Die Hoehle
wurde vom Nebel über der Wasseroberfläche reflektiert. Dieses Leuchten beruhigte seine Gedanken und seinen schwer arbeitenden Körper, zudem dämpfte es auch seine Enttäuschung über den Streit mit Carla und Franklyn. Sein Puls nahm endlich wieder eine normale Frequenz an, und sein Schweiß auf der Stirn trocknete wieder.
Er wollte die Freundschaft mit Carla und Franklyn nicht aufs Spiel setzen, also entschied er sich dazu, seine Freunde zu sich zu rufen und den Streit zu schlichten. Er musste wohl oder übel nachgeben und den unteren Weg gehen. Dies war zwar nicht gerade angenehm für einen Mann wie John, aber wenn es sein musste, ließ es sich scheinbar nicht verhindern.
»Franklyn, Carla, wo seid I hr?«, rief er lautstark in Richtung Durchgang zur Haupthöhle. Aber niemand antwortete ihm. »Hey, was ist los, wo steckt Ihr?«, rief er noch lauter. Einzig und allein sein Echo antwortete ihm - leider ausschließlich mit seinen eigenen Worten.
»Lass uns in Ruhe und nerv e uns nicht! Wir haben keine Lust auf dumme, beleidigende Sprüche!«, riefen sie schließlich zurück. Sie hatten im Moment kein Interesse daran, sich von John weiterhin üble Vorwürfe anhören zu müssen.
John war entsetzt über diese Antwort, denn nun war er endgü ltig sicher, dass er mit seinen provokativen Äußerungen zu weit gegangen war. Er bereute schon jetzt, welch beleidigenden Worte er im Übermut von sich gegeben hatte. Und den Urlaub wollte er ihnen nun wirklich nicht vermiesen, vor allem nicht zu diesem Zeitpunkt, da er gerade erst begonnen hatte. Sein Testosteron hatte ihn Dinge sagen lassen, die er jetzt massiv bereute.
John überlegte sich, auf welche Art und Weise er wieder Z ugang zu seinen beiden besten Freunden finden könnte und kam zu dem Schluss, dass es ihm wohl nicht einfach fallen wird, ohne aufs Übelste beschimpft zu werden. Schließlich lag die Schuld bei ihm, denn er hatte alles verbockt.
Als er mit seinen Händen die Wasseroberfläche durchdrang, hörte er plötzlich seltsam klingende Stimmen, deren Herkunft sich absolut nicht ermitteln ließ. Verstehen konnte er nicht, was gesprochen wurde, aber er war sich sicher, dass sie menschlich waren. Oder vielleicht doch nicht? Wer oder was spricht in einer derart ungewöhnlich klingenden Sprache? Die Sprache der Stimmen hatte mit keiner etwas gemeinsam, die John bisher kennengelernt hatte.
»Hallo? Ist da jemand ?«, fragte er sichtlich verunsichert und blickte in alle Richtungen. Doch nirgends konnte er jemanden sehen, der sich bewegt oder zu ihm spricht. Niemand wollte ihm antworten, ganz im Gegenteil, die Stimmen sprachen wirr und unverständlich durcheinander. Noch nicht einmal einzelne Worte konnte John verstehen, somit war es ihm nicht möglich festzustellen, in welcher Stimmung diejenigen waren, die vermutlich auf ihn einredeten. Vielleicht sprachen sie auch gar nicht zu ihm, sondern hatten seine Anwesenheit noch gar nicht bemerkt.
Das ist vermutlich die gleiche Sprache, in der auch die Schrift auf dem Stein draußen vor der Höhle geschrieben ist , dachte er. John stellte fest, dass die Stimmen nicht mehr zu hören waren, sobald er die Hände aus dem Wasser nahm. Vorsichtig hielt er sie wieder ins Wasser. Sofort hörte er die Leute wieder sprechen.
Interessantes Phänomen, reden die etwa unter Wasser? , ging es ihm durch den Kopf. Oder ist es so etwas Ähnliches wie ein Stromkreis? Halte ich die Hand ins Wasser, kann ich hören, was sie reden?
»Hey, Carla, Franklyn, kommt mal her, hier stinkt was gewa ltig. Hier sind Leute in der Höhle, ich höre ganz viele Stimmen. Kommt bitte zu mir!«, flehte er die beiden an, doch wiederum antworteten sie ihm nicht.
Jetzt leuchtete das Wasser sogar, ohne dass er seine Hände d arin bewegte. Es machte den Anschein, als wünschte das Wasser, dass er seine Hände in das feuchte Nass hineinsteckt. Das Leuchten pulsierte jetzt nur noch an den Stellen, wo er seine Hände zuvor bewegt hatte. Antworten wollten ihm die Stimmen allerdings immer noch nicht. Auf der Oberfläche konnte er nun regelmäßige Leuchtmuster erkennen. Es schien tatsächlich zu leben.
Also folgte er der leuchtenden Aufforderung und steckte beide Hände sofort wieder dort in das Wasser, wo das Leuchten pulsierte. Mittlerweile hatte er ein beklemmendes Gefühl dabei, die Hände hinein zu stecken. Vielleicht ging aber auch nur seine Phantasie mit ihm durch und die leuchtenden Muster waren in Wirklichkeit gar nicht existent.
Schade, warum
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