Flitterwochen zu dritt
PROLOG
Ben hatte sich gerade fertig rasiert, als sein Telefon klingelte.
Er klemmte es zwischen Schulter und Wange.
“Ben Carreras.”
“Ben, ich bin’s, Marian.”
“Hallo”, sagte er und sah auf die Uhr. “Ich wollte gerade zum Flughafen fahren, aber ich habe dich erst in einer Stunde erwartet. Hast du einen früheren Flug genommen?”
“Nein”, antwortete sie, und irgendetwas an der darauf folgenden Pause bewirkte, dass er alarmiert war.
“Was ist los, Marian? Alles in Ordnung?”
Eine weitere spannungsgeladene Pause folgte. Dann erwiderte sie: “Ich komme heute Abend nicht nach Vancouver.”
Ben war erleichtert, und gleichzeitig schämte er sich dafür. Er hatte sich vor ihrem Besuch gefürchtet. Als sie zum ersten Mal davon gesprochen hatte, Silvester mit ihm zu verbringen, hatte er nicht schnell genug eine Ausrede finden können. Die Wahrheit war, dass diese Beziehung zu nichts führte und beendet werden musste. Er hatte vorgehabt, es ihr bei ihrer Abreise zu sagen.
“Na so was.” Er tauchte einen Finger in den Drink, den er sich zuvor eingegossen hatte, und rührte langsam den schmelzenden Eiswürfel um. “Das ist aber schade. Ist irgendetwas Unerwartetes passiert?”
“Kann man so sagen.” Noch eine Pause, in der sie sich räusperte. “Ich kann dich nicht wieder sehen. Nie.”
Ben bemühte sich, seine Freude nicht durchklingen zu lassen.
“Oh? Habe ich irgendetwas getan - oder nicht getan?”
Er hörte sie seufzen. “Nein. Es ist nur so, dass … Nun, ich war nicht ganz aufrichtig zu dir. Ich bin verheiratet, Ben.”
Ben knotete das Handtuch, das ihm von den Hüften zu gleiten drohte, fester und war froh, dass sie sein Lächeln nicht sehen konnte.
“Mal ehrlich. Das war eine plötzliche Entscheidung, oder?”
“Nicht wirklich. Wayne und ich sind schon drei Jahre zusammen.”
Er runzelte die Stirn und griff nach seinem Glas. Irgendetwas stimmte da nicht. “Du meinst, du kennst ihn seit drei Jahren.”
“Nein”, sagte sie, “ich meine, wir sind seit drei Jahren verheiratet.”
“Willst du mir erzählen, dass du die ganze Zeit, in der wir zusammen waren, einen Ehemann hattest?”
“Ja.”
Ben trank einen Schluck Scotch. Doch der half ihm nicht, den schlechten Geschmack zu vertreiben, den er plötzlich im Mund hatte. “Warum hast du mir das nicht früher gesagt, Marian?”
“Es tut mir Leid. Ich weiß, dass ich es dir vielleicht eher hätte erzählen sollen.”
“Nicht nur vielleicht”, sagte er kalt. “Wenn da draußen jemand mit der Pistole auf mich wartet, weil ich hinter seinem Rücken was mit seiner Frau habe, dann habe ich ein Recht darauf, es zu wissen.”
“Es war nicht so, wie du denkst, Ben”, protestierte sie. “Als ich dich Anfang Oktober kennen lernte, lebten Wayne und ich getrennt. Ich dachte, meine Ehe wäre gescheitert. Aber er hat sich geändert. Er möchte, dass wir noch mal von vorn anfangen, und ich möchte es auch.”
Ein Schniefen klang durch die Leitung, und dann war im Hintergrund die wütende Stimme eines Mannes zu hören -
zweifelsohne der zornige Ehemann, der auch seinen Kommentar abgeben wollte.
“Versuch nicht, mich umzustimmen”, sagte sie schnell. “Es ist zu Ende, Ben.”
Okay, gnädige Frau. Nur schade, dass es je angefangen hat.
“Es tut mir Leid, wenn ich dir weh tue.”
“Ich werde es überleben. Hab ein schönes Leben, Marian. Ich hoffe, dass alles so kommt, wie du es dir wünschst.”
“Danke. Auf Wiederhören, Ben. Und … ein frohes neues Jahr!”
1. KAPITEL
Die Reden waren vorbei, die Hochzeitstorte war feierlich angeschnitten worden. Ober gingen zwischen den Tischen hindurch, füllten Champagner nach oder schenkten an alle, die vom Perrier Jouet gelangweilt waren, Eiswein für zweihundert Dollar die Flasche aus, als würde es sich um Leitungswasser handeln. Auf dem Podium am anderen Ende des Saals löste ein zehnköpfiges Tanzorchester das Streichquartett ab, das während des Essens für musikalische Untermalung gesorgt hatte.
Wenn man ihn gefragt hätte, hätte Ben für eine weniger schicke Feier plädiert. Er hätte für eine perfekte Hochzeit nur eines gebraucht: Julia. Aber man hatte ihn nicht gefragt. Seine Schwiegermutter in spe hatte sich darum gekümmert und ihn nur einbezogen, wenn es unbedingt nötig gewesen war. Und selbst dann war es ihr nicht ganz gelungen, sich unter Kontrolle zu halten. Ihr vornehmes Gesicht verzog sich jedes Mal, wenn sie daran dachte, dass er bald zur Familie
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