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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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wird zum Senat zurückkehren und ihm notgedrungen sagen müssen, dass Cäsar sich geirrt hat und dass eben doch nicht ganz Gallien Rom gegenüber unterwürfig ist.«
    »Bán...«
    »Ich weiß, ich weiß, tut mir Leid. Die Spione sind überall, und die Wassertröge haben Ohren. Aber was kann er denn noch tun, was er nicht schon getan hat? Ich werde sterben, daran besteht kein Zweifel. Und ich möchte lieber in Krähes Gesellschaft sterben als in der irgendeines anderen, das ist alles. Deine kastanienbraune Stute ist ein prachtvolles Tier, und ich bin dir sehr dankbar für dein Angebot. Ich zweifle nicht daran, dass sie schneller laufen kann als alles, was der Ubier in seinem Stall haben mag, aber dies ist nicht die rechte Zeit, um davonzulaufen oder um sich auf kunstvolle Beinarbeit zu verlassen. Das Einzige, worum ich dich bitte, ist, dass du den Hengst danach schnell und schmerzlos tötest und nicht zulässt, dass Gaius ihn nach Rom befördert, um seinen Rennstall mit ihm zu zieren. Krähe ist schon genug misshandelt worden. Der Schaden, den er davongetragen hat, ist auch so schon groß genug, ohne dass man ihn noch schlimmer machen muss.«
    »Dann nimm wenigstens das Schwert. Bitte!«
    Das Schwert hatte Corvus ihm als Allererstes angeboten, noch vor der kastanienbraunen Stute, und die Waffe hatte Bán wesentlich mehr in Versuchung geführt als das Pferd. Es war das letzte Schwert, das Eburovic jemals geschmiedet hatte; er hatte es Curaunios geschenkt, und dieser hatte es dann dem Römer überlassen, als sie damals an Bord der Sonnenpferd gegangen waren. Jetzt hielt Corvus Bán die Waffe hin, sorgfältig auf seinen Handflächen ausbalanciert. Die Scheide aus Bullenleder war ebenso zäh und unverwüstlich wie das Volk der Eceni. Die bronzene Bärin auf dem Knauf trug den Kern der Seele seines Vaters in sich. Bán berührte das Schwertheft mit aufrichtigem Bedauern.
    »Ich kann es nicht annehmen. Es tut mir Leid. Das Schwert wurde speziell für Curaunios angefertigt; für mich ist es zu groß und zu schwer. Ich würde wie ein Kind aussehen, wenn ich damit auf den Kampfplatz hinausginge, und ich möchte gute Eceni-Handarbeit nicht dem Spott preisgeben. Civilis hat mir Waffen und einen Schild besorgt, die für einen batavischen Jüngling angefertigt wurden. Sie haben die passende Größe für mich, und für diejenigen, die nichts Besseres kennen, sehen sie durchaus geeignet aus.«
    Civilis hatte ihm noch mehr als das gegeben. Der Lederharnisch, den Bán trug, und das dazugehörige Kettenhemd waren ebenfalls Geschenke des Batavers. Er trat jetzt auf Bán zu, ein massiger Bär von einem Mann, so niedergedrückt von der Sorgenlast dessen, was geschah, dass seine Bewegungen plötzlich schwerfällig und unkoordiniert wirkten. Seine Augen waren blutunterlaufen, weil er zu viel getrunken hatte, aber seine Stimme war fest, oder zumindest so fest, wie die eines Batavers noch sein konnte, wenn er in Kummer versunken war.
    »Bán, kleiner Bruder, du darfst nicht in dem Glauben hinausgehen, dass du sterben wirst. Der Ubier ist nicht so unbesiegbar, wie er dir vielleicht erscheinen mag. Er hat gewisse Schwächen. Er hebt den Arm zu hoch, wenn er zum Rückhandschlag ausholt, und dadurch ist die Stelle unterhalb des Armes ungeschützt. Wenn du als Erstes deinen Speer benutzt, und zwar mit aller Kraft, kannst du ihn in genau dem Moment treffen, in dem er den Arm hochreißt, und er wird tot sein, noch bevor er seinen Schwerthieb vollenden kann.«
    Bán legte dem Mann eine Hand auf den Arm. »Civilis, mein Freund, wenn ich gerade erst aus den Eceni-Ländern gekommen wäre, könnte ich das vielleicht schaffen. Aber inzwischen habe ich diese Art zu kämpfen verlernt, weil ich nun schon vier Monate lang darauf gedrillt worden bin, ein Schildträger in einer Kohorte von Hunderten zu sein, ein Kämpfer in einer Linie von Tausenden. Ich könnte jetzt ebenso wenig mehr im Kampf Mann gegen Mann bestehen, wie du noch als Teil einer Infanteriekohorte kämpfen könntest. Es wird auf ein Abschlachten hinauslaufen, und Gaius weiß das auch. Er sucht nach einem Grund, der es ihm ermöglicht, Galba nachzugeben, ohne dabei das Gesicht zu verlieren, und wir werden ihm diesen Grund liefern.«
    »Warum bist du dann so verdammt froh darüber?«
    »Weil ich bis heute Mittag wieder mit Iccius und meiner Familie vereint sein werde. Warum sollte ich da nicht froh sein?«
    Als er das erste Mal aufzusitzen versuchte, warf ihn der gescheckte Junghengst prompt ab.

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