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Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Hexe aus Burgund: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roswitha Hedrun
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Kapitel 1
Wonnemond 1542
    „E inen Schuss Weißbacher weiß noch“, entscheidet Hildegard, die Hollerwirtin, und hebt den dampfenden Topf von der Feuerstelle rüber auf die feste Herdplatte. Sie greift sich eine Flasche aus dem Schrank und träufelt dann etwas Wein in die Sauerampfersuppe - nicht zu wenig und nicht zu viel. Dabei schaut ihr ihre aufgeweckte Tochter Johanna genau auf die Finger. „So, Maid, und jetzt gib noch den Schlagrahm rein, rühr um, und dann kostest du unser Süppchen“, fordert Hildegard sie nun auf.
Wie von Johanna befürchtet, muss wieder sie abschmecken, jedes Mal sie! „Ist diesmal nicht nötig“, versucht sie, sich dieser Aufgabe zu entziehen, „es duftet ja schon so appetitlich.“
„Tu’s trotzdem“, bleibt Hildegard bei ihrer Anordnung. Sie weiß zwar, dass ihre fünfzehnjährige, noch gänzlich ungeübte Tochter ohnehin wieder nichts als ‚ g u u u t ’ ‚ hervorbringen wird, doch sie soll langsam ihren Gaumen für feines Würzen schulen.
„G u u u u t “, kommt es dann auch mit überzeugtem Augenrollen von Johanna, worauf Hildegard ihr lächelnd mit dem Zeigefinger die Wange streichelt:
„Fein, dass du zufrieden bist, Hannerle. Dann lass uns jetzt rasch die Teller und Brotkörbe füllen, unseren Gästen knurren bestimmt schon die Mägen.“
Doch zu Hildegards Erstaunen verneint s’ Hannerle und dreht ihre Mutter an den Schultern zur Tür hin, wobei sie sagt: „Das kann ich doch alleine. Geh du jetzt endlich nach oben, dich frisch machen, erwartest doch deine Bärbel.“
Drei Herzschläge lang zögert Hildegard noch, dann nickt sie zustimmend. Freudig schlupft sie aus ihrer blau-weiß gestreiften Kittelschürze, nimmt sich die Küchenhaube vom Kopf, und während sie beides an den Wandhaken hängt, geht sie etwas in die Knie und schielt mit einem flinken Blick durch das aufstehende Fenster vor zur Dorfstraße.
Johanna sieht’s und neckt sie frech: „Na? Ist sie schon im Anmarsch?“
„Wer? Wieso?“, fährt Hildegard ertappt zusammen und winkt dann leicht errötend ab: „Was du da denkst, als ob ich schon jetzt nach Bärbel ausschaue!“
    S o friedlich dieser fränkische Gasthof daliegt und so unbeschwert sein Leben darin, ringsum, ja, in ganz Europa versetzt die Inquisition die Bürger in stetig neue Schrecken. Ein Seiltanz, unter ihrem Terror ein unbehelligtes Dasein zu führen. Und besonders erstaunlich, wie es Hildegard, der netten, adretten Anfangdreißigerin, gelingt, als alleinstehende Mutter ihren Mann zu stehen. Seit dem Pesttod ihres Gatten und ihrer Eltern vor elf Jahren leitet sie den Hollerhof, der im Großdorf Dörnheim, nahe Würzburg liegt, alleine und so gekonnt, dass heute gar mehrere Kirchenherren zu ihren sonntäglichen Stammgästen zählen.
In Dörnheim wohnt auch ihre Freundin Barbara, die Bärbel. Bärbel ist zwar auffallend hübsch, zudem verfügt sie über Schulbildung, und dennoch ist sie mit ihren bereits sechsundzwanzig Lenzen noch unverheiratet - weil hellblond, sehr hellblond, also hexisch. Das ist ihr Dilemma, und daher rührt ihre zeitweilige Unsicherheit, die so gar nicht zu ihrem sonst recht forschen Temperament passen will. Als letzte vierer Geschwister lebt Bärbel noch bei ihren Eltern auf einem alteingesessenen Gut, wo ihr Vater mit seinen sechs Gesellen eine Käserei betreibt. Dort hat sie sich auch immer unentbehrlicher gemacht, da sie im Laufe der Jahre alle kaufmännischen Notwendigkeiten des Betriebs übernommen hat. Und daneben bereitet es ihr noch Freude, die beiden Kaufläden Dörnheims wie auch den Hollerhof persönlich zu beliefern.
Heute erwartet Hildegard Bärbel mit Ungeduld. Sie hofft, von ihr etwas über den neuen Würzburger Hexenprozess zu erfahren, in dem drei Mönche der Marienburg - Kloster und gleichsam Sitz des Fürstbischofs vom Frankenland - verwickelt sind. Über diesen Prozess erhitzen sich alle hiesigen Bürger. Seit der Kerkermeister vor zehn Tagen eine noch kindhafte Küchenmagd unter lautstarken Beschimpfungen: „Mönchs-Verführerin! . .Blondes Gift! . .Höllenbrut!“, von der Marienburg bis hinab in die Stadt zum Foltergewölbe gepeitscht hat, herrscht unter den Bürgern Aufruhr, der allerdings von ihrer Angst vor der Obrigkeit weitgehend erstickt wird. Gestern fand dann im Gerichtshaus die öffentliche Vorverhandlung statt, und Bärbel hatte nicht widerstehen können, sie sich anzuhören.
    E ndlich steht Bärbel mit ihrem käsebeladenen Handwagen vor der Tür: „Grüß Gott,

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