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Die Hexe von Salem

Die Hexe von Salem

Titel: Die Hexe von Salem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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genau zwischen die Augen. Ein greller Schmerz zuckte durch mein Handgelenk; ich fühlte, wie meine Knöchel aufplatzten und Blut an meiner Hand herablief. Der Bursche torkelte zurück, starrte mich für die Dauer eines Herzschlages aus weit aufgerissenen Augen an und sackte wie eine Gummipuppe in sich zusammen.
    Ich fuhr herum, ehe er den Boden berührt hatte. Ein zweiter Mann drang auf mich ein; ich stieß ihn von mir, erwischte einen dritten mit einem Ellbogenstoß und sprang blitzartig zurück. Meine Hand zuckte in die Tasche und kam mit dem Derringer wieder zum Vorschein. Die beiden nebeneinander liegenden Läufe deuteten genau auf das Gesicht der Hexe. Mein Zeigefinger spannte sich um den doppelten Abzug. Die beiden Hähne der Waffe knackten hörbar.
    »Keine Bewegung mehr«, sagte ich. »Ich glaube dir, dass mich deine Schläger überwältigen können. Aber ich habe immer noch Zeit, dich zu erschießen.«
    Über das Gesicht der Hexe huschte ein erschrockener Ausdruck. Aber die drei übriggebliebenen Männer, die Anstalten gemacht hatten, sich gemeinsam auf mich zu stürzen, erstarrten mitten in der Bewegung und blickten unsicher von mir zu ihrer Herrin. Der Klang meiner Stimme musste sie davon überzeugt haben, dass ich es ernst meinte.
    »Du würdest nicht auf eine Frau schießen«, behauptete die Hexe.
    Ich lachte leise. Meine Stimme klang rau. »Probiere es aus«, sagte ich. »Hetz deine Kreaturen auf mich, und ich werde endlich erfahren, ob es stimmt, was man sich über Hexen erzählt: dass sie kugelfest sind.«
    Auf ihrem Gesicht zeigte sich nicht die mindeste Regung. Aber der Ausdruck in ihren Augen sagte nur, dass es nicht stimmte. »Das ist sinnlos«, sagte sie leise. »Du weißt, dass du uns nicht alle mit diesem … Spielzeug in Schach halten kannst. Du hast nur zwei Kugeln.«
    »Genug für dich«, antwortete ich grob. Meine Stimme zitterte.
    »Du glaubst doch nicht, dass du eine Chance hast, zu entkommen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Priscylla«, sagte ich. »Ich will Priscylla, das ist alles. Gebt sie frei, und ich lege die Waffe zu Boden – sobald sie gegangen ist und einen entsprechenden Vorsprung hat. Ich halte mein Wort.«
    »Priscylla?« Ein schwer zu beschreibender Ausdruck huschte über die Züge der Hexe.
    Ich nickte.
    »Gebt sie frei, und ich ergebe mich.«
    Sie nickte, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. »Wie du willst«, sagte sie.
    Ich erwartete halbwegs, dass sie einem ihrer Männer einen Wink geben oder sich selbst entfernen würde, aber sie tat nichts dergleichen, sondern schlug mit einer fast graziösen Bewegung die Kapuze ihres Mantels hoch, senkte den Blick und blieb sekundenlang reglos stehen. Dann hob sie den Kopf und streifte die Kapuze mit einer abrupten Bewegung wieder zurück.
    Aber es war nicht mehr ihr Gesicht, das mich ansah.
    Es war das von Priscylla.
    Und jetzt, endlich, begriff ich.
    »Nein«, flüsterte ich. Meine Stimme brach fast. Die Waffe in meiner Hand wurde unwirklich, unwichtig. Ich fühlte, wie mein rechter Arm kraftlos herabsank und mir harte Hände den Derringer entwanden, aber das spielte keine Rolle mehr. »Nein«, flüsterte ich noch einmal. »Das … das ist nicht wahr. Das ist … eine Illusion. So wie …«
    »Nein, Robert, es ist keine Illusion.« Es war Priscyllas Stimme, aber jede Spur von Sanftmut und Liebe war daraus verschwunden. »Die Zeit des Lügens und Täuschens ist vorbei. Ich bin, was du siehst. Ich war es die ganze Zeit.«
    »Aber … aber warum?«, flüsterte ich hilflos. »Warum hast du … mein Gott, Priscylla, ich … ich liebe dich doch …«
    Sie lachte. »Liebe?«, fragte sie, »Du liebst mich? Du bist ein Narr, Robert. Weißt du denn immer noch nicht, wer ich bin?«
    »Du bist …« Es kostete mich unendliche Mühe zu sprechen. Ich wusste, dass es die Wahrheit war, und trotzdem sträubte sich alles in mir dagegen.
    »Die, vor der dich dein Vater warnen wollte«, sagte Priscylla ruhig. »Du hättest auf ihn hören sollen. Er hatte recht. Es gibt einen dritten Magier.«
    »Aber warum?«, fragte ich verzweifelt.
    »Warum?« Priscyllas Gesicht verzerrte sich. »Du fragst, warum? Du hast alles zerstört, wofür ich gelebt habe, alles, was ich aufgebaut und geplant hatte. Du bist wie ein böser Geist aus dem Nichts aufgetaucht und hast mein Lebenswerk und das der anderen zerstört. Und du fragst, warum!«
    Das war nicht die ganze Wahrheit, das spürte ich. Es gab noch etwas anderes. Aber der Gedanke entschlüpfte mir, ehe ich

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