Die Herzenscrasher (German Edition)
sondern auch körperlich. Plötzlich bekam sie nach jedem Essen Magenschmerzen. Ihre Mutter merkte natürlich auch, dass etwas nicht in Ordnung war und bedrängte sie. Mit ihr wollte sie aber auf keinen Fall über den Vertragsabschluss reden. Sie traute sich auch nicht, irgendjemand anderen ins Vertrauen zu ziehen, weil sie ja eigentlich nichts Konkretes erzählen konnte. I nzwischen hatte sie heraus bekommen, dass die Anlage keinesfalls unter einer Betrügerei einzuordnen war. Also hätte sie höchstens zugeben müssen, dass sie etwas abgeschlossen hatte, was sie für sich persönlich als nicht geeignet ansah. Keiner aus ihrem näheren Umfeld hätte verstanden, w arum ausgerechnet ihr das passieren konnte. Zumindest bildete Inka sich das ein.
Am nächsten Wochenende war sie mit Michael verabredet. Sie wollte ihm einen Tag vor seiner angekündigten Rückkehr etwas zur Begrüßung auf den Anrufbeantworter sprechen. Umso erstaunter war sie, dass er den Hörer abnahm und sich persönlich meldete.
„Nanu, ich denke, du kommst erst morgen Abend zurück?“
Nach einem kurzen Schweigen: „Ja, die Besprechungen waren früher zu Ende. Ein Kollege war mit dem Auto da und konnte mich mit zurücknehmen. Da habe ich spontan umdisponiert. Ich wollte dich auch gerade anrufen.“
„Das ist ja schön. Dann können wir uns ja doch heute schon sehen.“
„Nein, das geht nicht. Ich muss unheimlich viel aufarbeiten. Morgen habe ich dann für dich frei.“
„ Na gut, also bis morgen.“
Inka war enttäuscht. Michael schien irgendwie anders als sonst zu sein. Aber schnell wischte sie die schwarzen Gedanken beiseite und freute sich aufs Wochenende. Dann würde sie mit Michael auch über ihre Bedenken bei der Geldanlage reden können. Immerhin ist ja noch Zeit, alles zu stornieren. Erneut holte sie den Vertrag hervor, um sich alles noch einmal genau anzusehen. Plötzlich bekam sie einen Schreck. Mit Entsetzen stellte sie fest, dass Michael den Vertrag zurück datiert hatte. Die Einspruchsfrist war dadurch längst überschritten. Inka versuchte , Michael anzurufen, aber sie bekam ihn nicht mehr an den Apparat , und die Mailbox war auch abgeschaltet . Die kommende Nacht verbrachte sie mehr grübelnd als schlafend im Bett. Sie fieberte dem Treffen mit Michael entgegen. Ihr Vertrauen zu ihm war stark erschüttert. Trotzdem glaubte sie an seine Unschuld und entschuldigte die Sache als Versehen. Auch sie irrte sich oft im Datum. Allerdings nicht, wenn es so weitreichende Folgen haben könnte.
7
Am nächsten Tag konnte Inka es kaum erwarten zu Michael zu fahren, aber je näher sie seiner Wohnung kam, umso unsicherer wurde sie. Wollte er sie wirklich betrügen? Sie hatte ja selbst gedrängelt, dass er ihr eine Geldanlage vermittelt. Er hatte sich solche Mühe gegeben, ihr alles genau zu erklären. Außerdem war das Projekt an sich ja in Ordnung, nur sie persönlich hatte sich etwas anderes vorgestellt. Aber konnte sie Michael dafür verantwortlich machen, dass sie dies nicht deutlicher zum Ausdruck gebracht hatte? Kaum war sie bei ihm angekommen, erklärte er ihr, dass die Private Equity Anlage , bei der sie Anteile gezeichnet hatte, keine neuen Gelder annahm. Allerdings wäre schon ein Folgefond a n gelegt worden. Dafür bräuchte er von ihr eine neue Unterschrift. Es wäre ein ganz ähnliches Objekt. Wieder beschlich Inka ein ungutes Gefühl. Einerseits freute sie sich, dass sie aus der Anlage draußen war, aber andererseits traute sie sich nicht, dies vor Michael zuzugeben. Stattdessen überlegte sie, wie sie sich am besten aus der Affäre ziehen könnte, und versuchte, die Unterschrift noch hinauszuzögern.
„Lass uns später darüber sprechen. Ich habe Kuchen mitgebracht. Koch doch erst einmal einen Kaffee. Nachher werde ich mir den neuen Prospekt ansehen.“
Inka ließ sich von Michael die Unterlagen aushändigen und nahm sie genau unter die Lupe. Es war nichts daran auszusetzen, aber eigentlich wollte sie etwas Derartiges nicht mehr. Aber wie sollte sie sich geschickt aus der Affäre ziehen, ohne zuzugeben, dass sie letzte Woche unüberlegt unterschrieben hatte? Würde Michael sie womöglich wegen ihrer Sprunghaftigkeit verachten ? Bei de r Entscheidung kam ihr schließlich der Zufall zu Hilfe.
Während des Wochenendes fiel Inka auf, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Sie hatte zufällig ein Telefonat mitbekommen, in dem Michael einem Freund von einem Treffen mit einem Kollegen berichtete, das vor fünf Tagen bei
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