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Die Hexe von Salem

Die Hexe von Salem

Titel: Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auslieferst?«, schnappte Howard. Sein Blick bohrte sich in den der dunkelhaarigen Frau. »Sie werden euch beide töten.«
    Die Hexe begann langsam die Treppe herabzugehen. Ihre drei Begleiter folgten ihr in geringem Abstand. Howard, Gray und ich wichen unwillkürlich ein Stück zur Seite, als sie die Treppe herabkamen.
    Ihr Blick war eisig, als sie auf der letzten Stufe stehen blieb und mich ansah. »Nun?«, fragte sie. »Wie ist deine Entscheidung?«
    »Was … was werdet ihr mit Priscylla tun, wenn ich mitkomme?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Achseln. »Nichts. Ich lasse sie laufen. Du bist es, den wir haben wollen, nicht diese kleine Schlampe. Sie ist ohne Wert für uns.«
    »Glaube ihr nicht!« keuchte Howard. »Sie lügt.«
    »Vielleicht«, antwortete sie. »Aber vielleicht auch nicht. Er wird es nie erfahren, wenn er hierbleibt. Dann wird er nur wissen, dass er Schuld an ihrem Tod hat. Einem sehr unangenehmen Tod«, fügte sie in etwas schärferem Ton hinzu.
    Unsicher sah ich Howard an. In meinem Inneren tobte ein Sturm einander widerstrebender Gefühle. Ich wusste ganz genau, dass Howard recht hatte und sie uns vermutlich beide umbringen würden, wenn nicht Schlimmeres. Aber ich konnte an nichts anderes denken als an Priscylla, meine kleine, liebliche Priscylla, die jetzt in der Gewalt dieser Hexe war.
    »Ich komme mit«, sagte ich leise.
    Der Wagen war fast eine Stunde lang in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt gejagt. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, und ich hatte es nicht gewagt, mich zu rühren, sodass ich keine Ahnung hatte, wo wir waren. Um ehrlich zu sein, hätte ich auch keine Ahnung gehabt, wenn ich meine Umgebung gesehen hätte – London war eine fremde Stadt für mich, und außer dem Picadilly Circus, dem Hauptbahnhof und dem Hotel WESTMINSTER hatte ich bisher wenig davon zu Gesicht bekommen. Aber das Tempo, mit dem der Kutscher seine Pferde antrieb, und die hallenden, unheimlichen Echos, die der Lärm des dahinjagenden Fahrzeuges in den Straßen hervorrief, verrieten mir zumindest, dass wir uns nicht der Stadtmitte näherten, sondern in einem der weniger dicht bevölkerten Teile der Stadt waren.
    Schließlich, nach Ewigkeiten, wie es mir vorkam, verlangsamte sich unsere Fahrt. Die Kutsche hörte auf, wie ein Schiff auf hoher See zu schaukeln, und das rasende Stakkato der Pferdehufe wurde langsamer.
    Dafür begann mein Herz schneller zu schlagen. Wir näherten uns unserem Ziel.
    Meinem Tod.
    Seltsamerweise hatte ich keine Angst, jedenfalls nicht um mich. Alles, woran ich denken konnte, war Priscylla. Ich war allein in der Kutsche. Meine geheimnisvolle Entführerin war nicht mit eingestiegen. Vielleicht gab es sie gar nicht. Vielleicht war die Frau, die ich in Howards Haus gesehen hatte, nichts als eine Illusion gewesen.
    Meine Hand glitt unter den Umhang und berührte die Klinge des Stockdegens, den ich eingesteckt hatte. Ich war mir darüber im Klaren, dass mir die Waffe herzlich wenig nutzen würde, aber allein das Gefühl, sie dabei zu haben, beruhigte mich ein wenig.
    Der Degen war nicht die einzige Waffe, die ich hatte. In meiner rechten Rocktasche befand sich eine kleine, zweischüssige Damenpistole, die mir Howard zugesteckt hatte, bevor ich das Haus verließ, ohne dass einer der drei Schläger oder die Hexe es bemerkten. Den Degen würden sie mit Sicherheit finden und mir abnehmen, aber bei der winzigen Schusswaffe hatte ich eine Chance.
    Der Wagen hielt an. Die Pferde stampften unruhig, dann hörte ich schnelle, trappelnde Schritte, und die Tür wurde von außen aufgerissen. Ein Schwall eisiger Luft wehte ins Wageninnere. Es roch plötzlich nach Nebel und Wasser. Ein breitflächiges, von Narben zerfurchtes Gesicht starrte zu mir herein.
    »Rauskommen!«, befahl eine harte Stimme.
    Gehorsam stand ich auf, trat gebückt durch die Tür und sprang auf die Straße hinab. Mit einer Mischung aus Neugier und allmählich aufkeimender Furcht sah ich mich um. Wir waren am Hafen. Wenige Schritte vor den Pferden hörte die gepflasterte Straße abrupt auf und ging in den zerbröckelten Betonrand eines gewaltigen, mindestens eine halbe Meile durchmessenden Hafenbeckens über. Das Wasser darin roch unangenehm und glänzte wie schwarzer Teer unter dem Licht des Mondes, und die Gebäude, die das Becken an drei Seiten säumten, hockten wie schwarze Schatten in der Nacht. Nirgendwo war Licht oder irgendein anderes Zeichen menschlichen Lebens zu gewahren. Wir mussten in einem Teil des

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