Die Herrschaft der Orks
zufolge verboten.«
»Ach ja?«, schnaubte Rammar. »Und wer hat diese idiotischen Regeln, von denen du sprichst, aufgestellt?«
»Du selbst, mein König. Du sagtest, dass jeder, der mit den Füßen spielt, diese auf der Stelle abgehackt bekommen sollte, als Warnung für alle anderen.«
»Sagte ich das?« Rammar grunzte. Im Grunde gab es nur eines, was ihn noch mehr in Rage brachte, als zu verlieren – nämlich Unrecht zu haben …
»Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?«, blaffte er deshalb und dachte kurz nach. »Es sollte nur noch mit den Füßen gespielt werden, das macht die Sache spannender, wie man sieht.«
»Spannender? Wenn man nur mit den Füßen spielt?« Zum ersten Mal blickte Klogionn wieder auf, und die Art und Weise, wie er seinen König betrachtete, ließ ahnen, dass er an dessen Verstand zweifelte. »Das Spiel heißt lamhum-bhull !«
»Und wenn schon«, stieß Rammar verächtlich aus. »Die Zeiten sind vorbei. Ab sofort wird kas-bhull gespielt. Ich bin der König, und der König bestimmt die Regeln. Korr ?«
»Korr« , bestätigte der andere seufzend.
»Wer beim Spiel die Klauen zu Hilfe nimmt, kriegt die Blutkarte gezeigt und bekommt den Arm abgehackt.«
»Wie du willst, mein König.«
»Der Treffer wird also gezählt«, schnaubte Rammar und reckte in einer triumphierenden Geste die Arme in die Höhe, um die Huldigungen der Zuschauer entgegenzunehmen (derentwegen er diesen ganzen schweißtreibenden Unsinn überhaupt mitmachte).
Doch der Jubel blieb aus.
»Was bei Kuruls Flamme …?«
Fassungslos wandte sich Rammar dem Rand der Grube zu – nur um festzustellen, dass ihm das Publikum die Aufmerksamkeit offenbar längst entzogen hatte. Die Orks, die sich rings um den Spielkessel drängten, starrten alle in östlicher Richtung zum wolkenlosen Himmel hinauf, der sich über der Insel spannte. Selbst Balbok hatte sich wieder auf die Beine gerafft und blickte gen Osten, indem er seine Augen mit der Klaue beschirmte. Mit einem unwilligen Grunzen blickte auch Rammar in die bezeichnete Richtung – und stutzte.
Dort oben war etwas.
Und zwar etwas, das dort nicht hingehörte.
Keine Wolke und kein Vogel. Auch keines der Flattertiere, die in den Höhlen der Insel hausten und die, wie Balbok behauptete, vorzüglich schmeckten.
Dieses Ding war etwas ganz anderes.
Es war von annähernd runder Form, dem bhull nicht unähnlich, und von schreiend roter Farbe. Und, was Rammar noch mehr beunruhigte, es näherte sich der Insel.
»Shnorsh« , stieß Rammar halblaut hervor. Unangenehme Gedanken schraubten sich aus den engen Windungen seines Verstandes empor, die er sogleich wieder verdrängte – Klogionn jedoch, der ähnliche Befürchtungen zu hegen schien, plärrte sie laut hinaus.
»Das … ist Kurul!«, stieß er stammelnd hervor. »Er kommt in seiner Blutgaleere, um uns zu vernichten!«
»Bah«, machte Rammar verächtlich – doch im Grunde hatte sein Haushofmeister nur ausgesprochen, woran auch er selbst sofort gedacht hatte.
Kuruls Blutgaleere.
Ein fliegendes Schiff, dessen Segel und Rumpf mit Blut bestrichen waren, sodass es von scharlachroter Farbe war.
Korr , das Ding dort am Himmel war kein Schiff.
Und Segel hatte es auch nicht.
Aber es war rot.
Und es kam näher, wenn auch langsam.
Beides genügte, um Rammar davon zu überzeugen, dass er sich nicht länger auf freiem Feld aufhalten sollte.
»In die Festung«, knurrte er, während er seine Leibesmassen bereits in Bewegung setzte, »sofort!«
Als die übrigen Orks merkten, was die Stunde geschlagen hatte, wandten auch sie sich augenblicklich zur Flucht, vom Rand der Grube zurück zur Festung.
Am Ausgang des Spiels war plötzlich niemand mehr interessiert. Selbst Rammar hatte vergessen, dass er eigentlich gewonnen hatte.
2.
GHU OINSOCHG!
Die Festung der Orks war eigentlich keine.
Vielmehr eine schier endlose Aneinanderreihung miteinander verbundener Ruinen und verfallener Höhlen, die sich bis tief ins Innere der Insel erstreckten. Andererseits war es ungleich mehr als der klassische bolboug , in dem Ork-Stämme zu hausen pflegten und der gewöhnlich aus wenig mehr als einigen Löchern in der Erde oder dem Fels bestand, weswegen die Bezeichnung rark dann doch wieder einigermaßen gerechtfertigt erschien.
Vor den Orks, ehe Balbok und Rammar ihren Fuß auf die Insel gesetzt und die Geschichte dort maßgeblich beeinflusst hatten, hatte sich die Insel im Besitz der Elfen befunden, die dort vor Unzeiten den Palast von
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