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Die Hochzeitsreise

Titel: Die Hochzeitsreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Roderich Benedix
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Hochzeitsreise so hübsch beschrieben, daß man fast Lust bekommt. Die Alten konnten diese Sitte auch füglich nicht haben, da sie weder Posten, noch Dampfschiffe, noch Eisenbahnen kannten. Jedenfalls sind wir in dieser Beziehung fortgeschritten, und deshalb möchte die Sitte der Hochzeitsreise nicht zu verwerfen sein. Es muß lohnend sein die Schweiz einmal zu sehen – ich kann mir eine solche Reise ganz angenehm denken.
    ANTONIE
kommt zurück.
Ich habe ganz vergessen, das Schlafkissen ist hier in dem Schranke.
    OTTO
erstaunt.
In dem Schranke?
    ANTONIE
öffnet den Schrank, er ist ganz voll weiblicher Kleider.
Ich glaube wenigstens!
    OTTO
heftig.
In diesem Schranke deine Kleider?
    ANTONIE
ruhig.
Ich fand in meinem Zimmer keinen Schrank, und da ich doch einen Platz für meine Kleider haben mußte, so habe ich sie hieher gehängt.
    OTTO. Aber meine Instrumente, meine physikalischen Apparate?
    ANTONIE. Die habe ich unterdessen in mein Schlafzimmer gestellt.
    OTTO
sehr heftig.
Wie, meine theuren, kostbaren Apparate in dem feuchten Zimmer, wo sie dem Roste und dem Verderben ausgesetzt sind?
    ANTONIE
sanft, aber ernst.
So, mein Freund, du wußtest, daß diese Zimmer feucht und dumpfig sind? Und doch hast du diese feuchten Zimmer, in die du nicht einmal deine Instrumente stellen willst, deiner Frau angewiesen?
    OTTO
von dem Vorwurf betroffen, beschämt.
Du hast Recht, das ist unpassend –
Rasch.
du magst sogleich die vorderen Zimmer beziehen.
    ANTONIE
freundlich.
Dann müßtest du in dem feuchten Zimmer schlafen und Unterricht geben? Nicht doch, wir wollen überlegen wie es sich am besten einrichten läßt – und geht es nicht, ei nun, so nehmen wir eine andere Wohnung!
    OTTO. Wie du meinst.
Für sich.
Wo hatte ich auch meine Gedanken, sie in die feuchten Zimmer zu weisen? Und sie ist so gut, kein Vorwurf kommt über ihre Lippen.
Laut.
Es ist wirklich ein grober Verstoß meinerseits mit den Zimmern, Antonie, und ich bitte –
    ANTONIE. Sprich nicht mehr davon, du hast es nicht bedacht, nicht überlegt.
Für sich, vergnügt.
Das erste Mal daß er mich beim Namen nennt.
Laut, sich umsehend.
In der That wird es am besten sein eine neue Wohnung zu nehmen, ich kann mich dann auch mit der Küche besser einrichten.
    OTTO. Also meinst du noch immer daß eine Köchin in das Haus kommen soll?
    ANTONIE
freundlich.
Herr Professor, die Hausordnung ist meine Sache. Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen Rath geben wollte über eine Stelle im Plautus? Es bleibt also dabei, wir nehmen eine neue Wohnung. Die alten Griechen und Römer hier im Zimmer werden sich wundern, wenn sie aus ihrer behaglichen Ruhe vertrieben werden. Sie hatten sich so fest eingenistet, als wollten sie ewig hier bleiben.
Neckisch, sich verbeugend.
Ja ja, meine Herren Cicero, Virgil, Horaz, Tacitus, Terenz, und ihr Herren Sophokles, Homer und Pindar, ihr müßt auswandern.
    OTTO. Ei ei, mein Kind du scheinst ja mit den Alten recht vertraut zu sein?
    ANTONIE
schelmisch.
Recht vertraut? Bewahre der Himmel, nur oberflächlich kenne ich die alten Herren, just so viel als eine christliche Frau darf, um nicht in schlechten Ruf zu gerathen.
    OTTO. Man kann mit den Alten nie zu bekannt sein.
    ANTONIE. O doch, wenn man die Lebendigen darüber vergißt. Wir leben um zweitausend Jahre später, sind andere Völker, in andern Ländern und müssen uns selbstständig entwickeln. Wollen wir die Ansichten und die Sitten der Alten auf unser Leben übertragen, so verwischen wir unsere Eigenthümlichkeit und in dieser liegt unser Werth.
    OTTO. Ha jetzt kommst du mir in mein Feld und ich werde dir die Antwort nicht schuldig bleiben. Die Sitten der Alten waren so vortrefflich, daß wir uns immer bestreben sollen nach ihnen zu leben. Ich werde dir das beweisen. Das Leben zerfällt –
    ANTONIE
lachend.
Halt, glaubst du wirklich ich wäre so einfältig dich in deinem Felde mit deinen Waffen bekämpfen zu wollen? O nein, euch ihr Herren gehört das Wissen, uns die Anwendung!
     
Fünfter Auftritt.

    Vorige. Edmund.
     
    EDMUND. Herr Professor, es ist besorgt!
    OTTO. Gut.
    ANTONIE
immer heiterer, immer launiger.
Du willst nach den Sitten der Alten leben? Sieh dich einmal an mit diesem Schlafrocke, dem weißen Halstuche, der langen Pfeife – und denke dir du wärst Plato oder Sokrates, mußt du nicht lachen? Denke dir: Cicero wäre in deiner gestrigen Kleidung, im schwarzen Frack mit rundem Hute in den römischen Senat getreten, um eine seiner berühmten Reden zu halten! Oder denke dir, ein

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