Die Hochzeitsreise
Hahnensporn!
HAHNENSPORN
setzt drei Stühle an den mittlern Tisch.
ANTONIE. Auf meinem Zimmer stehen kleine Teller und Messer, holen Sie mir die, Herr Famule!
EDMUND
rechts ab.
ANTONIE. Wenn du immer so zwischen den Arbeiten trinkst, kann es dir nicht bekommen, man muß sich zu allem Zeit nehmen, auch zum Essen und Trinken.
EDMUND
bringt die Teller und Messer und stellt sie auf den mittlern Tisch.
ANTONIE
ist fertig und setzt das ganze Kaffeeservice auf den mittlern Tisch.
So – nun ist alles bereit.
EDMUND
setzt das Körbchen mit dem Weißbrod auch auf den Tisch.
ANTONIE
geht zu Otto, mit anmuthiger Verbeugung.
Willst du jetzt die Güte haben die erste Tasse Kaffee, die deine Frau bereitet, mit ihr in Gesellschaft zu trinken?
OTTO
legt die Feder weg und steht auf.
Hm du bist so freundlich – und das sieht wirklich ganz einladend aus.
Setzt sich.
ANTONIE
Kaffee einschenkend.
Herr Famule, wollen Sie Platz nehmen?
EDMUND
setzt sich schüchtern.
ANTONIE
reicht Otto eine volle Tasse.
Hier ist Zucker und Sahne, bediene dich!
Steht auf.
Herr Hahnensporn!
HAHNENSPORN. Hier!
ANTONIE. Wissen Sie wo die Näherin Lisette Ueblich wohnt?
HAHNENSPORN. Ja wohl!
ANTONIE. Bestellen Sie sie um zwölf Uhr zu mir.
HAHNENSPORN. Ich weiß nicht – Herr Professor – soll ich –?
ANTONIE
entschieden.
Sind Sie nicht als Aufwärter hier in Diensten?
HAHNENSPORN. Allerdings – aber –
ANTONIE. So erfüllen Sie ohne Widerrede die Aufträge, die ich Ihnen gebe, ich, die Frau vom Hause. Und rasch, kommen Sie bald wieder, ich habe noch mehr für Sie zu thun. Gehen Sie!
HAHNENSPORN
verblüfft.
Wie Sie befehlen.
Ab.
ANTONIE
setzt sich, sehr freundlich.
Nun, mein Freund, wie ist der Kaffee?
OTTO. Ich muß gestehen, so habe ich ihn noch nicht getrunken. Gib mir noch eine Tasse.
ANTONIE
einschenkend.
Pflegst du nicht des Morgens zu essen?
OTTO. Während des Anziehens bin ich gewöhnt ein Brödchen zu mir zu nehmen.
ANTONIE. Erlaubst du daß ich dir eins bereite?
Schmiert ein Weißbrod und reicht es ihm dann
auf einem Teller.
Das Essen, das man so halb stehend und halb gehend zu sich nimmt, kann ja nicht bekommen.
OTTO. Daran mag etwas Wahres sein. In der That, der Kaffee ist trefflich! Famule, mit Ihrer Kochkunst ist es nicht weit her, da müssen Sie etwas lernen.
ANTONIE
die indessen auch Edmund eingeschenkt hat, freundlich.
Ich entbinde Sie in Zukunft von dem Küchenamte, das sich jedenfalls besser für die Köchin als für Sie paßt.
OTTO. Aber mit der Köchin –
ANTONIE. Noch eine Tasse, mein Freund?
OTTO. Nun ja – es schmeckt mir trefflich, ich muß anerkennen daß du dich darauf verstehst ein Frühstück zu bereiten.
ANTONIE. Ich hoffe, du sollst in jeder Beziehung finden daß ich meinen Platz als Hausfrau auszufüllen verstehe. Trinkt der Herr Famule noch ein Täßchen?
OTTO. Lus!
ANTONIE. Wie?
OTTO. Famulus, nicht le.
ANTONIE. So? Darf ich dem Herrn Famulus noch einmal einschenken?
OTTO. Lo, Famulo!
ANTONIE. Nun wieder lo? Meinetwegen. Ich frage den Herrn Famulo –
OTTO. Famulum!
ANTONIE. Geh, du hältst mich zum besten! Sagen Sie mir selbst, heißen Sie Famulus, lum, lo oder le?
OTTO
schulmeisternd.
Das sind die verschiedenen Casusendungen. Es gibt einem tüchtigen Grammatiker immer einen Stich in das Herz, wenn ein Casus falsch angewendet wird.
ANTONIE
lachend.
Nun, mein Freund, vielleicht lerne ich die Anwendung der verschiedenen Casusendungen noch von dir.
Schenkt Edmund ein.
Damit aber über die Casus nicht der Casus eintritt daß Sie keinen Kaffee bekommen, hier!
Zu Otto.
Hättest du nicht Lust zur letzten Tasse ein Pfeifchen zu rauchen?
OTTO. Hm das wäre nicht übel –
ANTONIE
holt ihm rasch eine Pfeife.
Ich weiß, der selige Oheim liebte es auch beim Kaffee zu rauchen. Da.
OTTO. Hm hm, du bist sehr gefällig – ich finde es in der That ganz behaglich, was ich bisher niemals gethan, sein Frühstück mit etwas Ruhe zu genießen. Es scheint mir auch im Grunde kein Unrecht sich an dem Wohlgeschmack der Speisen und Getränke zu erfreuen, da dieser Wohlgeschmack eine Eigenschaft ist, die Gott seinen Gaben beigelegt hat.
ANTONIE. Der Meinung bin ich auch, also zünde deine Pfeife an.
OTTO
sieht nach der Uhr.
Ich möchte wohl – indessen –
Springt auf.
o weh, es ist schon neun Uhr vorüber, und ich muß in die Classe. Ich begreife nicht wie die Zeit so rasch vergangen ist.
ANTONIE. Kannst du nicht am ersten Tage deiner Ehe den Unterricht einmal aussetzen? Ich habe noch so
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