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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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den Hals, die sie noch würdevoller erscheinen ließen und die sie anders und heilig machten.
    Bei jeder anderen Gelegenheit hätte Airmids Anblick in dem prachtvollen Festgewand Breaca mit Stolz und einer verzweifelten Sehnsucht erfüllt. Jetzt jedoch war sie Teil des neuen Ereignisses, einer Sache, mit der man sich befassen musste, und zwar schnell. Breaca lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht im Sattel zurück, und die Graue blieb gehorsam stehen, so wie sie es geübt hatten.
    Airmid griff nach den Zügeln. Ihre Augen waren leuchtend und klar, ihr Blick von der besonderen Intensität erfüllt, die stets nach dem Träumen auftrat. Sie fragte nur: »Wer sind sie?«
    »Trinovanter. Mindestens dreißig. Sie sind bewaffnet, aber der Anführer trägt den Armreifen eines Kuriers am linken Arm. Sie sind noch auf dem Waldpfad, aber sie werden auf ihrem Weg zur Stammesversammlung hier vorbeikommen. Sie sollten ordnungsgemäß empfangen und begrüßt werden.« Sie beugte sich zur Seite, um in das Rundhaus hineinzusehen. Die Graue tänzelte unter ihr und scharrte ungeduldig mit den Hufen. Breaca sah jedoch niemanden im Haus und richtete sich wieder auf. »Wo ist Macha?«
    »Bei deinem Vater. Sie sind zum Marktgelände geritten, um den anderen zu helfen, das Versammlungshaus für die Ratssitzung herzurichten.«
    Breaca fluchte lästerlich. »Und Sinochos?«
    Die Großmutter grinste zahnlos. »Er ist auf der Jagd, um Fleisch für das Festmahl morgen Abend zu beschaffen. Aber sein Sohn ist hier, falls du unbedingt einen Mann brauchst und nicht allzu wählerisch bist.«
    »Dubornos? Wieso ist er denn hier?« Als sie Dubornos das letzte Mal gesehen hatte, hatte er noch zwischen den Ständen mit Tauschwaren gesessen, damit beschäftigt, seinen zweiten Krug Ale zu trinken und jedem, der bereit war, ihm zuzuhören, ausführlich von den großartigen Geschäften zu erzählen, die er auf dem Markt gemacht hatte.
    »Er hat sich mit einem anderen Jungen um einen Schwertgürtel geprügelt, und da haben sie ihn kurzerhand nach Hause geschickt«, erklärte die alte Frau. »Ich könnte mir allerdings denken, dass sie ihn wieder zurückkommen lassen würden, wenn er interessante Neuigkeiten mitbrächte. Du wirst ihn im Männerhaus finden, wo er seinen Brummschädel kühlt. Er wird wohl noch reiten können, solange man ihm ein Pferd gibt, das mehr Verstand besitzt als er.«
    »Was ist denn mit seinem eigenen Pferd passiert?«
    »Sie haben es ihm weggenommen und ihn gezwungen, zu Fuß zu gehen«, antwortete Airmid. »Du müsstest ihm schon ein anderes geben.« Sie sagte nicht, dass Breaca ihm doch ihre graue Stute überlassen solle; sie würde sich hüten, einen solchen Vorschlag zu machen. Denn Breaca verabscheute Dubornos mit einer grimmigen Leidenschaft. Ihrer Ansicht nach war er ein brutaler Tyrann, ein Lügner und - die schlimmste aller Beleidigungen - ein miserabler Reiter.
    Sie tauschte einen Blick mit ihrer Freundin. Ihre Hand um die Zügel verkrampfte sich, und das Stutenfohlen warf nervös den Kopf hoch. Sie sagte: »Ich werde ihn zu den Koppeln mitnehmen. Er kann einen der neuen Wallache reiten. Sie sind schnell genug und haben nicht so empfindliche Mäuler, die es gleich übel nehmen, wenn er mit seinen groben Pranken an den Zügeln zerrt.« Das stimmte zwar nicht, und sie wusste es auch, aber lieber wäre sie gestorben, als dass sie ihm erlaubt hätte, ihr Stutenfohlen zuschanden zu reiten.
    Sie eilte davon, bevor die Großmutter Einwände erheben konnte. Im Männerhaus hockte Dubornos eingeschnappt in einer Ecke und weigerte sich stur zu glauben, dass fremde Krieger kamen oder dass er in irgendeiner Weise dazu verpflichtet war, das zu tun, was Breaca von ihm verlangte. Zweimal ließ sie sich von ihm als Lügnerin beschimpfen, dann zog sie voller Wut ihr Messer aus dem Gürtel und hielt ihm die scharfe Schneide an die Kehle.
    »Wenn du erst einmal deinen Speer errungen hast, wirst du das Recht haben, mir zu widersprechen. Bis dahin bist du nichts weiter als ein Kind und tust, was man dir sagt! Ist das klar?«
    Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie ihren besonderen Rang ausnutzte, den sie durch die Tötung des feindlichen Kriegers erworben hatte, und auch das erste Mal, dass sie in aufrichtigem Zorn ihr Messer gezogen hatte, um jemandem damit zu drohen. Dubornos erbleichte und riss erschrocken die Augen auf. Er schob sich hastig rückwärts gegen den Türpfosten und ritzte sich dabei den Hals an einem winzigen Holzsplitter, so

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