Die Höhle in den Schwarzen Bergen
trockenen Faden mehr an sich. So wie ihm mußte es aber jedem ergehen, der durch das Wasser in diesen Höhlenraum eindrang. Ob nicht irgendwo noch etwas Brennbares versteckt war? Harka beschäftigte sich damit, den Raum noch einmal rundum auf das genaueste abzutasten. Dabei merkte er, daß der Fels an einigen Stellen rissig war. Vielleicht brach diese ganze Höhlung bald einmal zusammen. Zuletzt untersuchte Harka noch einmal das natürliche Wandbecken und fand tatsächlich zwei kleine Stücke schwammigen Holzes.
Harka rieb mit viel Geduld noch einmal Funken, und nach längerem Spielen gelang es ihm, die Holzstückchen zum Brennen zu bringen. Er beleuchtete die Steine und Körnchen und suchte sich rasch alles Gold heraus, um es in seine Tasche zu stecken, in der sich auch das Büffelfleischpulver befand. Nach einigem Überlegen steckte er das Feuerzeug dazu. Nun konnte niemand, der je in diesen Höhlenraum eindringen würde, vermuten, daß sich etwas Besonderes darin befunden hätte.
Da ihn niemand störte und er sehr müde war, verstaute er seinen Körper so, daß er nicht in das Wasser rutschen konnte, und dann schlief er, fröstelnd und hart und unbequem gelagert, für einige Zeit ein. Als er wieder wach wurde, hatte er selbst das Gefühl, nicht lange geschlafen zu haben.
Aber er fühlte sich erholt genug, um die Flucht zu wagen. Er schoß, den Kopf und die vorgestreckten Arme voran, wieder in den Abfluß des Wassers, in den engen, abwärts führenden Höhlenarm hinein. Die Strecke war kurz; nur durch die ungemeinen Schwierigkeiten, darin aufwärts zu gelangen, war sie lang erschienen. Im Nu erreichte der junge Indianer den Hauptgang, und da ihn niemand aufhielt oder abfing und er den Schwung zum Wasserfall hinab geplant hatte, wurde er auch gleich mit dem Wasser in die Tiefe gerissen. Der Sturz nahm ihm fast die Besinnung. Aber so tief ihn die Wasser hinabrissen, er prallte doch nicht auf Fels auf. Der Wasserfall hatte in jahrtausendelanger Arbeit eine Höhlung in den Fels gegraben, die mit Wasser gefüllt war. Darin wurde Harka einige Meter tief untergetaucht, aber er schoß auch wieder hoch, von der Gewalt des Wassers selbst wieder nach oben gedrängt, und gelangte nach einiger Zeit aus dem Wirbel heraus. Ein Stück nahm ihn das Wasser wiederum mit. Aber dann fand er eine Nische in der Wand, an die er sich anklammern und in die er hineinkriechen konnte. Er kauerte sich zusammen und zitterte an allen Gliedern, denn der Sturz mit dem Wasserfall hatte ihn hart mitgenommen.
Als er mehr zur Ruhe kam, fand er heraus, daß von der Nische, in die er gekrochen war, ein trockener Höhlenarm aufwärts führte. Es lockte ihn sehr, in diesen einzusteigen, aber er wußte nicht, ob er irgendwo ins Freie führte, und so wollte er sich nach einer Rast lieber wieder dem Wasser anvertrauen, von dem er die Gewißheit hatte, daß es mit seiner Strömung aus dem Berge hinausführte. Er bezwang also das Beben seiner Nerven und glitt wieder in das stark strömende Wasser hinein, das ihn auch gleich packte, mitriß, über Felsstufen schleuderte und ihn endlich mehr tot als lebendig liegenließ.
Als Harka aus halber Ohnmacht wieder zu sich kam, merkte er, daß er auf Geröll lag und daß es dunkel um ihn war. Aber die Finsternis war nicht mehr undurchdringlich. Von irgendwoher kam ein Schimmer, und das Rauschen des Wassers hatte hier eine andere Melodie. Harka war wie zerschlagen, alle Knochen schmerzten ihn, aber er raffte sich auf und kroch auf Händen und Füßen weiter, dem fließenden Wasser nach.
Er gelangte an eine Spalte, durch die das Wasser durchfloß, und hier verstärkte sich der Schimmer, der matt war, aber doch die Finsternis auflockerte. Harka zwängte sich schnell hindurch. Er war im Freien.
Über ihm wölbte sich hoch der Nachthimmel, und die Sterne flimmerten. Auf kahlen Zweigen und auf benadelten Ästen lag Schnee und leuchtete selbst in der Nacht. Das Wasser, als Quelle aus dem Berg dringend, rauschte und plätscherte den Waldhang hinab. Die Wipfel neigten sich in sanftem Wind.
Harka kannte diesen Platz, der von Steinschlag gefährdet war. Er schlich sich sogleich zur Seite, in Deckung zwischen Gebüsch und Bäume. Seine Haare trieften, seine Lederhose, sein Gürtel, seine Mokassins waren naß. Der Revolver war ihm verloren, der Bogen auch, denn diesen hatte er im Kampf samt der Biberjacke abgestreift.
Es war sehr kalt, und er fror jämmerlich. Daher blieb er nicht sitzen, sondern machte sich gleich auf, um
Weitere Kostenlose Bücher