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Die Herrin der Kelten

Die Herrin der Kelten

Titel: Die Herrin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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Vollständigkeit ihres Traumes ist es sehr wichtig. Ich habe nun einige Fragen an dich. Wirst du sie um ihretwillen beantworten?«
    Bán wurde sehr still. Breaca sah, wie seine Finger zuckten und das Zeichen machten, mit dem man Nemain seinen Dank zum Ausdruck brachte und sie gleichzeitig um ihre Hilfe bat. »Ja«, sagte er. »Ich werde antworten.«
    »Ich danke dir. In diesem Sommer, zur Zeit der Mittsommer-Versammlung, hattest du eine Vision, in der das Kriegsheer der Eceni von einem Kampf zurückkehrte. An der Spitze dieses Heeres entdecktest du auch deine Schwester, in Kriegerkleidung, ist das richtig?«
    Er nickte. Als es klar war, dass von ihm eine gesprochene Antwort gewünscht wurde, antwortete er mit: »Ja.«
    »Gut. Danke. Wie genau erinnerst du dich an deine Vision?«
    Er schloss die Augen. Sein Kopf bewegte sich, als ob irgendjemand neben ihm gesprochen oder mit den Fingern geschnippt hätte, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Als er wieder nach vorne blickte, öffnete er die Augen und sagte: »Ich erinnere mich noch gut daran.«
    »In Ordnung.« Die neue ältere Großmutter gab Airmid ein Zeichen. Nun wurde der Schild, der über Breacas Bett hing, herbeigebracht, aber er war immer noch in seiner Schutzhülle. Sie reichten ihn um das Feuer herum bis zu seiner rechtmäßigen Besitzerin. Bán beobachtete, wie seine Schwester den Schild entgegennahm, und sah auf ihrem Gesicht die gleiche Erleichterung, die auch er jedes Mal spürte, wenn er Hail nach einer Zeit der Trennung wieder sah. Breaca streifte die Hülle aus Kalbsleder mit den aufgemalten Symbolen der Bärin und des Zaunkönigs ab, und darunter erkannte er, in einem leuchtenden Blau gezeichnet, den Schlangenspeer, wie ihn die ältere Großmutter damals im Sommer gemalt hatte, damit Breaca den Trinovantern gegenübertreten konnte.
    »Das ist nicht richtig!« Bán hatte es ganz impulsiv gesagt, ohne nachzudenken und ohne gefragt worden zu sein, und er war sich seines ungehörigen Benehmens auch durchaus bewusst. Er lehnte sich zurück und entschuldigte sich, noch ehe er zu Ende gesprochen hatte. »Es tut mir Leid, ich wollte nicht... er sieht nicht so aus wie der in meiner Vision. Dieser Speer hier ist nicht derjenige, den ich gesehen habe.«
    »Das ist gut. Kannst du ihn für uns zeichnen, denjenigen, den du gesehen hast?«
    Die neue ältere Großmutter war weniger schroff, als die alte es gewesen war. Als Bán lediglich verwirrt dreinblickte, lächelte sie und deutete zu dem Aschehäufchen neben dem Herdfeuer hinüber. Er nahm einen kleinen Zweig und brach ihn einmal durch, um ein sauberes Ende zu haben. Er schloss die Augen, um seine Vision noch einmal zu überprüfen, dann beugte er sich vor und zeichnete in die Asche hinein. Seine Zeichnung sah nicht so viel anders aus als die auf dem Schild, doch der Schwanz der Schlange war geschwungener, und beide Enden hatten einen Kopf. Er richtete sich auf und betrachtete beide Abbilder prüfend, sowohl das auf Breacas Schild als auch seine eigene Zeichnung, verglich sie miteinander und dann beide zusammen mit dem Bild in seinem Kopf. Seine Zeichnung sah dem Bild ähnlicher. Er nickte nur einmal, um dies zum Ausdruck zu bringen, denn er wollte nicht zu viel des Aufhebens darum machen. »Und der Speer war rot«, fügte er hinzu, »dunkelrot, so wie Breacas Haar, wenn ein Schatten darauf fällt. Als ob er mit Pferdeblut gezeichnet wäre, das niemals trocknete.«
    Die neue ältere Großmutter schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Danke. Das hast du gut gemacht. Du kannst jetzt wieder gehen. Sag Eburovic, dass seine Tochter, die Kriegerin, zur Frau geworden ist.«

ZWEITER TEIL
    Herbst A.D. 36 - Frühjahr A.D. 37

VIII
    Luain mac Calma, jedermann als der irische Händler bekannt, fiel auf dem schwankenden Deck der Greylag auf die Knie und spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Seine Gedärme schlangen sich umeinander, zogen sich krampfartig zusammen und wrangen sich aus, so wie sie es schon unzählige Male seit Beginn der Überfahrt getan hatten. Das Schiff schlingerte wie betrunken in der hohen Dünung, und prompt begann das Erbrechen von neuem. Luain krümmte sich vornüber und würgte, bis ihm die Brust schmerzte und der Kopf brannte und ihm der Schweiß in Strömen am Körper herablief; doch alles, was er erbrach, waren ein paar Tropfen grünen Blasenschaums. Beim letzten und beim vorletzten Mal war es genau das Gleiche gewesen; es war schon lange her, seit sein Magen das letzte Essen von sich gegeben

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