Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition)

Titel: Die Hochlandhexe Ein Kind der Sünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
Portugal, der sich in London niedergelassen hatte. Unter den wenigen Christen, die in seinem Hause verkehrten, war auch Richard Tresham, ein Mann aus hohem northhumbrischen Hause, der eine Zeitlang Offizier im Heere des Königs von Portugal gewesen war.
    Das angenehme Äußere des Herrn, sein vornehmes Wesen, seine ausgezeichnete Kenntnis der portugiesischen Sprache gewannen ihm die Freundschaft des alten Herrn und das Herz seiner jungen, schönen Tochter.
    Tresham hielt bei Moncada um die Hand der Zilia an. Der Handelsherr verweigerte seine Einwilligung und verbot ihm sein Haus. Er konnte aber nicht verhindern, daß die Liebenden sich heimlich sahen.
    Der junge Mann nutzte die Gelegenheiten, die ihm die unschuldige Zilia bot, in unehrenhafter Weise aus, und die Folge war die Verführung des Mädchens. Der Verehrer hatte aber die beste Absicht, sein Unrecht wieder gutzumachen. Es wurde beschlossen, nach Schottland zu fliehen. Die eilige Flucht, die ständige Angst führten zu einer vorzeitigen Entbindung, sodaß die junge Mutter die Hilfe des Doktor Gray in Anspruch hatte nehmen müssen.
    Das Paar war kaum ein paar Stunden in Middlemas gewesen, als Tresham durch einen scharfsichtigen Freund den Wink erhielt, ein Haftbefehl wegen Hochverrats sei gegen ihn ausgestellt, der auf das Gesuch Moncadas hin gleichzeitig auch auf den Namen seiner Tochter lautete.
    Der Vater ereilte sein Kind, nahm es mit sich und verurteilte es zu strengster Einsamkeit.
    Tresham flüchtete, verbarg sich in den Hochlanden, bis die Geschichte von seinem heimlichen Briefwechsel mit Karl Eduard von Portugal vergessen war, und trat dann nach mehreren Jahren in den Dienst der Ostindischen Gesellschaft unter seinem mütterlichen Namen Witherington.
    Seine militärische Begabung verschaffte ihm bald ein hohes Amt und bedeutenden Reichtum. Sein Ruhm, sein Reichtum und die Erkenntnis, daß Zilia doch keinen andern heiraten werde als den Mann ihrer ersten Liebe, bekehrten den alten Moncada von seiner hartnäckigen Abneigung, und nach einer Trennung von vierzehn Jahren wurden die Liebenden endlich durch die Ehe miteinander verbunden.
    General Witherington war bereitwillig mit dem Wunsche seines Schwiegervaters einverstanden, daß jede Erinnerung an vergangene Zeiten getilgt sein sollte und daß der Sohn – das Kind ihrer frühen und unglücklichen Liebe für immer fern und in fremden Händen, obwohl von ihnen mit allem nötigen versehen, bleiben sollte.
    Die Mutter freilich dachte anders. Sie sehnte sich nach ihrem ersten Kinde, aber sie wagte nicht, sich dem Willen ihres Vaters und der Entscheidung ihres Mannes zu widersetzen. Die vielen Jahre lang schrie ihr Herz nach ihrem Kinde.
    Und diese so lange unterdrückten Gefühle, mit Innigkeit gehegt, brachen nun bei der unvermuteten Entdeckung ihres Sohnes im vollen Strome hervor, als sie ihn, aus größter Not und dringendster Lebensgefahr errettet, plötzlich vor sich sah.
    Vergeblich versicherte ihr Gemahl, er werde sich des jungen Mannes annehmen und mit Geldmitteln und seinem Einfluß für sein Wohlergehen sorgen, sie war nicht eher beruhigt, als bis sie selber etwas getan hatte, das Los der Verbannung zu mildern, zu dem ihr Erstgeborener verurteilt war. Sie war dazu um so fester entschlossen, als sie sich durch die langen Jahre geheimen Leidens völlig gebrochen fühlte.
    Es lag nahe, daß sie sich an Hartley, den Kameraden ihres Sohnes wandte, dem sie ohnehin die Rettung ihrer jüngeren Kinder verdankte. Sie übergab ihm die Summe von 2000 Pfd. – ihr unangefochtenes Privateigentum – und bat ihn mit den zärtlichsten und liebevollsten Worten, er möchte das Geld in derjenigen Weise, die er für die förderlichste halte, zum besten ihres armen Sohnes verwenden.
    Sie gab ihm die Versicherung, daß sie ihn weiterhin unterstützen werde, sobald das erforderlich sein werde, und gab Hartley ein Schreiben, das er ihrem Sohne überreichen sollte, wenn er es für angebracht hielte.
    Das Schreiben hatte folgenden Inhalt:
    »O Benoni, Kind meines Kummers! Warum soll Deine unglückliche Mutter Dich mit Augen schauen dürfen, während es doch ihren Armen versagt bleibt, Dich an den Busen zu drücken? Möge der Gott der Juden und Heiden Dich beschützen! Daß er doch zu seiner Zeit die Finsternis aufhöbe, die zwischen mir und dem Geliebten meines Herzens besteht – der ersten Frucht meiner unglücklichen und ach! unheiligen Liebe! Denke nicht, mein geliebtes Kind, Du seist ein einsamer Verbannter, denn

Weitere Kostenlose Bücher