Die Hochzeitsreise
deshalb frage ich nur: werden wir Kaffee trinken?
OTTO. Gewiß. Famule!
EDMUND. Herr Professor – sogleich!
OTTO. Du sollst sogleich bekommen!
EDMUND. Im Augenblick!
Holt die Tassen vom Tische, für sich.
Was der alte Hahnensporn nur will, die Frau Professorin ist ja so lieb und sanft wie ein Engel!
OTTO
für sich.
Meine Frau sieht recht hübsch aus. Sie scheint auch sanft und verträglich zu sein, wir werden recht gut mit einander auskommen.
ANTONIE
stand rechts am Tische und schlug ein Buch auf.
Bis der Herr Famule mit dem Kaffee in Ordnung ist, könnten wir wol dieses oder jenes besprechen. Wie hast du dir denn unsere Hausordnung gedacht?
OTTO. Ich habe dir schon gesagt daß ich wünsche meine einmal festgesetzte Lebensweise nicht geändert zu sehen.
ANTONIE. Und wie ist denn die?
OTTO. Sehr einfach! Das Frühstück besorgt der Famulus, das Mittagessen holt der Stiefelputzer aus dem Speisehause, Abends esse ich im Casino, und du magst dir vom Stiefelputzer holen lassen was dir beliebt.
ANTONIE
ganz ruhig.
Lieber Freund, zu dieser Hausordnung kann ich meine Zustimmung nicht geben.
OTTO
horcht hoch auf.
Wie?
ANTONIE. Die paßt für einen unverheiratheten Mann, nicht für ein Haus, in dem eine Frau waltet.
OTTO. Hm, ich bin gern geneigt deinen Wünschen etwas nachzugeben, aber meine Arbeiten und Studien erfordern –
ANTONIE
lächelnd.
O meine Haushaltung wird deine Arbeiten und Studien nicht stören!
OTTO. Was hättest du denn für Vorschläge zu machen?
ANTONIE. Vorschläge? Ich denke, die Hausfrau wird nicht blos eine berathende, sondern eine beschließende Stimme haben.
OTTO. Beschließende Stimme? Das geht zu weit. Bei den Römern und Griechen waren die Frauen im
gynaeceum,
im Frauengemache!
ANTONIE
ruhig.
Lieber Freund ich denke mein Haus auch nicht römisch und griechisch, sondern einfach deutsch einzurichten. Ich werde dir kurz sagen was ich wünsche, was ich will! Erstens wünsche ich noch heute eine Köchin!
OTTO. Was soll ein so geschwätziges Wesen im Hause?
ANTONIE. Kochen, mein Freund, sonst nichts. Das Frühstück besorge ich, das Mittagessen wird nicht im Speisehause geholt sondern selbst bereitet, des Abends wird es auch besser sein wenn du zu Hause issest.
OTTO. Nimmermehr! Zu solchen Umwälzungen meiner Hausordnung kann ich meine Zustimmung nicht geben! Eine Köchin im Hause, Selbstkochen, der Lärm, die Umstände – nimmermehr!
ANTONIE. Lieber Freund, deine Sachen sind die Römer und die Griechen, das Hauswesen ist meine Sache!
OTTO
aufstehend.
Du führst eine Sprache –
ANTONIE
fest, aber gelassen.
Wie sie der Frau zukommt.
OTTO. Das kann ich nicht zugeben. Der Mann ist der Herr im Hause und sein Wille entscheidet.
ANTONIE. Es wäre gut gewesen du hättest dir, als du heirathetest, die Verhältnisse klar gemacht. Der Mann ist der Herr des Hauses, im Hause aber ist die Frau die Herrin.
OTTO.
Mulier taceat in ecclesia!
ANTONIE. Das verstehe ich nicht, was heißt das?
OTTO. Die Frau schweige in der Kirche, sie rede nicht mit.
ANTONIE. In der Kirche? Gern. Im Hause aber muß die Frau nicht schweigen, sondern anordnen, regieren, befehlen, und das alles geht nicht ohne zu sprechen und zuweilen recht vernehmlich zu sprechen.
OTTO. Der Spruch war auch nur bildlich gemeint, in der Anwendung heißt er so viel als: die Frau soll sich dem Willen des Mannes fügen.
ANTONIE. Der Mann soll seinen Willen nicht weiter erstrecken als er berechtigt ist.
OTTO. Der Wille des Mannes ist unbeschränkt. »Und er soll dein Herr sein,« sagt Moses, und der Apostel Paulus spricht: »ihr Weiber seid unterthan euren Männern;« ja die weise und tüchtige Penelope gehorchte ohne weiteres selbst ihrem Sohne Telemach, als er sie in die Frauengemächer verwies.
ANTONIE. Du erhitzest dich ohne Noth. Die weise Penelope mag es gehalten haben wie sie wollte, ich bin eine deutsche Hausfrau und halte es wie es bei uns Rechtens und Sitte ist.
OTTO. Wie? Du wagst es dich förmlich gegen deinen Mann aufzulehnen? Ei ei, ich habe dich für sanft und fügsam gehalten.
In abgeschmacktem Schulmeistertone.
Es ist mir aber lieb daß du gleich anfangs deinen Hochmuth, deinen Ungehorsam an den Tag legst, damit ich dir unumwunden auseinandersetzen kann welche Stellung dir gebührt. Das Weib steht dem Manne nach in allen Eigenschaften des Körpers und des Geistes; deshalb soll der Mann ihr Vormund sein und Gewalt über sie haben, wie über eine Minderjährige, die sie auch ihr Leben lang bleibt. Solches
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