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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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größer als ein Eichhörnchen. Er wagte es jedoch nicht mehr, sich ein Feuer zu machen, und so wurde er zwar satt, aber der Genuß war nur der halbe.
    Die milden Tage waren vorüber. Nach Mitternacht setzten jetzt schon eisige Herbstwinde ein, der Auftakt des Winters. Morgens war die Prärie bereift. Harkas Büffelhautdecke war nach der Überquerung des Missouristromes noch immer nicht ganz getrocknet. Er fand viele Wolfsfährten. Ganze Rudel mußten in dieser Gegend unterwegs sein. Alles in allem war Harka daher sehr froh, als er eines Tages in weiter Entfernung Rauch sah und des Abends bei Eintritt der Dunkelheit das rötliche Leuchten eines Feuers wahrnahm. Das mußte ein offenes Feuer sein. Er trieb sein Pferd an.
    Als er eine Bodenwelle erreichte, von der aus er wieder Ausschau halten konnte, wurde es ihm zur Gewißheit, daß er eine Farm vor sich hatte. Winzig klein sah er die Schatten zahlreicher »zahmer Büffel«, wie die weißen Männer sie sich zu halten pflegten, und außer dem Schein des offenen Feuers entdeckte er einen zweiten Lichtschimmer, der sich aus einem Hause herauszustehlen schien, das zwischen Gebüsch und Bäumen stand.
    Harka galoppierte in Richtung des offenen Feuers. Als er in die Nähe der Viehherden gelangte, kamen ihm zwei Bluthunde mit wütendem Gebell entgegen. Das eine Tier sprang Reiter und Pferd an. Harka griff zu der Lederpeitsche und hieb sie dem Hund über die Schnauze, so kräftig, daß das Tier abglitt. Schon hatte auch der Grauschimmel die Hunde hinter sich gelassen.
    Der junge Reiter erreichte die Viehherde, die nach dem Urteil seines an Wildtiere gewöhnten Geruchssinnes abscheulich stank. Beim Feuer stand ein bärtiger Mann, die Flinte in der Hand.
    »He! Wer kommt?« Das grasende Pferd neben ihm hob plötzlich den Kopf.
    »Gut Freund!« Harka hatte das lodernde Feuer erreicht, riß seinen Mustang zurück, so daß er stieg, und hob grüßend die unbewaffnete Hand, um seine friedlichen Absichten zu unterstreichen. Er hatte den Mann längst erkannt. »Thomas!«
    »Harry! Harry! Junge, Junge! Wo kommst du denn auf einmal her? Mitten in der Nacht!«
    Der junge Indianer sprang ab, nahm sein Pferd am Zügel und ging auf Thomas zu. »Kann ich bis zum Morgen hierbleiben?«
    »Solange du willst! Mach’s dir bequem. Du bist doch nicht etwa ganz allein?!«
    »Ich bin allein.«
    »Aber Kind … junger Mann … also setz dich erst einmal zum Feuer!«
    Harka machte den Grauschimmel fest und ließ sich nieder. Zum erstenmal in seinem Leben störte es ihn, daß er noch keine Pfeife besaß. Thomas stopfte seine neu. »Eine solche Überraschung!«
    Die Wärme tat Harka wohl, die Wärme des Feuers, zu dem er die Füße streckte, und auch der warme Ton, mit dem Thomas ihn begrüßte. Der Cowboy reichte dem jungen Indianer ein Stück erkalteten Braten, und Harka aß hungrig.
    »Wie hast du uns denn finden können?«
    Der Indianer deutete stillschweigend auf das Feuer.
    »Ja, ja, das Feuerchen! Haben wir gemacht, um die Wölfe zu schrecken. Diese Bestien! Der Winter kommt früh, und ganze Meuten haben es auf unser Vieh hier abgesehen. Fünf Hunde haben sie uns schon zerrissen. In die Schafhürde sind sie eingebrochen, und die Schafe sind in blinder Angst ausgebrochen. Zweiundzwanzig Schafe haben uns die Wölfe geschlagen. Adamson ist außer sich!«
    Harka verzog die Mundwinkel geringschätzig.
    »Was soll man dagegen machen!« rief Thomas. »Die Wölfe jagen.«
    »Das mach du mal. Wir können nur auf eine Weise jagen, mit Gift oder mit Hunden, sonst fressen die Hunde das Gift! Theo ist heute nacht mit den meisten Hunden bei der Schafhürde, dort drüben, südlich des Hauses. Adamson ist von einem Wolf angefallen worden, als es gestern um die Schafe ging. Er liegt im Haus. Übrigens sind die Bestien schlau. Kilometerweit laufen sie. Tags sind sie einfach verschwunden. Aber nachts, da … Hörst du? Siehst du? Verdammt …«
    Das Vieh drängte sich zusammen, die Stiere schnaubten und warfen die Hörner. Die Hunde, die bei der Rinderherde wachten, hatten sich zusammengefunden und bellten wütend.
    Harka sprang vom Boden auf und machte sein Pferd los, das unruhig witterte. Er saß auf. Thomas hielt neben ihm.
    »Vorwärts, das sind Wölfe. Wir müssen angreifen!« rief der junge Indianer zornig, weil Thomas noch einen Augenblick zu zögern schien. »Willst du warten, bis die Wölfe die Rinder zerreißen?«
    Die Hunde hatten sich ein Stück zurückgezogen und bellten, ohne die Absicht, sich mit

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