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Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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ein.

Zwölftes Kapitel.
    Ehe der neue Leutnant die Reise antrat, wurde er von dem Kammerdiener Winter aufgefordert, ihm zum General zu folgen, um dem hohen Herrn vorgestellt zu werden.
    Während beide den Weg zurücklegten, harrten ihrer der General und seine Frau in banger Spannung. Sie saßen in einem luxuriös ausgestatteten Empfangszimmer. Der General hatte sich hinter einen großen Leuchter gesetzt, so daß er im Schatten des Schirmes saß, von wo aus er den Besuch beobachten konnte, ohne selber genauer Beobachtung ausgesetzt zu sein.
    Seine Gattin saß auf einem Berg von Kissen – eine Dame, die die volle Blüte der Schönheit schon überschritten hatte, deren Äußeres aber noch deutlich die Kennzeichen ihrer frühern wundersamen Schönheit zeigte. Sie erschien jetzt in tiefster Erregung.
    »Zilia,« sagte ihr Gemahl, »du bist es nicht imstande – du hast dir zu viel zugetraut – hör auf meinen Rat und geh hinaus – ich will dir alles mitteilen, was vor sich geht – nur geh jetzt! Weshalb hältst du so hartnäckig an dem Verlangen fest, ein Wesen auf einen Augenblick zu sehen, mit dem du doch niemals wieder zusammenkommen darfst?«
    »Ach, mein Gemahl!« entgegnete die Dame. »Ist nicht deine Erklärung, daß ich ihn nie wieder sehen soll, Grund genug für mich, ihn wenigstens jetzt zu sehen? – Soll ich nicht einmal den Wunsch hegen, das Angesicht und die Gestalt, die ich doch zeit meines Lebens nicht mehr schauen darf, meinem Gedächtnis einzuprägen? Liebster Richard, sei nicht grausamer als mein armer Vater selbst im ärgsten Zorn gewesen ist. Er hat mich das Antlitz des Kindes sehen lassen, und diese Erinnerung war mir ein Trost in den Jahren bittern Grames, der meine Jugend verzehrt hat.«
    »Genug, Zilia, ich habe es dir versprochen – und mein Versprechen will ich halten, was auch geschehen mag. Nur denke dran, was von diesem verhängnisvollen Geheimnis alles abhängt – dein Rang und deine gesellschaftliche Stellung und meine Ehre. Jammervolles Elend und Blutvergießen wäre die Folge, wenn irgendwer das Geheimnis erführe.«
    Gleich darauf öffnete sich die Tür – der Kammerdiener meldete den jungen Leutnant an – und Richard Middlemas stand, ohne es zu wissen, vor seinen Eltern.
    Witherington fuhr auf, zwang sich jedoch wieder zu jener Ruhe und Würde, mit der ein Vorgesetzter einen Untergebenen empfängt. Die Mutter vermochte sich weniger zu beherrschen. Sie sprang auf, als wollte sie sich ihrem Sohne, um den sie Unglück und Kummer erduldet hatte, um den Hals werfen, aber ein warnender Blick ihres Gatten hielt sie zurück, und sie blieb stehen mit vorgebeugtem Kopf und ineinandergepreßten Händen, regungslos wie eine Statue.
    »Ich schätze mich glücklich,« begann Middlemas, da der General das Gespräch nicht eröffnen zu wollen schien, »Euer Exzellenz meinen Dank aussprechen zu können, den ich nie zur Genüge abzustatten imstande sein werde.«
    Obgleich er so gleichgültige Worte sprach, schien doch der Klang seiner Stimme den Zauber zu lösen, der die Mutter in regungsloser Spannung hielt. Sie seufzte tief und sank in die Kissen zurück. Middlemas sah nach ihr hin, und der General sagte rasch: »Meine Frau, Herr Middlemas, ist leidend – Euer Freund, Herr Hartley, wird wohl davon gesprochen haben – es ist ein Nervenleiden,««
    Herr Middlemas sprach ein paar Worte der Teilnahme.
    »Euer Patent habt Ihr wohl erhalten? – Habt Ihr noch einen besonderen Wunsch betreffs Eures Reisezieles?«
    »Nein, Euer Exzellenz,« antwortete Middlemas. »Ich glaube, mein Freund Hartley hat Euer Exzellenz gesagt, wie es mit mir bestellt ist, daß ich eine arme Waise bin, die von den Eltern im Stich gelassen und in die weite Welt hinausgestoßen worden ist – ich bin ein Ausgesetzter, den niemand kennt und um den niemand sich kümmert, und dessen Eltern nur den einen Wunsch hegen, daß er möglichst weit weg und ungenannt leben möge, damit er ihnen nicht zum Schimpfe werde!«
    Zilia rang die Hände und zog den Schleier dicht über das Gesicht, um ihr Schluchzen zu unterdrücken.
    »Herr Hartley,« versetzte der General, »hat mir nichts Näheres über Eure Verhältnisse mitgeteilt und ich will Euch auch den Kummer ersparen, den es bereiten muß, näher darauf einzugehen. Ich möchte nur wissen, ob es Euch recht ist, wenn ich Euch nach Madras gehen lasse.«
    »Gewiß, Euer Exzellenz, mir ist jeder Ort genehm, nur mit dem Schurken Hillary möchte ich nicht wieder zusammentreffen.«
    »Dafür

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