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Die Herren von Hermiston

Titel: Die Herren von Hermiston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Louis Stevenson
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Mephistopheles'
    Zwei Tage später setzte ein Gig aus Crossmichael Frank Innes vor den Toren Hermistons ab. Einmal im vergangenen Winter während eines besonders heftigen Anfalls von Langeweile hatte ihm Archie einen Brief geschrieben. Dieser hatte eine Art Einladung enthalten, oder eine Anspielung auf eine Einladung – Innes wie er selbst erinnerten sich nicht mehr genau daran. Als Innes ihn empfing, hatte ihm nichts ferner gelegen, als sich mit Archie zusammen im Moor zu vergraben; allein selbst die scharfsinnigsten politischen Köpfe wandeln nicht immer mit untrüglicher Zielbewußtheit durchs Leben. Das würde eine Gabe der Voraussicht erheischen, die den Menschen abgeht. Wer hätte sich zum Beispiel denken können, daß noch nicht einen Monat nach Empfang jenes Briefes, den er verspottet, dessen Beantwortung er verschoben, ja den er zu guter Letzt gar verloren hatte, Mißgeschicke düsterster Natur sich um Franks Laufbahn sammeln würden? Der Fall läßt sich mit wenigen Worten schildern. Sein Vater, ein kleiner Gutsbesitzer in Morayshire mit einer zahlreichen Familie, wurde widerspenstig und sperrte plötzlich den Wechsel; Frank hatte sich die Anfänge einer recht anständigen Bibliothek zugelegt, die er sich genötigt sah nach einigen unerwarteten Verlusten auf dem Rennplatz wieder zu verkaufen, noch ehe sie bezahlt waren; seinem Buchhändler kam diese Tat zu Ohren, und er erließgegen Innes einen Haftbefehl. Frank hörte noch rechtzeitig davon und war imstande, seine Vorsichtsmaßregeln zu treffen. Bei diesem Wirrwarr seiner Angelegenheiten und angesichts der drohenden Klage hielt er es für das klügste, sofort zu verschwinden; er schrieb daher einen glühenden Brief an seinen Vater und bestieg die Postkutsche nach Crossmichael. Jeder Hafen war ihm recht in diesem Sturm! Mit männlicher Entschlossenheit kehrte er dem Parlamentshaus und seinem heiteren Klatsch, kehrte Porter und Austern, dem Rennplatz und der Arena den Rücken, kühn entschlossen, mit Archie Weir in Hermiston ein lebendes Grab zu teilen, bis die Wolken sich zerstreut hätten.
    Um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Er selbst war über seine Abreise nicht weniger erstaunt als Archie über seine Ankunft; nur verbarg er seine Verwunderung mit unendlich viel größerer Gewandtheit.
    »Ja, hier bin ich!« sagte er, als er ausstieg. »Endlich ist Pylades zu seinem Orest gekommen. Übrigens, haben Sie meine Antwort erhalten? Nein? Wie ärgerlich! Ja, jetzt bringe ich die Antwort selbst; um so besser!«
    »Ich freue mich natürlich sehr, Sie zu sehen«, sagte Archie. »Sie sind natürlich herzlich willkommen. Aber Sie haben doch nicht die Absicht zu bleiben, solange das Gericht noch tagt? Wäre das nicht äußerst unvernünftig?«
    »Der Teufel hole das Gericht!« meinte Frank. »Was ist die Jurisprudenz gegen die Freundschaft und ein bißchen Fischen?«
    Und so kamen sie überein, daß er bleiben solle ohnejeden anderen Termin für seine Abreise als den, welchen er sich privatim stellte – nämlich den Tag, an dem sein Vater mit dem Gelde herausrücken würde und er imstande wäre, seinen Buchhändler zu befriedigen. Unter so unklaren Verhältnissen begann für diese beiden jungen Männer (die nicht einmal Freunde waren) ein Leben größter räumlicher Nähe und ständig schwindender Vertraulichkeit. Sie sahen sich bei den Mahlzeiten sowie des Abends, wenn die Stunde des Whisky-Toddys sich nahte; allein es war auffallend (wäre jemand dagewesen, es zu beobachten), daß sie bei Tage nur selten zusammenkamen. Archie hatte Hermiston zu verwalten; die mannigfachsten Obliegenheiten führten ihn in die Berge, wo Franks Begleitung überflüssig war und Archie sie mitunter auch ablehnte. Manchmal ging er in aller Frühe vom Hause fort und ließ dem anderen auf dem Frühstückstisch lediglich einen Zettel zurück, um ihn von dieser Tatsache in Kenntnis zu setzen; dann und wann kehrte er auch ohne jede vorherige Ankündigung erst lang nach der Essenszeit heim. Innes seufzte unter dieser Fahnenflucht; er brauchte seine ganze Philosophie, um sich gelassen an den gemeinsamen Frühstückstisch zu setzen, und mußte die echte Gutmütigkeit seiner Natur zu Hilfe rufen, um Archie bei den seltenen Gelegenheiten, wenn er verspätet zum Essen heimkehrte, freundlich zu begrüßen.
    »Was in aller Welt macht ihm nur so viel zu schaffen, Madam Elliott?« fragte er eines Morgens, nachdem er soeben eines dieser flüchtig hingekrizelten Billette gelesen und sich zu

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