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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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uns drüben in das Proviantzelt von Ben. Es braucht keiner dabei zu sein, wenn wir uns besprechen.«
    »Beobachtet uns doch sowieso keiner.«
    »Proviantzelt ist trotzdem gut. Ben ist auch so ein Dummkopf wie du. Wollte sich längst einen Anbau an das Blockhaus machen lassen ­ schiebt es immerzu auf. Also geh zu dem Zelt dort, ich komme gleich nach.«
    Während Jim die Pferde in die Umzäunung brachte und dann in das Proviantzelt schlich, um einen hinterlistigen Plan zu verwirklichen, war Mattotaupa im Blockhaus erwacht.
    Als er die Augen aufmachte, war es dunkel um ihn, denn Ben hatte in der Nacht die Pechfackeln gelöscht, und die Tür war noch zu. Dem Indianer war übel. Er erinnerte sich wie in einem Gedächtnisdämmer, daß er sich schon einmal in einem solchen Zustand befunden hatte, aber er konnte sich nicht klar werden, wann und wo. Es fiel ihm überhaupt schwer, zu begreifen, wo er eigentlich war. Der Gestank von kalter Tabakasche, kalt gewordenem Schweiß, lange nicht gereinigten Kleidern, Alkoholdunst bedrängte ihn. Dazu war ihm in einer Weise übel, als ob er zuviel rohe Hundeleber gegessen hätte. Er riß sich zusammen, erhob sich und verließ das Haus. Die klare Morgenluft tat ihm wohl. Rasch lief er zum Fluß und erbrach sich, um auch den Magen zu erleichtern. Er legte die Kleider ab, sprang ins Wasser und ließ sich lange treiben, den Blick in das unendliche Blau des Himmels gerichtet. Endlich stieg er ans Ufer und rieb sich mit Sand ab; von frühester Kindheit an war er gewöhnt worden, sich auf diese Weise zu reinigen. Er schwamm stromaufwärts, um wieder zu seinen Kleidern zu gelangen. Die Anstrengung erfrischte ihn weiter. Als er wieder ans Ufer stieg, ordnete er seine Haare und flocht die Zöpfe neu. Dann kleidete er sich an.
    Er reckte sich und nahm die Schultern zurück.
    Von irgendwoher hörte er eine Stimme. »Ein Prachtstück von einem Menschen.« Er sah sich um und erblickte Henry, der vom Haus zum Ufer kam und sich mit Joe unterhielt. Joe war noch völlig verkatert. Die beiden steuerten auf den Indianer zu. Man begrüßte sich mit belanglosen Worten. Mattotaupa schüttelte die beiden Weißen bald ab und ging weiter flußaufwärts, um allein zu sein.
    Er wollte mit sich selbst ins reine kommen.
    Die Heimat war ihm verleidet. Er begann sie zu hassen, nicht nur die Menschen, die ihn vertrieben hatten, auch die Prärie, auf der sie wohnten, die Berge, die zu ihnen herunter grüßten, die Büffel, die sie jagten, die Wasser, in denen sie fischten und schwammen. Er wollte Tashunka töten, und dann wollte er sterben. Bei seiner Rache an Tashunka aber sollte Jim ihn unterstützen. Mattotaupa dachte darüber jetzt anders als vor seinem heimlichen Gang in das Zeltdorf. Um Jim nicht zu verraten, hatte er auf alles verzichtet. Jetzt sollte Jim ihm helfen.
    Jim kam eben aus dem Proviantzelt. Mattotaupa beobachtete das. Er hatte den Eindruck, daß ein zweiter Mann nach Jim aus dem Zelt herauskommen wollte, aber von Jim zurückgewiesen wurde. Über den möglichen Zusammenhang dachte der Indianer nicht näher nach. Ihm war lieb und wichtig, daß er den Weißen jetzt allein sprechen konnte, und unwillkürlich nahm er an, daß Jim ebenso denke.
    Die beiden trafen sich.
    »Was willst du jetzt tun?« fragte Mattotaupa sofort und direkt.
    Jim war über die wiedererwachte Energie des Indianers erstaunt. »Ich? Ich richte mich nach dir.«
    Mattotaupa tat einen tiefen Atemzug, befriedigt und erleichtert. »Ich werde Tashunka-witko verfolgen. Wenn meine Freunde es erwarten, kämpfe ich auch gegen die Bärenbande.«
    »Wo nimmst du neue Waffen her?«
    »Es werden sich Feinde finden, denen ich sie abnehmen kann.«
    »Wo wirst du Tashunka suchen?«
    »Bei den Black Hills.«
    Jim betrachtete seine Stiefel, um nichts von seiner Erregung spürbar werden zu lassen.
    »Gefährliche Gegend. Aber ich bin dein Freund und bereit, mit dir zu kommen.«
    »Du hast kein Pferd. Die Tiere, die wir geritten haben, müssen wir Joe und Bill zurückgeben.«
    »Klar. Aber zu Fuß in die Wälder der Black Hills ­ so wird man uns nicht so leicht entdecken.«
    »Meinen Mustang nehme ich mit. Ich verliere ihn ungern wieder.«
    »Einverstanden. Wir gehen zu Fuß und führen dieses Tier auf alle Fälle mit. Wann?«
    »Warum nicht gleich?«
    »Also gleich.«
    Mattotaupa holte seinen Mustang, Jim sprach unterdessen noch mit Ben, der aus seiner nächtlichen Rauferei mit Mattotaupa einige Beulen und Kratzer davongetragen hatte.
    Ohne sich von

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