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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hahnenkämpfe bestanden hast!«
    »Wenn die roten Feiglinge sich mir nur mal stellen wollten! Ich würde denen schon zeigen, was’n Hahnenkampf ist.«
    »Sie tun dir den Gefallen aber nicht, Bill.«
    »Es sind eben schmutzige Indsmen, weiter nichts.«
    »Was sie sind, das ist mir ganz egal. Aber was sie tun, das stört mich. Verstehst du?«
    »Spar dir die Redensarten, Charles. Da ­ hör mal!«
    Im Tal unten hatte sich einer zu dem Toten gewagt, dessen Hals von einem Pfeil durchbohrt war. Da die Spitze einen Widerhaken hatte, so daß er sie nicht herausziehen konnte, brach er den nur lose befestigten Schaft ab und betrachtete diesen. Ein kleines, sehr dünnes Leder mit einer Zeichnung, einer Art Brief, war daran festgemacht.
    Der Mann betrachtete das Leder. »Wieder ’n Pferdekopf!« rief er zu den beiden auf dem Hügel hinauf.
    »Was bedeutet das, Bill?« erkundigte sich Charlemagne.
    »Rote Striche und Pferdekopf, das sind Zeichen, die sich wiederholen.«
    »Du tust, als ob der Pferdekopf dich umbrächte, du Esel! Auf den Pfeil kommt es an.«
    »Und wir sitzen da, bis der nächste fliegt und trifft!«
    »Was soll’n wir machen? Eine Schar Indsmen müßten wir zur Verfügung haben, die wir loshetzen gegen die anderen. Gegen Hunde muß man Hunde hetzen und gegen Rote Rote.«
    »Und gegen rote Hunde rote Hunde, meinst du. Wer soll sich denn auf solches Gelichter verlassen. Voriges Jahr haben uns noch die Pani geholfen, jetzt sind die auch nicht mehr zu sehen.«
    »Weil wir sie um den ausgemachten Lohn betrogen haben. Die wollten doch Munition haben, und wir haben ihnen nicht den hundertsten Teil von dem gegeben, was sie verlangten.«
    »Wer kann denn das auch verantworten, den Roten Munition zu liefern!«
    »Jedenfalls sind wir jetzt verraten und verkauft. Nächstens laß ich euch auch meinen Hut hier liegen als Abschiedsgruß. Wollte sowieso nicht mehr in diese verdammte Gegend. Aber man kann’s nicht lassen. Dumm ist unsereiner, dumm.«
    »Du weißt ja auch nicht mal, was der Pferdekopf und die Feder bedeuten!«
    »Laß mich doch in Ruhe. Solange sie mir keinen Tomahawk schicken, bin ich noch zufrieden.«
    »Wieso? Was bedeutet denn der Tomahawk?«
    »Daß du dein Genick bereithalten kannst ­ weil dich das Beil doch bald trifft. Wieso weißt denn du das nicht! Du schimpfst dich doch einen Grenzer!«
    »Ruhig! Horch!«
    Die beiden Männer und alle Gefährten auf dem Hügel jenseits des Flusses sowie im Flußtal fuhren auf. Im Nordosten wurde geschossen. Es fielen einzelne Schüsse, in schnellem Wechsel, auch der Standort schien sich rasch zu verändern.
    »Bill, was ist das? ­ Da müssen ein paar Reiter hintereinander her sein!«
    Schon wieder krachten Schüsse. Bill nahm sich keine Zeit zu antworten. Er lauschte so aufgeregt wie alle anderen.
    Es war eine Pause in dem Schußwechsel eingetreten. Die beiden Wachen legten das Ohr an die Erde. Sie hörten zunächst nichts, aber nach kurzem vernahmen sie den Schall von Hufschlägen einzelner galoppierender Pferde.
    Dann fielen wieder Schüsse. Kleine Rauchwölkchen waren zu sehen. Die Scouts glaubten, schrille Schreie von fern zu hören.
    »Jetzt bin ich aber neugierig, Bill, wer sich da in den Haaren hat!« »Laß denen das Vergnügen, Charles. Hauptsache, es sind diesmal nicht unsere Haare!«
    Ein einzelner Schuß krachte, sehr weit entfernt, aber in der großen Stille noch vernehmlich. Das Reitergefecht schien sich von dem Expeditionslager nach Nordosten hin wegzuziehen.
    »An die Arbeit, Leute!« erklang die Stimme des leitenden Ingenieurs. »Unsere heimtückischen Feinde sind jetzt anderweitig beschäftigt!«
    Die Männer erhoben sich, die meisten unwillig, aber es gab auch jetzt keinen, der dem Ruf nicht gehorchte. Der Ingenieur, stämmig gewachsen, eher untersetzt als groß, war von Energie geladen, die ausstrahlte. Ein junger Mann, dessen erst schwach gebräunte Haut verriet, daß er noch nicht lange bei der Expedition arbeitete, war stets der erste, der sich bereit fand, die Anordnungen auszuführen. Joe Brown, der Leiter, lächelte in sich hinein, wenn er das beobachtete. Dieser grüne Anfänger war brauchbar, aber er hatte noch viele Durchgangsstadien seiner Entwicklung vor sich. Erst mußte er einmal die Gefahr, in der er sich mit den anderen zusammen befand, ganz begreifen, und dann mußte er lernen, damit fertig zu werden. Jetzt war er noch ein kräftiges vorlautes Füllen. Es hätte Joe aber leid getan, wenn den Jungen ein Pfeil tödlich getroffen

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