Die Hochzeit meiner besten Freundin
mir auffällt, als ich mit weichen Knien aus dem Flugzeug stolpere, nachdem ich über vierundzwanzig Stunden im Sitz ausgeharrt habe, ist die Tatsache, wie unangebracht meine Strandklamotten doch für den ziemlich unfreundlichen englischen Frühling sind.
Nieselregen. Ich hatte ganz vergessen, was das ist. Nicht zu vergleichen mit den dampfenden Straßen Bangkoks, wo ein kurzer Regenguss wie eine Dusche unter einem heißen Wasserfall ist. Irgendwie gelingt es mir, ohne großes Aufsehen durch die Passkontrolle zu kommen, meinen Rucksack und meinen alten, zerlumpten Seesack vom Rollband zu fischen, um mir dann einen Weg zwischen den vollgepackten Gepäckwagen der anderen Passagiere zu bahnen. Schließlich gelange ich hinaus in die Ankunftshalle und durchforsche das Meer erwartungsvoller Blicke nach einem bekannten Gesicht.
Ich bin mir meines Körpers immer besonders bewusst, wenn ich durch den Zoll in die Ankunftshalle komme, wo alle stehen und einen anstarren, wo Taxifahrer mit Namensschildern winken und aufgeregte Familien auf ankommende Verwandte warten. Fühlen sich so Fußballspieler, wenn sie aus dem Tunnelgang auf das Spielfeld treten? Alle Augen sind auf einen gerichtet, voller Hoffnungen und Erwartungen.
Mein Flugzeugnachbar mit den sexy Knien schiebt an mir vorbei, auf seinem Gepäckwagen stapelt sich teures Ledergepäck neben einem schwarzen Laptop und Duty-Free-Taschen, aus denen Schnaps, Kippen und Parfüm quellen. Im nächsten Moment geht er fast zu Boden, als eine umwerfende Blondine in einem schlicht und ergreifend noch umwerfenderen Designerkostüm sich ihm in die Arme wirft. Ihre Beine reichen bis zu ihren tarantellangen Wimpern.
»Tristan, Liebling, ich habe dich ja so vermisst!«
Tristan? Da lag ich aber ganz schön daneben. Überhaupt lag ich in jeder Hinsicht daneben, soweit er betroffen war, dieser wankelmütige Wollüstling.
»Hast du mich vermisst?«, säuselt sie, und ihre langen Wimpern flattern wie Motten vor einem Fenster.
»Ich habe jeden einzelnen Moment an dich gedacht«, gurrt er.
Lügner! Tristan sackt rasant auf meiner Männerskala auf die Ebene der »miesen kleinen Ratten« ab, die gerade noch eine Stufe über dem »Bodensatz der Schleimscheißer« und zwei Stufen über dem derzeit abgrundtief Niedrigsten stehen, der »stinkenden Ausgeburt eines leibhaftigen Teufels«.
Seltsam, die meisten Männer, die ich unterwegs getroffen habe, erhielten dieselben Einordnungen, entweder in der Kategorie »gerade genug Hirn, um auf Sport, weiche Drogen und harten Schnaps zu stehen«, oder in der Kategorie »würde auch ein Schaf bumsen, wenn es ihm die Zigarette danach anzündet«. Ich muss mich wohl in den falschen Kreisen bewegt haben. Ich stehe da und starre gut sechzig Sekunden lang durch Nicky hindurch, bevor die Tatsache, dass sie auf- und abhüpft und mit lauter Stimme meinen Namen ruft, sich schließlich einen Weg in mein übermüdetes Hirn bahnt.
»Annabelle! Belle! Da bist du ja... endlich! O mein Gott, wie toll du aussiehst! O mein Gott, ich kann gar nicht glauben, dass du es bist!«, quiekt sie, stürzt herbei und wirft die Arme um mich.
Ich atme Nickys vertrauten Geruch ein – Kokosnussshampoo, Fairy-Waschpulver und den schwachen Duft nach Tresor vom Abend zuvor -, bevor sie mich loslässt, mich auf Armeslänge von sich hält und von oben bis unten mustert. Ihre Augen glitzern vor Aufregung und Freude.
»Lass dich ansehen! Wie schlank und braun du bist. Mein Gott, und dein Haar ist mindestens einen halben Meter gewachsen. Du siehst glänzend aus, einfach glänzend...«
Ich starre auf das, was Nicky sein muss. Anstelle eines offenen Lächelns habe ich ein schockiertes, unechtes Grinsen aufgesetzt und wünschte wirklich, ich könnte das Kompliment erwidern, aber dann müsste ich lügen. Und man belügt doch seine beste Freundin nicht, oder?
»Du auch.« Ich zwinge mich, mein Grinsen zu einem hoffentlich etwas natürlicherem Lächeln zu erweitern. Ein kleiner Schwindel, zugegeben, aber ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, und dann zählt es doch nicht, oder? Außerdem sieht sie in meinen Augen großartig aus, ich habe sie schließlich so sehr vermisst, aber...
Nicky zieht eine Schnute.
»Quatsch«, entgegnete sie und lächelt schwach, »ich sehe schrecklich aus, und wir beide wissen es.«
Nix war schon immer unglaublich hübsch, ohne es zu wissen. Ihre Augen sind so grünblau gesprenkelt wie eine reife Birne, sie hat ein spitzes kleines Kinn und eine niedliche,
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