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Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß

Titel: Commissaire-Llob 2 - Doppelweiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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    Yasmina Khadra
     
    Doppelweiß
     
     
    Aus dem Französischen übersetzt von Bernd Ziermann und Regina Keil-Sagawe
     
    Nachwort und Interview mit Yasmina Khadra von Beate Burtscher-Bechter Verlag: Haymon Erscheinungsjahr: 1. Auflage 2000
     
    Dieses E-Book ist nicht zum Verkauf bestimmt!!!
     
    Originaltitel:
    Double blanc
    © Editions Baleine, Paris 1997
     
    Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
    Khadra, Yasmina: Doppelweiß: Roman / Yasmina Khadra. Aus dem Franz. Von Regina Keil-Sagawe. - Innsbruck: Haymon, 2000 ISBN 3-85218-337-5
     
    © Haymon-Verlag, Innsbruck 2000
    Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten
    Umschlag: Benno Peter Satz: Haymon-Verlag
    Druck und Bindung: Wiener Verlag, Himberg bei Wien
     
     
    1
     
    Ich hatte Ben Ouda in Ghardaia kennengelernt, gleich nach der Unabhängigkeit, das heißt zur Zeit der herrenlosen Güter und der rechtsfreien Räume.
    Ich begann damals meine Lehr- und Jammerjahre bei der Kripo, meine Taschen quollen über vor billigen Gangsterkrimis und in meinem Kopf brodelten die abenteuerlichsten Intrigen. Ich hatte den Ehrgeiz, meine eigenen Helden noch zu übertreffen. Und obwohl Ghardaia ein Kaff war, in dem nie irgend etwas passierte, kaum realer als eine Fata Morgana, gefiel ich mir darin, jeden Sängerknaben zu verdächtigen, jedem Penner nachzusetzen und des Nachts mit den Hunden zu heulen, um meinen Vorgesetzten zu beweisen, daß ich ein ganz Aufgeweckter war.
    Ben Ouda bewarb sich um den Posten als Unterpräfekt. Mit seinen achtundzwanzig Jahren hatte er eine blitzende Glatze und einen stattlichen Bauch vorzuweisen, die ihm bei der Bevölkerung, für die sich im Kahlkopf die Gelehrsamkeit spiegelte und ein Fettwanst als Auswuchs naturgegebener Autorität galt, zu Ansehen verhalfen.
    Jedenfalls war er nicht auf den Kopf gefallen. Er wußte ganz genau, was er wollte und wie er es bekommen konnte. Manchmal, wenn eine Tür sich stur stellte und nicht gleich aufgehen wollte, drohte er kurz, seine Beziehungen in Algier spielen zu lassen, und wie von Zauberhand öffnete Sesam sich plötzlich mit lautem Gelächter.
    Ben war daran gelegen, sich einen Namen zu machen, die Bewunderung der einen zu erzwingen und die Kapitulation der anderen. Und so ließ er keine Gelegenheit aus, in Erinnerung zu rufen, daß er einer der wenigen Abiturienten der Nation war und Bücher ohne Bilder für ihn nicht mehr Geheimnisse bargen als das Räderwerk der Verwaltung. Ehrgeizig, wie er war, hatte er sich an der Universität Constantine eingeschrieben und locker, ohne nur einmal seinen Schreibtisch in der Sahara zu verlassen, dank einer außergewöhnlichen Telepathie seinen ersten Abschluß und gleich hinterher auch noch den Doktor gemacht, so locker, daß man noch heute darüber staunt.
    Er war gerissen, der Ben. Ich erinnere mich, daß er jedesmal, wenn im Palast ein Mechoui [*Hammel am Spieß, arabisches Festessen] angesagt war, eine solche Beredsamkeit an den Tag legte, daß die geladenen Gäste darüber das Essen vergaßen. Er verstand es wie kein Zweiter, Dichter und Helden der Vergangenheit in eine Reihe mit den tapferen Schmieden unserer Befreiung zu stellen und das liebe Algerien in olympische Höhen zu erheben. Und wer ihm zuhörte, der identifizierte sich, verdammt noch mal, im Handumdrehen mit der Revolution und ließ die Welt erzittern, wenn er sich nur schneuzte.
    Für den 150prozentigen Polizisten, der ich damals war, strotzend vor Gewißheiten beim Verlassen des Untergrunds, verkörperte er das progressive, kriegerische, siegreiche Algerien. Er war mehr als nur ein Idol für mich, er war der Glaube schlechthin. Es reichte schon, daß er am Kommissariat vorbeikam, und ich geriet in helle Verzückung. Ich ertappte mich, wie ich ihn meinen Kollegen mit dem Finger zeigte, freudig erregt wie ein Schüler, der seinen Lehrer plötzlich auf dem Souk entdeckt.
    So kam es, daß ich, als Ben Ouda in eine ganz banale Sittengeschichte verwickelt war, sofort Zeter und Mordio schrie. Im tiefsten Grund meines Herzens lehnte ich es kategorisch ab, daß ein Moudjahid [*Freiheitskämpfer] vom Kaliber des Unterpräfekten sich für einen vierzehnjährigen Rotzlümmel entflammen könnte. Ich setzte mich mit Leib und Seele für die Rettung seines guten Rufes ein, bedrohte die Zeugen und stellte den Eltern des Opfers Repressalien in Aussicht, die Tamerlan höchstpersönlich abgeschreckt hätten.
     
    Ben Ouda ist ein Seigneur. Er hat meinen massiven Einsatz für ihn nicht vergessen. Der

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