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Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe

Titel: Die Himmelsscheibe 01 - Die Tochter der Himmelsscheibe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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angespannt, und Arri konnte die Unruhe der beiden Männer regelrecht spüren. In den zurückliegenden Tagen hatten sie jeden Handgriff hundertfach geübt und abgesprochen, aber es war dennoch das erste Mal, dass sie es wirklich taten. Die Materialien, die Rahn gebracht hatte, waren zu kostbar, um sie bei einem leichtsinnigen Versuch zu verschwenden, und einmal in eine bestimmte Form gegossen, war die Bronze entweder zu gebrauchen oder konnte nur noch neu eingeschmolzen oder weggeworfen werden - von den tausend anderen Dingen, die schief gehen konnten, gar nicht zu reden.
    Eines davon geschah genau in diesem Moment. Funken stoben auf, als Achk mit seiner Zange nach dem Gussstück stocherte, und mehr als einer davon traf die rückwärtige Wand der Hütte. Holz und trockenes Blattwerk begannen zu qualmen, doch Lea hatte dies vorausgesehen und Rahn mit einem gefüllten Wassereimer unmittelbar neben dem gewaltsam erweiterten Eingang postiert. Hastig und ohne dass es einer Aufforderung bedurfte, drängte er sich an Kron vorbei und löschte das halbe Dutzend winziger Brandherde, bevor wirklich ein Feuer ausbrechen konnte. Sarn verzog verächtlich die Lippen, ersparte sich aber zu Arris Erstaunen jeden Kommentar.
    Mit dem zweiten Versuch löste Achk den noch glühenden Rohling aus der Gussform, sodass man nun zumindest erkennen konnte, dass es sich um einen schmalen Dolch mit einer handlangen, ungewöhnlich spitz zulaufenden Klinge handelte, die anstelle eines Griffes nur einen dünnen Stab hatte. Die Klinge glühte noch in einem fleckigen, ebenso rasch wie unregelmäßig verblassenden Rot, als Achk aufstand und unsicher und mit weit vorgestreckten Armen auf den kniehohen, plan geschliffenen Stein zuwankte, der ihm als Amboss diente. Obwohl Kron ihn am Oberarm ergriff und behutsam führte, wäre er um ein Haar ins Feuer getreten, und wieder stoben Funken auf, auch wenn Rahn diesmal nicht löschen musste. Erst beim zweiten Versuch gelang es dem blinden Schmied, das Werkstück so zu platzieren, dass Kron mit seinem wuchtigen Fäustling zwei, drei kräftige Schläge ausführen konnte, die die Klinge deutlich breiter und flacher werden ließen.
    Sein vierter Hieb war schlecht gezielt, möglicherweise hielt Achk die Zange auch nicht fest genug. Der Rohling wurde ihm jedenfalls aus den Händen geprellt und fiel zu Boden. Kron legte hastig den Hammer ab und nahm dem schon wieder lautstark keifenden Alten die Zange aus der Hand, um die Klinge aufzuheben. Arri warf einen raschen Blick über die Schulter zu ihrer Mutter zurück. Auf Leas Gesicht zeigte sich nicht die mindeste Regung, aber Arri sah ihr trotzdem an, wie besorgt sie war. Aus den Reihen der Zuschauer erhob sich ein besorgtes Murmeln, in dem Arri aber den einen oder anderen schadenfrohen Unterton zu hören glaubte. Auch Sarn schwieg, aber seine Augen funkelten tückisch.
    Mittlerweile hatte Kron Achk die Zange wieder in die Hand gedrückt und versuchte seine Arme so zu dirigieren, dass die Messerklinge diesmal flach auf dem Stein auflag. Achk machte es ihm nicht unbedingt leicht, sondern bewegte sich ebenso ungeschickt, wie er Kron mit einer wahren Flut von Beschimpfungen überschüttete. Kron schlug noch zwei- oder dreimal mit seinem Hammer zu, und jedes Mal veränderte sich der Klang, mit dem Metall auf Metall schlug. Das Gussstück kühlte offensichtlich rasch ab.
    »Nicht so fest, Dummkopfs«, keifte Achk. »Willst du, dass die Klinge zerbricht?«
    »Halt sie einfach nur still, und es wird nichts passieren«, knurrte Kron. Er schwang den Hammer trotzig um so heftiger. Die Klinge zerbrach nicht, aber als er den Hammer wieder zurückzog, war sie deutlich verbogen. Kron fluchte, legte den Hammer beiseite und versuchte die Zange in Achks Händen umzudrehen, vermutlich, um die Klinge mit ein paar Hieben in die andere Richtung wieder gerade zu biegen. Achk konnte weder sehen, was er genau tat, noch warum, doch er schien zu spüren, was geschehen war, denn er stieß Kron mit einer groben Bewegung zur Seite und griff mit der bloßen Hand nach dem Messer. Es zischte hörbar, als seine Fingerspitzen über das immer noch glühend heiße Metall strichen, aber er schien keinen Schmerz zu spüren. Seine Fingerkuppen waren schon seit einem halben Menschenleben schwarz und verkohlt und mittlerweile wohl vollkommen gefühllos.
    »Dummkopf!«, keifte er. »Ich habe es dir gesagt! Jetzt hast du es verdorben! Muskeln allein reichen eben nicht, du grober Kerl!«
    »Gib Acht, was du sagst,

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