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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Aber das können wir jetzt ja nicht tun. Er ist ein Junge, und wir können ihn ja nicht hier ins Frauenhaus holen, um ihn zu fragen...«
    Ihre Worte endeten in Schweigen. Aller Augen richteten sich auf Macha, die ihre Schultern bewegte und die Muskeln anspannte, ganz so, als ob sie eine neue Last erprobte. Sie war nun die älteste der Träumerinnen, und diese Position brachte ihre ganz eigenen Verpflichtungen und eine besondere Verantwortung mit sich. Sie starrte in die Dunkelheit am Ende des Raums und runzelte die Stirn. Nach einer Weile sagte sie: »Bán wurde am Tag der Herbst-Tagundnachtgleiche geboren. Und die ist in diesem Jahr noch nicht gewesen, somit ist er immer noch acht Jahre alt und hat darum die Erlaubnis, das Frauenhaus zu betreten. Im Übrigen ist das auch nicht das erste Mal in diesem Jahr. Airmid, würdest du ihn bitte suchen und ihm sagen, dass er herkommen soll? Er wird wahrscheinlich Eburovic und Sinochos helfen, die Toten-Plattform für die ältere Großmutter zu errichten. Sie sind in der Scheune gleich vor dem Tor.«
    Bán war zwar tatsächlich noch erst acht Jahre alt, aber es war wiederum auch schon ein halbes Jahr her, dass er das letzte Mal im Frauenhaus gewesen war, und sein Leben hatte sich seitdem immens gewandelt. Das letzte Mal war er noch ein verängstigtes, orientierungsloses Kind gewesen, dessen Traum schwer auf ihm lastete und das mit gesenktem Haupt bei seiner Mutter Schutz gesucht hatte. Jetzt dagegen folgte er Airmid voller Stolz und Respekt und mit erhobenem Blick und gestrafften Schultern. Breaca beobachtete, wie er zur Tür hereinkam und seinen Platz am Feuer einnahm, als ob er dort geboren wäre. Sein Blick wanderte über die Runde der versammelten Frauen, blieb dann auf seiner Mutter, auf der neuen älteren Großmutter und schließlich, mit einem plötzlichen freudigen Aufleuchten in seinen Augen, auf Breaca ruhen. Airmid hatte ihm also noch nicht gesagt, dass sie zurückgekehrt war. Sie zwang sich, ihm zuliebe zu lächeln, und beobachtete, wie er sie von oben bis unten musterte, ihr zerzaustes, verklettetes Haar und die Spuren des kürzlichen Weinens, die Schnittwunden auf ihren Beinen und Armen, die Tränenflecken auf ihrer Tunika. Was auch immer in ihren Nächten in der Einsamkeit eine reine Vision gewesen sein mochte, das Kriechen durch die Stechginsterhecke war real gewesen, und irgendwann hatte etwas auf ihren Arm eingeschlagen und dabei einen blauen Fleck hinterlassen, wie er vielleicht von einem herabfallenden Speerschaft stammen konnte. Als Bán den Bluterguss sah, verschwand sein Lächeln, und er runzelte die Stirn, genauso wie seine Mutter, mit einer zerknitterten Linie über jedem Auge.
    Breaca beugte sich zu ihm hinüber und berührte beruhigend seinen Arm. »Mir geht es gut. Ich werde später noch einmal zu dir kommen und mit dir sprechen. Nun möchte die ältere Großmutter dir gern ein paar Fragen stellen.«
    Bán riss alarmiert die Augen auf. Er kannte ebenso gut wie jeder andere das Tabu, den Namen der Toten auszusprechen. Breaca nickte zur Linken hin, und er entspannte sich wieder. Es hatte sich bereits herumgesprochen: Sie, die die ältere Großmutter war, ist nicht mehr länger unter uns. Eine Neue hat ihren Platz eingenommen. Dennoch würden sie alle noch eine Weile brauchen, um sich daran zu gewöhnen. Selbst diejenigen, die das wussten und zudem auch noch die Zeit hatten, sich damit abzufinden, brauchten einen Augenblick, bis sie ihren Blick in die richtige Richtung gewandt hatten. Als sie sich der Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher war, nickte die neue ältere Großmutter langsam.
    »Bán Hasenjäger.« Ihre Stimme hatte so gar keine Ähnlichkeit mit der ihrer Vorgängerin. Sie sprach immer noch so, wie Macha sprach oder Nemma oder irgendeine der anderen Frauen; sie sprach mit dem melodischen Tonfall und dem munteren Rhythmus, in den das Lachen, aber auch der Kummer des täglichen Lebens einflossen. Sie hatte es noch nicht gelernt, genau jenen Ton anzuschlagen und ihren Worten genau jenen Nachdruck zu verleihen, die alle anderen veranlassten, ihre Gespräche zu unterbrechen, um ihr zuzuhören. Gleichwohl konnte Breaca, als die neue ältere Großmutter zu sprechen begann, schon die Anfänge dieser neuen Sprechweise heraushören, die gegen Ende sogar noch deutlicher zum Vorschein kamen. »Es wird schwer für dich werden, und wir haben es uns mit unserem Entschluss, dich zu fragen, nicht leicht gemacht, aber für deine Schwester und die

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