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Die Herrin des Labyrints

Die Herrin des Labyrints

Titel: Die Herrin des Labyrints Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Ullis Weggang darauf verzichtet hatte, weiter die Pille zu nehmen. Ich legte meine Hände schützend über meinen Bauch. Natürlich würde es schon noch eine andere Lösung geben. Ich konnte die Villa verkaufen und in meinem Häuschen bleiben. Drei, vier Jahre würde das Geld reichen, vielleicht auch länger. Ich schüttelte mich bei der Vorstellung. Wie gerne hätte ich das Haus meiner Adoptiveltern verlassen. Es war so dunkel und trübsinnig. Und so voller trostloser Erinnerungen.
    Wahrscheinlich hatte ich geseufzt, ohne es zu merken.
    »Erzähl es mir, Amanda. Die Stunde vor der Morgendämmerung ist manchmal grausam. Manches wird dann überlebensgroß und erdrückend.«
    »Vielleicht.«
    »Amanda, worüber machst du dir Gedanken?«
    Was soll’s. Lieber jetzt direkt die Karten auf den Tisch legen, als noch einmal in drei Monaten mit ärztlichem Beglaubigungsschreiben antreten.
    »Ich dachte an die Zukunft und an das Kind, das ich bekomme. Es wird ein bisschen schwierig.«
    »Du bist schwanger? Warum hast du nichts gesagt? Ich wusste nicht, dass da ein anderer Mann ist. Du hast nie davon etwas gesagt.«
    »Nein. Es gibt keinen anderen Mann, Damon. Wahrscheinlich spinne ich auch nur. Weil ich übermüdet bin und in mir alles so durcheinander ist. Ich hatte mir vorgestellt, dass – na ja, also – ich hätte diese Nacht eine Tochter empfangen.«
    Damon drehte sich zu mir, und in der grauen Dämmerung, die allmählich in das Zimmer kroch, sah ich, wie er sich zu mir beugte.
    »Gerade weil du übermüdet und durcheinander bist, wirst du es wohl richtig gespürt haben.«
    »Glaubst du?«
    »Warum nicht? Aber was wird so schwierig daran?«
    »Die Zukunft. Ach, ist auch egal. Ich habe schon mehr Wunschträume begraben, da kommt es auf einen mehr oder weniger auch nicht an.«
    »Doch. Es kommt darauf an.«
    Ich schwieg und überlegte, wieweit ich dieser leise flüsternden Stimme in meinem Inneren trauen durfte, die von der Erfüllung sehnsüchtiger Wünsche sprach. Die mir sagte, dass ich erreichen konnte, was immer ich wollte, nun, da ich sie gefunden hatte. Zu gerne wollte ich ihr glauben.
    Mein Schweigen hatte eine seltsame Wirkung auf Damon. Er beobachtete mich eine Weile still, während das Licht des Morgens heller wurde. Dann fragte er: »Diesmal habe ich den Eimer mit Kröten vor mir stehen, was?«
    »Wie meinst du das?«
    »Merkst du das nicht? Du gibst mir doch eine nach der anderen zu schlucken, Amanda.«
    Ich musste heimlich über das Bild lachen, wie Damon – ähnlich wie vor kurzem Patrick vor seinem Teller glitschigen Gewürms gesessen hatte – nun widerwillig auf eine unangenehme Mahlzeit blickte. Aber mir war diesmal nicht so ganz klar, was er eigentlich als Kröte auffasste.
    »Nimm dieses überlegene, genussvolle Lächeln aus dem Gesicht. Das macht es wahrhaftig nicht leichter für mich!«
    »Ich bemühe mich ja schon. Aber sag mal, ich scheine von völliger Blödheit geschlagen zu sein. Ich sehe nicht, wieso du an irgendwas herumwürgen musst.«
    »Nein, nur an einen bisschen Selbstbetrug, einem Haufen Überheblichkeit, Eifersucht, schlechtem Gewissen und einer entsetzlichen Angst.«
    »Das hört sich sehr vielversprechend an. Nimm noch Scham und Schuld, das Gefühl von Minderwertigkeit und fallweiser Idiotie dazu, und du hast die Mischung, die auf meinem Tisch stand.«
    Er lachte leise auf und fragte dann: »Kommst du in meine Arme?«
    »Gerne.«
    Ich lag an seiner Schulter und fühlte seinen Atem in meinem Haar. Die Schatten der Nacht hoben sich von mir, und die unbeschwerte Heiterkeit erfasste mich mit einem Mal wieder. Draußen gab der erste Vogel den Einsatz zum Morgengezwitscher.
    »War das die Nachtigall oder die Lerche?«
    »Das ist eine Amsel, du Ignorant. Und Romeos Julia – danke, aber die Rolle lehne ich ab.«
    »War ja auch nur ein Versuch, Zeit zu schinden. Ich suche nämlich nach Formulierungen.«
    »Hör mal, was immer du mir sagen willst, es muss nicht in lyrischem Versmaß sein. Wenn du befürchtest, mir irgendwie weh zu tun, dann ist mir ein schneller, brutaler Schnitt lieber als unverbindliches Drumrumgerede.«
    »Ich … okay. Ich will dir nicht weh tun. Aber bevor ich etwas vollkommen Verkehrtes sage, könntest du mir eigentlich deinen Wunschtraum erzählen. Ich möchte ihn kennen.«
    »Na gut. Es ist sehr einfach.« Ich berichtete ihm von Gitas Haus, meiner verträumten Besichtigungsrunde darin und der Vorstellung, wie meine Tochter darin aufwuchs.
    »Warum solltest du diesen

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