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1313 - Der falsche Engel

1313 - Der falsche Engel

Titel: 1313 - Der falsche Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vor dem Treffen hatte ich versucht, etwas über sie herauszufinden.
    Aber selbst die Spezialisten beim Yard hatten nichts Verdächtiges oder Auffälliges finden können, und genau das hatte meine Spannung noch erhöht.
    Ich glaube, es gibt keine U-Bahn-Station auf der Welt, wo kein Gedränge herrscht. Zu bestimmten Zeiten war es besonders schlimm, und das erlebte ich auch hier. Der späte Nachmittag oder frühe Abend brachte den Berufsverkehr, und der hatte es mal wieder in sich. Da drängten die Menschen aus den Wagen, andere wollten hinein, und es war auch für Lorna Peel nicht leicht, in einen bestimmten Wagen zu steigen. Ich war früher eingestiegen und hatte mich an unsere Absprache gehalten. So stand ich im zweiten Wagen hinter der Zugmaschine.
    Durch das Fenster schaute ich zu und sah, dass das große Schieben allmählich nachließ. Aber erst zwei Haltestellen weiter standen wir uns in dem Gedränge gegenüber. Lorna wusste, wie ich aussah, und sie hatte sich sehr gut beschrieben.
    Ich lächelte ihr zu.
    Sie gab das Lächeln zurück. Etwas scheu, sogar leicht verlegen.
    Die Augen konnte sie dabei nicht ruhig halten. Sie bewegte die Pupillen von einer Seite zur anderen wie jemand, der nach bestimmten Feinden sucht, sie aber noch nicht gefunden hat.
    »Zufrieden?«, fragte ich.
    »Ja. Bis jetzt…«
    »Super.«
    Sie sagte nichts. Ich beobachtete die junge Frau. Sie musste zwischen 25 und 30 sein. Ihr Haar war halblang. Sie trug ein helles Kleid, dessen Rock leicht ausgestellt war und über den Knien endete. Die roten Stiefel reichten mit ihren Schäften fast bis zu den Knien, und ihr gesamtes Outfit wirkte auf mich ein wenig halbseiden.
    Es konnte durchaus sein, dass Lorna Peel nicht eben einem sehr bürgerlichen Beruf nachging. Für mich war das noch kein Grund, sie zu verdammen. Sie war eine Frau, die Probleme hatte, das sah ich ihrem gesamten Gehabe an und auch dem Ausdruck ihrer Augen.
    Es gab um uns herum zu viele Zuhörer. So hatte es wenig Sinn, mit ihr über die Probleme zu sprechen, die sie quälten. Wenn wir die Bahn verlassen hatten, würde die Zeit noch kommen. Deshalb stellte ich auch keine Fragen.
    Obwohl ich mich jetzt in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, blieb der unstete Ausdruck in ihren Augen. Hin und wieder leckte sie mit der Zungenspitze über die spröden Lippen. Auch der leichte Schweißfilm auf dem Gesicht war nicht zu übersehen.
    »Wann müssen wir raus?«
    »An der übernächsten.«
    »Gut.« Ich rechnete kurz nach. Es war eine Station, die noch im Bereich des Hafens lag. Südlich des Flusses. Die Haltestelle Tower Bridge hatten wir passiert. Zumindest war es keine Gegend, in die der Londoner seine Gäste führt.
    Lorna sprach nicht mehr. Nur ihre ängstlichen Blicke blieben weiterhin bestehen. Mit ihnen suchte sie den Wagen ab, und auch ich wurde davon angesteckt und schaute mich um.
    Ich sah nichts Verdächtiges. Wenn es tatsächlich eine Gefahr gab, dann hielt sie sich gut versteckt oder hatte sich einen Tarnmantel übergestreift.
    Das Rumpeln der Wagenschlange war zu hören und auch zu spüren. Die Menschen schaukelten hin und her. Sie wurden durch einen düsteren Tunnel transportiert, als hätten sie eine Reise zum Mittelpunkt der Erde gebucht, um dort nach versunkenen Kulturen zu suchen.
    Nur hin und wieder huschten Lichtschleier vorbei. Kaum waren sie zu sehen, verschwanden sie schon wieder, bis es plötzlich hell wurde und ich mitbekam, wie Lorna aufatmete.
    Wir rollten in die Station.
    Wieder das gleiche Spiel. Die Menschen außen vor den Wagen.
    Das recht scharfe Abbremsen. Aus den Schemen wurden Gesichter, dann kam die Schlange zum Stehen.
    Die Türen öffneten sich mit einem Zischen. Etwas frischere Luft strömte in die Wagen. Menschen stiegen aus. Andere warteten, um einsteigen zu können. Lorna hatte sich von mir weggedreht, um auf eine Tür zuzugehen. Ich erwischte ihre Hand, merkte ihr leichtes Zusammenzucken, doch sie ließ es geschehen, dass ich die Hand weiterhin fest hielt. Ich merkte nur, dass sie schweißfeucht war.
    Es lag nicht am Wetter, denn in London war es nach einer kurzen sonnigen Periode wieder kühl geworden. So gehörte es sich eigentlich für den Monat April, der für seine Unbeständigkeit bekannt ist.
    Fast wäre Lorna beim Verlassen des Wagens noch ausgerutscht.
    Sie fing sich wieder und drehte mir ihr Gesicht zu.
    Es war blass. Es war schmal. Die Nase stach etwas spitz hervor.
    Blasse Lippen, die unruhigen Augen. Wenn ich ihr Gesicht mit dem

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