Die Hoehle
Taxifahrer hielt ein großes Schild mit ihren Namen hoch, das provisorisch an einen Besenstiel geknotet war . Er wartete, bis sich die Eltern bei ihm meldeten. Für ihn war es relativ einfach zu erkennen, welche Gruppe diejenige war, auf die er warten sollte, um sie abzuholen. So viele Sechsergruppen mit drei Frauen und drei Männern liefen hier auf dem Flughafen nicht herum.
Er suchte permanent mit den Augen sämtliche Gruppierungen von Leuten ab, ob sie seinen Kriterien entsprachen. Plötzlich sah er sechs Leute, die auf die Be schreibung der Polizei passten.
Um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen winkte er den E lternpaaren und zeigte mit der Hand wild fuchtelnd auf sein Schild. Als die Eltern auf dem von ihm gezeigten Schild ihre Namen erblickten, gingen sie zielstrebig auf den Taxifahrer zu.
Ihre Koffer, die auf Rädern nahezu lautlos über den Marmo rboden fuhren, zogen sie an Gurten hinter sich her, die sie aus der Seite herausgezogen hatten.
Sie hatten nicht sonderlich viel Gepäck dabei, denn so kur zfristig hatten alle drei Paare die gleiche Schwierigkeit zu bewältigen: Einen klaren Gedanken zu fassen und gleichzeitig Wäsche zusammenzustellen. Nur das Nötigste kam in den Koffer: Unterwäsche, T-Shirts, Waschsachen und ein paar Hosen. Mehr brauchten sie nicht. Zumindest hofften sie das.
»Guten Tag, der Herr. Sie haben unsere Namen auf ihrem Schild stehen. Holen Sie uns mit einem Fahrzeug ab?
Der Taxifahrer lächelte freundlich und nickte mit dem Kopf.
»Das ist sehr nett von Ihnen.« Der Taxifahrer lächelte weiter, verstand aber kein einziges Wort von dem, was sie sagten, denn sie sprachen auf Englisch. Das Nicken war nur eine freundliche Geste seinerseits zur Begrüßung der Eltern.
Er sagte nur »Sorry, no understand .« Viel mehr beherrschte er leider nicht.
»Please follow«, war ebenfalls in seinem englischen Wor tschatz vertreten. Der Rest musste mit Händen und Füßen funktionieren.
Am Hotel angekommen, in das sie kurzfristig einquartiert wurden, drückten sie dem Taxifahrer fünfzig Dollar in die Hand. Er bekam Augen so groß wie Mandarinen und legte aus Dankbarkeit fast einen Kniefall vor den Eltern hin. Er bedankte sich auf seiner Sprache diverse Male und schüttelte den Eltern heftig die Hände. Anschließend umarmte er sie, wobei keiner der Eltern wusste, ob das ein Dankesritual oder einfach nur eine Geste zum Zwecke des Trosts war.
Überglücklich zog er von dannen und sprang anschließend tanzend und pfeifend in sein Taxi. Den Rest des Tages konnte er nun glücklich Siesta feiern und sich sinnlos mit Rum besaufen.
Für die Eltern begann jetzt allerdings der unangenehme Teil der Reise. Der Flug war glücklicherweise sehr ruhig verlaufen, doch jetzt hieß es, mit den üblen Tatsachen hier vor Ort konfrontiert zu werden.
Bruce, Franklyns Vater, sagte »Ich schlage vor, dass wir uns in einer halben Stunde hier draußen vor dem Hotel treffen. Ist das für Euch in Ordnung?«
»Ja, das geht klar«, antworteten die anderen und nickten mit den Köpfen.
Eilig wurden die paar mitgenommenen Kleidungsstücke, Koffer und Taschen auf den Zimmern verstaut. Für eine schnelle Dusche zur Erfrischung reichte auch noch die Zeit.
Elisabeth, Carlas Mutter, öffnete noch schnell eine Flasche Coke, die sie in der Zimmerbar gefunden hatte.
»Mike, komm her und trink einen Schluck von mir mit«, sagte sie zu ihrem Gatten, der sofort gehorchte, denn er hatte auch gewaltigen Durst.
»Danke, du bist ein Engel. Ich hoffe, dass ich es einigermaßen gut überstehe, wenn wir erfahren, was die Polizei herausgefunden hat.«
Pünktlich eine halbe Stunde später trafen sich die Elternpaare draußen vor dem Hotel.
Gemeinsam gingen sie zur Polizeiwache, die sich nur etwa dreißig Meter weiter auf der gleichen Straße befand. Das, was sich hier Straße nannte, war eigentlich ein ausgefahrener Feldweg, der zudem extrem staubig und mit Fahrrinnen durchzogen war. Für feine Modeschuhe war das nicht das ideale Terrain. Deshalb trugen die meisten Menschen hier auf der Straße einfache Plastikschlappen.
»Siehst du, Pete«, sagte Johns Mutter Berry zu ihrem Mann, »diese Art Schlappen hätte ich besser auch mitgenommen. Dann würden meine edlen Schuhe jetzt nicht so leiden .«
»Sei froh, dass du feste Schuhe anhast. Wer weiß, was noch auf uns zukommt. Da können wir die Schlappen bestimmt nicht brauchen«, antwortete er. »Frauen und Schuhe. Sag mal, Bruce, ist das bei dir genauso mit den
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