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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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möchte Harry allein sprechen!«
    Mattotaupa zuckte zusammen; er schämte sich für seinen Sohn und gab wortlos die Erlaubnis.
    Joe winkte Henry und begab sich mit diesem und Harka in seine Barackenkammer, die er mit Henry zusammen bewohnte. Dort bat er, auf Henrys Feldbett Platz zu nehmen, und setzte sich selbst auf sein eigenes. Harka ließ sich mit gekreuzten Beinen auf dem Bett nieder. Es wollte ihm schwindeln, denn er war erst vor kurzem vom Krankenlager aufgestanden, aber er riß sich zusammen.
    »Harry«, fing Joe an. »Du bist den ersten Tag wieder bei uns und gleich spielst du den Querkopf. Ich will dir aber keine weiteren Vorwürfe machen. Du bist ein tapferer Junge, du hast mir das Leben gerettet. So schnell vergesse ich das nicht. Ich mache es also gnädig; dein Vater wird dir das Nötige auch schon gesagt haben. Du mußt dich künftig einfügen, sonst geht alles eines Tages schief. Du kannst unsere Verhältnisse hier nicht übersehen, und wenn du immer impulsiv und nach deinem eigenen Kopf handelst, kommen eines Tages die furchtbarsten Verwicklungen zustande. Überlege dir das selbst und werde vernünftig. Ich habe aber noch eine ganz andere Sache mit dir zu bereden. Du sprichst ein gutes Englisch. Kannst du eigentlich lesen und schreiben?«
    »Etwas.«
    »Willst du es besser lernen?«
    »Ja.«
    »Möchtest du nicht von hier weg und auf eine unserer Schulen gehen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will lernen, aber ich will dabei nicht bei weißen Männern eingesperrt sein.«
    »Denke besser nach! Willst du immer ein Indianer bleiben?«
    »Ja.«
    »Ich meine, ein Indianer, also ein schlecht unterrichteter Mensch?«
    »Ist das dasselbe? Es muß auch gut unterrichtete Indianer geben.« Harka sagte das in einer so abweisenden und abschließenden Art, daß Joe nur noch mit einem Seufzer antwortete.
    »Leg dich für heute auf mein Bett, du klapperndes Gerippe«, bot Henry dem jungen Indianer an. »Hier hast du wenigstens noch zwölf Stunden volle Ruhe.«
    Harka streckte sich aus, ohne ein Wort zu sagen. Die beiden Ingenieure ließen ihn allein.
    Der junge Indianer döste vor sich hin. Das beste war, daß er nun den ganzen Tag über mit niemandem mehr zu sprechen brauchte und seinen bastverbundenen Arm ruhighalten konnte.
    Er holte zwei Stunden Schlaf nach, dann schaute er stundenlang nach der unverschlossenen Tür. Seine Waffen hatte er alle bei sich. Um den Grauschimmel kümmerte sich gewiß der Vater. Im übrigen mochte jedermann glauben, daß Joe den jungen Indianer in seiner Kammer eingesperrt habe, damit er an diesem Tage, an dem die allgemeine Erregung erst abklingen mußte, keine weiteren Fehler begehe.
    Als es dämmrig wurde, öffnete sich die Tür. Aber es trat weder Joe ein noch Henry noch Mattotaupa.
    Der hereinkam, war Red Jim. In dem Augenblick, in dem er an den Messergriff faßte, hatte Harka schon den Revolver auf ihn gerichtet. Jim verzerrte das Gesicht, verzog die Lippen dann spöttisch und nahm die Hand von der Waffe.
    »Willst du mich erschießen, du kleine rote Laus? Was hast du denn bloß gegen mich?«
    »Merke dir das eine, Jim, den die Dakota auch den Roten Fuchs nennen: So einfach rechnest du mit Harka Steinhart nicht ab. Geh hinaus!« Harka hatte ohne Zittern in der Stimme und langsam gesprochen.
    »Dummer Hund.« Red Jim verschwand.
    Als Harka allein war, legte er sich wieder zurück, nahm die rechte Hand unter den Nacken, und während er weiterhin auf die unverschlossene Tür schaute und auf alle Geräusche vor dem Barackenfenster lauschte, versuchte er nachzudenken. Er kam aber nicht weit mit seinen Gedanken, sondern er sah nur immer das Gesicht jenes Kundschafters Tobias im Dämmer vor sich, des Kundschafters, dem Harka vor zwei Jahren begegnet war und dessen zynische Gleichgültigkeit gegen rote und gegen weiße Männer ihn damals mit Schaudern erfüllt hatte. Bei jener Begegnung hatte sich Harka geschworen, daß er niemals so werden wollte wie Tobias, auch wenn er ausgestoßen und heimatlos umherirren mußte. War er nun doch auf dem Wege dazu ­ oder war er es nicht?
    Es ging schon zur Nacht, und die Arbeiter kamen truppweise in das Lager zurück. Harka hörte ihre Schritte, er vernahm ein paar Rufe, aber die Stimmen klangen dumpf und gedrückt. Es blieb sehr ruhig im Lager an diesem Abend. Alkohol wurde nicht ausgeschenkt. Die meisten gingen früh schlafen.
    Joe kam mit Henry, Mattotaupa und Red Jim in die Kammer, in der Harka lag. Harka rutschte an das Kopfende des

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