Die Hoehle
Unterton.
Franklyn musste erneut über Carla lachen, war aber ebenfalls ziemlich interessiert an Johns Erzählungen.
»Wo ist das Erdloch, und wie weit ist es von hier entfernt?«
»Ich denke, höchstens zwanzig Minuten zu Fuß. Wenn wir den direkten Weg dorthin finden, geht es sicher wesentlich schneller. Ich habe Markierungen an den Bäumen angebracht und mir markante Orientierungspunkte gut eingeprägt. Wenn wir denen folgen, finde ich es bestimmt schnell wieder«, antwortete John und versuchte, dabei möglichst überzeugend und sicher zu wirken. Carlas und Franklyns Reaktionen erweckten den Eindruck, als hätten sie angebissen. Sie würden sicher mitkommen, waren Johns Gedanken.
»Du meinst, wir finden auch wieder zurück zu unseren Fahrr ädern, nachdem wir das Erdloch ausreichend untersucht haben? Oder müssen wir nach der Aktion Rauchzeichen in den Himmel schicken, damit wir von den Dorfbewohnern bemerkt und anschließend gerettet werden?«, stichelte Carla und tat so, als würde sie John nicht zutrauen, dass er in der Lage ist, den Rückweg zu finden.
»Stell dich nicht so an«, be ruhigte sie Franklyn. »Ich denke, was uns John soeben erzählt hat, klingt ziemlich interessant. Ich würde mir das Erdloch schon ganz gern ansehen. Vielleicht ist es tatsächlich eine Höhle. Da wir jetzt schon zwei sind, die das Loch sehen wollen, musst du wohl oder übel mitkommen, Carla. Bist du einverstanden?«
» Na gut, überredet. Ich komme mit. Aber nur, wenn ich da hinten auch einen schönen, muskulösen Buschmann mit dunkelbraunen Augen und schwarzen Haaren zu sehen bekomme.«
»Den bekommst du , ganz sicher. Notfalls springe ich ein«, lachte John. »Schließlich habe ich auch Muskeln, dunkle Augen und schwarze Haare.«
»Und wenn dort auch noch eine wilde, halbnackte Frau herumläuft, gehört sie mir. Einverstanden?« fragte Franklyn.
Carla reagierte nicht auf Franklyns dumme Bemerkung über halbnackte, wilde Frauen, die ihrem Freund Franklyn direkt an den Hals springen würden. Sie fand die Vorstellung einfach nur geschmacklos. John hingegen musste herzlich darüber lachen.
Die drei Freunde machten sich anschließend auf den Weg zu Johns entdeckter Lichtung und dem noch nicht erforschten Erdloch.
Der Weg dorthin war von John wider Erwarten beachtlich gut gekennzeichnet und somit ziemlich einfach wiederzufinden. Sie verliefen sich nur selten, denn sobald sie keine Kennzeichen mehr an den Bäumen fanden, wussten sie, dass sie falsch gelaufen waren. Dann hieß es: Zurück zum letzten Kennzeichen und eine andere Richtung einschlagen.
»Vorhin schien mir der Weg wesentlich länger, zumindest ha tte ich den Eindruck«, stellte John erstaunt fest.
»Das muss wohl daran liegen, dass du den Weg ziemlich gut gekennzeichnet hast und wir nicht, wie du es vorhin getan hast, ziellos durch die Gegend irren. Ich bin mir sicher, dass du vorhin jeden Zweig untersucht hast und dreimal um jeden Baum herum gelaufen bist, in der Hoffnung, eine neue Spezies zu entdecken. Oder liege ich mit meiner Vermutung falsch?«, fragte ihn Carla.
»Kann schon sein«, antwortete John. Im gleichen Augenblick erspähte er ein weiteres seiner Kennzeichen. »Seht mal da vorn, der abgeknickte Baum! Ein paar Meter weiter müssten gleich ein Raupennest, ein seltsames, krebsartiges Gewächs an einem Bau mstamm und ein riesiger Ameisenhaufen mit roten, ziemlich langen Ameisen auftauchen. Die Ameisen müsst Ihr Euch unbedingt ansehen. Mit ihren dicken Köpfen und den fiesen Beißwerkzeugen sehen sie richtig böse aus. Wenn wir sie finden, sind wir auf jeden Fall auf dem richtigen Weg.«
»Meinst du d iesen Baumstamm?«, fragte Franklyn und zeigte mit dem Arm in Richtung eines verfaulten Gehölzes.
»Richtig. Das ist er. Gleich laufen wir an einem Raupennest vorbei. Nicht erschrecken, es ist ziemlich groß. Die Raupen sind ungefähr so dick wie ein Finger. Ich glaube, sie haben einen kompletten Baum in Beschlag genommen. Alle Blätter sind mit ihren Fäden umsponnen.«
Carla und Franklyn stellten sich gerade vor, wie es aussehen muss, wenn Unmengen Raupen einen kompletten Baum umw ickelt haben. »Das ist ja widerlich!«, sagte Carla. Sie musste sich schütteln. Zudem befürchtete sie, dass sie ausgelöst durch ihren Ekel Herpes an ihrer Oberlippe bekommen könnte. Die Erregertrug sie bereits seit Jahren mit sich herum. Die verschiedensten Ereignisse konnten einen Ausbruch verursachen.
Als sie am besagten Raupennest angekommen waren, mussten
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