Die Herrin der Kelten
empfangen. Airmid hatte ihr Haar an den Schläfen nach Kriegerart geflochten und die Feder mit dem rot gefärbten Kiel, Symbol für die Tötung eines Feindes, in einem der Zöpfe befestigt. In ihrer rechten Hand hielt sie den Kampfspeer, den ihr Vater für sie gemacht hatte, einsatzbereit für eine Schlacht gegen die Coritani. An ihrer linken Schulter trug sie den Schild, den sie erst kürzlich fertig geschmiedet hatte. Der Knauf in der Mitte bestand aus Eisen, glänzend poliert, damit er zu der Speerspitze passte. Das Leder um den Knauf herum war Pferdeleder, gekocht und imprägniert und mit einer Schicht aus Hühnereiweiß überzogen, um es wasserdicht zu machen. Der Schild war noch nicht mit Symbolen geschmückt gewesen, da sich die wahre Natur ihrer Träume erst in ihren langen Nächten in der Einsamkeit herausstellen würde, aber damit Breaca nicht als Kind vor den fremden Kriegern erscheinen musste, hatte die Großmutter heute kurzerhand einen nassen Finger in Färberwaid getaucht und den mit Schlangenköpfen verzierten Speer der Ahnen auf die Vorderseite gemalt. Das Bild würde später wieder abgehen, wenn sie den Schild wusch, aber jetzt, frisch aufgemalt, hob es sich leuchtend blau von dem fast weißen Untergrund des Leders ab, und Breaca fand es wunderschön. Kurz bevor sie aufgesessen hatte, hatte die Großmutter dasselbe Symbol auf die Schulter ihres Pferdes gemalt. Breaca fühlte es wie ein lebendiges Wesen an ihrem Schenkel pulsieren, als sie jetzt im Schritt auf die Ebene hinausritt. Die junge Stute schien genau das Gleiche zu empfinden; sie ging mit hoch erhobenem Kopf und geblähten Nüstern.
Auf dem zentralen Platz gegenüber dem Walltor hielt Breaca an. Die Krieger näherten sich im gestreckten Galopp, ohne jedoch durch irgendetwas erkennen zu lassen, dass sie sie gesehen hatten. Breaca saß kerzengerade aufgerichtet da; sie hatte den Schaft ihres Speers durch die Schlaufe geschoben, die vorn an ihrem Sattel befestigt war, und hielt die Spitze senkrecht nach oben, um zu signalisieren, dass sie zur Begrüßung gekommen war, und nicht etwa, um die Fremden zu bedrohen. Noch immer machten die Krieger keine Anstalten, ihre Pferde zu zügeln. Weit draußen auf den Koppeln hob eines der kürzlich eingetauschten Hengstfohlen den Kopf und wieherte herausfordernd. Breaca glaubte, es könnte der Rotschimmel mit dem weißen Hinterbein sein, den ihr Vater als seinen nächsten Zuchthengst ausgewählt hatte. Der ungebärdige Braune in der Mitte der trinovantischen Reiterschwadron warf den Kopf hoch und bekam einen Stoß ins Maul, noch bevor er zurückwiehern konnte. Das Hengstfohlen, besser abgerichtet, schnaubte leise als Antwort.
Erst als die Krieger nur noch eine knappe Speerlänge von Breaca entfernt waren, zogen sie die Zügel an und kamen schlitternd zum Stehen. Lediglich der Schwarzhaarige auf dem braunen Wallach machte seine Sache gut, aber nach allem, was Gunovic über ihn erzählt hatte, hatte Breaca auch nichts anderes von ihm erwartet. Togodubnos ist der älteste von Cunobelins Söhnen. Er ist enorm groß für sein Alter, hat schwarzes Haar und eine Hakennase. Er hat noch nicht im Kampf getötet, aber er hat seine Kriegerprüfungen mit Bravour bestanden, und die Trinovanter setzen große Hoffnungen auf ihn. Togodubnos trug eine einzelne Krähenfeder, allerdings ohne rot gefärbten Kiel. Breaca musterte ihn mit einem ersten Anflug von Respekt. Er erwiderte ihren Blick ruhig und unverwandt.
Die übrigen Reiter traten aus dem Glied und verteilten sich in einem Halbkreis um Breaca. Verstohlen suchte sie nach dem jüngsten Bruder, dem Krieger mit dem weizenblonden Haar und den meergrünen Augen seiner Mutter. Caradoc ist wahrhaft außergewöhnlich. Er ist derjenige, den man als Kampfgefährten an seiner Seite haben möchte, wenn man in einer Schlacht kämpft. Oder aber auch derjenige, den man in seinen kühnsten Träumen zu einem Entscheidungskampf herausgefordert haben könnte, während man im Schlaf jeden Hieb und jeden Stoß übte, bis man genau wusste, wie man ihn besiegen konnte. Breaca verstärkte ihren Griff um den Speer und spürte, wie das Hämmern ihres Herzschlags durch den Schaft pulsierte. Sie ließ ihren Blick noch zwei weitere Male über die Reihe von Reitern schweifen, und trotzdem gelang es ihr nicht, den Aufwiegler zu entdecken. Es überraschte sie, wie groß ihre Enttäuschung war.
Der Rothaarige war auf ihrer linken Seite, noch immer damit beschäftigt, sein unruhiges Pferd zu
Weitere Kostenlose Bücher