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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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glitt flackernd über das Gebilde in ihrer Hand und ließ es wie eine sich ringelnde Schlange erscheinen.
    »Was ist das?«
    »Komm mit nach draußen und sieh es dir an.«
    Breaca duckte sich hinter der Großmutter unter dem Türvorhang hindurch. Im Licht der frisch gewaschenen Sonne nahm der Gegenstand in ihrer Hand auf einmal eine feste Form an und erstrahlte in prachtvollem Glanz. Es war der Torques ihrer Mutter, der geweihte Halsring, der von den Ahnen aus neun mal neun Golddrähten geflochten worden war, das Rangabzeichen der Anführerin der Eceni. Breaca hatte den goldenen Halsring seit der Stammesversammlung vor dem Tod ihrer Mutter nicht mehr gesehen. Jetzt schnürte sich ihr bei seinem Anblick plötzlich die Kehle zu.
    Sie hob eine Hand an ihren Hals. Mit der Stimme eines Kindes sagte sie: »Er ist nicht für mich. Ich bin noch nicht alt genug. Macha sollte ihn haben. Sie ist jetzt unsere Anführerin.«
    »Macha ist aber nicht hier. Und außerdem sind die Krieger gekommen, um mit einer Frau aus der königlichen Familie zu sprechen. Sie werden dich ohne den Halsring nicht respektieren.«
    »Dann sollen sie’s doch bleiben lassen. Das ist ihre Entscheidung.«
    »Nein. In bestimmten Dingen haben die Götter das erste Wort. Der Halsreif gebührt dir. Du wirst ihn tragen.«
    Jetzt sprach die Großmutter nicht mehr so sanft, wie sie mit einer Gebärenden sprechen würde, sondern in dem Tonfall, in dem sie bei der letzten Ratsversammlung gesprochen hatte, als sie sich gegen einen Krieg gegen die Coritani wandte. Älteste, Träumer und Stammesführer aus dem gesamten Volk der Eceni hatten diese Stimme gehört und es vorgezogen, nicht zu widersprechen. Breaca ließ ihre Hand wieder sinken. Airmid hob von hinten ihr Haar hoch und hielt es fest. Die Großmutter bog die Endstücke des Torques auseinander und ließ ihn um ihren Hals gleiten. Er schmiegte sich an ihre Schlüsselbeine, als ob er speziell für sie gemacht wäre, und zum ersten Mal in ihrem Leben verstand Breaca die Veränderung, die mit ihrer Mutter vorgegangen war, wenn sie den Halsring getragen hatte. Genau wie die Schwertklinge, die ihr Vater für sie schmiedete, so sang auch er in ihrem Herzen und erfüllte sie mit Stolz. Jetzt, wo sie ihn trug, wusste sie plötzlich, wie es war, den Göttern nahe zu sein. Sie drehte sich herum. Airmid biss sich auf die Lippen. In den Winkeln ihrer Augen schimmerten Tränen, obwohl ihr Lächeln echt und strahlend war. Die Großmutter nickte bedächtig.
    »Siehst du? Man muss den Göttern einfach vertrauen, selbst wenn man sie nicht versteht. Der Halsring gebührt eindeutig dir, ganz gleich, wie jung du noch bist. Geh jetzt und leg deine Waffen bereit. Du darfst nicht unbewaffnet vor den Südländern erscheinen. Airmid wird in der Zwischenzeit dafür sorgen, dass dein Pferd am Walltor für dich bereit steht. Und keine Sorge, du wirst so viel Zeit haben, wie du brauchst.«
     
    Breaca hatte sogar noch mehr als genug Zeit. Sie hatte schon geglaubt, die Großmutter hätte sich geirrt und die trinovantischen Krieger würden überhaupt nicht mehr kommen, als plötzlich Lärm vom Wald herüberschallte und wenig später die ersten Reiter in ihrem Blickfeld erschienen. Sie kamen im gestreckten Galopp zwischen den Bäumen hervor und formierten sich dann zu einer langen Reihe, um Seite an Seite an dem flachen Renngelände im Süden des Schutzwalls entlang zu reiten. Sie waren jetzt wieder trocken und hatten sich die Zeit genommen, sich mit der für eine Ratsversammlung erforderlichen Förmlichkeit zu kleiden. Sie hatten ihre Schilde vom Sattelknauf gehoben und sich über die Schulter gehängt, so wie es sich für Krieger gehörte, die durch fremdes Territorium ritten. Krähenfedern mit rot gefärbtem Kiel baumelten in Büscheln von ihren Halsreifen und ihren Kriegerzöpfen herab. Ihre Umhänge flatterten hinter ihnen, so gelb wie die Morgensonne. Die Farbe betonte den rötlichen Schimmer der Bronze an ihren Armen und den Glanz des Goldes an ihrem Hals und ließ sie noch strahlender funkeln. Breaca hätte den Anblick der Krieger prachtvoll gefunden, hätten ihr nicht noch Gunovics Worte im Ohr geklungen: Cassivellaunos ’ Umhang enthielt sämtliche Farben sämtlicher Stämme, außer dem Ginsterblütengelb des Verräters Mandubracios . Es war ein Wunder, dass sie es angesichts dieser Tatsache nicht vorgezogen hatten, eine andere Farbe zu tragen.
    Breaca ritt mit ihrem grauen Stutenfohlen vom Walltor fort, um die Fremden zu

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