta für bare Münze zu nehmen; ihr lag mehr an deren Kraft als Wahrheit. Da war das Wort »elend« zum Beispiel; nichts hätte verleumderischer sein können. Frank war der Inbegriff schöner, gutgelaunter, kraftvoller männlicher Jugend. Er hatte strahlende, vergnügt funkelnde Augen, lockiges Haar, ein einnehmendes Lächeln, blendend weiße Zähne, eine bewundernswerte Kopfhaltung, das Aussehen

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