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Die Hitze der Hölle

Die Hitze der Hölle

Titel: Die Hitze der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul C. Doherty
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die kleine, wütende Flamme hoch in die Luft schoß.
    »Reverchien ging genauso in Flammen auf«, sagte Corbett, zog die Schale zu sich heran und blickte nachdenklich auf die Brandspuren. »Reverchien entzündete die drei Kerzen und sprach seine Gebete. In dem schwachen Licht des frühen Morgens bemerkte er nicht das todbringende Pulver um sich herum. Die Kerzen brennen. Das Pulver fängt Feuer. Die Flammen fahren die Kerzen herunter und erfassen das Pulver auf den Stufen. Reverchien ist in Sekundenschnelle eine lebende Fackel. Eine raffinierte Art, jemanden zu ermorden und sich gleichzeitig weit entfernt vom Tatort aufhalten zu können. Das Feuer entwickelt eine unglaubliche Hitze.« Corbett schob die Schale die Tafel entlang. »Es ist nicht mit Wasser zu löschen und hinterläßt keinerlei Spuren. Es gibt anschließend absolut keinen Anhaltspunkt, wie das Feuer begann.«
    Corbett setzte sich wieder. »Bei den anderen Morden war es ähnlich. Peterkin, der Pastetenbäcker, zog eine Schürze und Handschuhe an, die mit demselben Pulver präpariert waren. Er harkt die brennende Asche zusammen und hat vor seinem Ende noch einen Verdacht, was da vor sich geht. Erinnert Euch, die Köche redeten über seinen Tod und über die anderen seltsamen Vorfälle. Peterkin sprach im Scherz von Schwefelgeruch. Dieser Schwefelgeruch ging von seinen Kleidern aus. Alles weitere wißt Ihr«, sagte Corbett und sah den Mörder an. »Etwas heiße Asche oder ein glühendes Stück Holzkohle fällt auf seinen Handschuh. Er versucht den Brandherd abzuschütteln. Das gelingt ihm natürlich nicht. Das Feuer breitet sich aus, und er stirbt qualvoll.«
    »Aber warum?« fragte Symmes. »Warum ein harmloser Koch?«
    »Weil der Mörder Schrecken verbreiten wollte. Er wollte Verwirrung stiften und Gerüchte in Umlauf setzen, die Templer seien mit einem Fluch behaftet, würden nicht nur einem potentiellen Königsmörder Unterschlupf gewähren und sich gegenseitig umbringen, sondern es dem Höllenfeuer auch gestatten, Unschuldige in ihrer Mitte zu verbrennen.« Corbett spielte mit seinem Kanzleiring. »Nach Peterkins Tod flüchteten sämtliche Diener aus Framlingham. Diener sind neugierig. Sie haben ein Gespür für das Ungewöhnliche. Mit Peterkins Tod hatte ihre Schnüffelei ein Ende. Der Mörder konnte sich in Sicherheit wiegen.«
    »Und wer, Sir, ist er?« fragte Legrave scharf.
    »Ihr, Sir«, antwortete Corbett mit leiser Stimme.

14

    D e Molay brauchte eine Weile, um die Gesellschaft zur Ruhe zu bringen. Legrave stand auf und warf sich auf Corbett, aber Symmes, der zwischen ihnen saß, vereitelte den Angriff. De Craon sprang auf und gab seinem Schreiber das Zeichen zum Aufbruch. Corbett kannte seinen alten Widersacher und durchschaute ihn. De Craon würde sich erst dann verabschieden, wenn es für ihn von Vorteil war. Corbett war froh, daß die anderen Templer nicht sofort zu Legraves Verteidigung eilten. Einige wirkten betroffen, manche artikulierten lautstark ihren Protest, aber die finstere Miene des Großmeisters und Branquiers bestürzter Blick bestärkten Corbett.
    Sie wissen etwas, dachte er. Meine Worte stimmen mit ihren geheimen Erkenntnissen überein.
    Schließlich wurde Legrave, der hochrot vor Wut war, gezwungen, sich wieder zu setzen.
    »Das könnt Ihr nicht beweisen!« stammelte er.
    »Zu diesem Punkt werde ich kommen«, entgegnete Corbett, »wenn ich das Meine zu den anderen Morden gesagt habe. Der arme Bruder Odo. Ihn habt Ihr erledigt, als er fischen ging. Ihr habt ihm zwischen den Bäumen bei der Mole aufgelauert. Dort war kein Blut. Ihr werdet ihm eins über den Kopf gegeben haben. Vermutlich habt Ihr seinen Schädel zertrümmert. Dann habt Ihr ihn in sein Boot gehievt und ihn aufrecht auf der Ruderbank festgebunden. Im Bug und Heck habt Ihr das Griechische Feuer verteilt. Die Riemen habt Ihr an den Händen des alten Mannes festgebunden und außerdem an den Seiten des Bootes befestigt. Euer Opfer hielt die Angelschnur zwischen den Fingern. Dann habt Ihr The Ghost of the Tower einen Stoß gegeben, so daß das Boot auf die Mitte des Sees hinaustrieb. Dieser Anblick war in Framlingham nichts Ungewöhnliches — der alte Odo in seinem Umhang mit Kapuze über eine Angelrute gebeugt, das Boot leise schaukelnd im See. Ihr habt von den Bäumen aus einen Feuerpfeil in das Boot geschossen, und das Inferno brach aus. Wenn ein Mann wie Odo, der in seinem Orden das Ansehen eines Helden genießt, vom Höllenfeuer verzehrt werden kann, wer ist

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