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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hund ihn abermals bloßstelle, und warf einen Stein nach ihm. Doch der Hund wich nur aus und folgte ihm aus der Entfernung weiter. Er gehörte zu denen, die sich immer zu Mattotaupas Zelt gehalten hatten, um Abfälle aus der Jagdbeute zu erhaschen.
    Der Rundgang ergab, daß vor dem Eindringen der Weißen nicht nur das Zauberzelt und das Beratungszelt und das ehemalige Zelt Mattotaupas fortgeschafft worden waren, sondern auch das Zelt des auf der Jagd umgekommenen Sonnenregen, des Vaters von Tschetan.
    Auf der Flucht waren die Angehörigen der Bärenbande, wie die Spuren zeigten, nicht zusammen weggeritten, sondern hatten sich von Anfang an zerstreut, so daß es sehr mühsam und zeitraubend war, sie bis zu den Wäldern der Vorberge zu verfolgen, wo sie sicher irgendeinen, ihren Verfolgern unbekannten Treffpunkt verabredet hatten.
    Als Mattotaupa und Harka von dem Zeltplatz zum Bach gingen, um sich wieder bei Joe und den weißen Männern einzufinden, kamen sie noch einmal an der kleinsten der verstümmelten Leichen vorbei, und Harka dachte wieder an Harpstennah. Er hatte sich früher nicht viel um den jüngeren Bruder gekümmert, denn dieser war nach einer schweren Kinderkrankheit immer schwächlich geblieben. Es hatte nie die Aussicht bestanden, daß er einmal zu den tüchtigsten der Jäger und Krieger gehören würde, was doch der brennende Ehrgeiz aller Knaben war, für die es als Angehörige eines Volkes, das nur von der Büffeljagd leben mußte, überhaupt keine andere Aussicht gab, gut zu leben und sich auszuzeichnen. Der einzige Vorzug Harpstennahs vor vielen anderen war gewesen, daß er ebenso wie Harka sicher zielen konnte, und darum war er auch in den Bund der »Jungen Hunde« aufgenommen worden.
    Die beiden Indianer hatten den Bach überquert, Mattotaupa ging wieder zu der Gruppe der Weißen, bei der Joe saß. Harka machte noch einmal den Versuch, sich als Wachtposten zu den drei Pferden zurückzuziehen, die er abseits festgemacht hatte, aber Mattotaupa befahl ihm wiederum durch einen Blick mitzukommen. So saß Harka dann bei seinem Vater und Joe im Kreis der Weißen um ein Feuer, an dem diese einen Teil ihres Proviantes wärmten. Sie schwatzten, aber Mattotaupa war schweigsam und düster, und auch Joe beteiligte sich nicht an der allgemeinen Unterhaltung. Der Ingenieur rutschte etwas vom Feuer zurück, um leichter mit Mattotaupa allein sprechen zu können, und fragte leise: »Was sagst du?«
    »Die weißen Männer sind falsch vorgegangen.«
    »Bin ganz deiner Meinung, daß hier großer Blödsinn gemacht worden ist. Was haben wir jetzt erreicht? Ein Trupp bewaffneter Grenzer tobt durch die Prärie, verfeuert Munition, frißt Konserven, schlägt drei Indianer tot, zerbricht ein paar Zeltstangen und feiert Sieg. Die Bärenbande zieht sich mit geringen Verlusten in die Wälder zurück und brütet natürlich Rache, weil ihre Toten geschändet worden sind.«
    »Was wirst du jetzt tun, Joe?«
    »Ich? Gar nichts kann ich tun als den verlorenen Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen und dann mit euch beiden zusammen zu unseren Leuten zu reiten. Ich habe im Auftrag der Eisenbahngesellschaft zu arbeiten und habe schon viel Zeit für diese mehr privaten Angelegenheiten hier aufgewendet.«
    Mattotaupa versank wieder in sein finsteres Schweigen.
    Es war schon Abend geworden.
    Harka kannte diese Abende, wie sie über die Prärie am Pferdebach ihre Schleier breiteten, wie die Sonne zu den Gipfeln des Felsengebirges sank, deren Häupter noch im Schnee gleißten und flimmerten, wie die Gipfel als Schatten vor dem Abendrot standen und nur ihre Ränder von den Strahlen der Sonne noch zu brennen schienen und wie sich endlich violettes Dämmer überall verbreitete, während die Wasser des Bachs dunkel schillerten und in der Ferne Wölfe aufheulten, ehe sie nach Beute schlichen.
    Mattotaupa raffte sich aus seinem Schweigen auf. »Die weißen Männer wollen die Nacht also hier verbringen?« fragte er Joe.
    »Hast du Bedenken?« erkundigte sich der Ingenieur, über den unwirschen Ton des Indianers etwas erstaunt.
    »Ja. Wenn ich der Häuptling der weißen Männer wäre, würde ich befehlen aufzubrechen.«
    »Du denkst doch nicht, daß uns in der Nacht noch Heckenschützen angreifen werden?«
    »Warum nicht? Wenn wir hierbleiben, müssen wir einen guten Wachtdienst einrichten. Wer sich nur verteidigt, ist immer im Nachteil.«
    »Zu einem weiteren Angriff, gar noch des Nachts und in Richtung der Wälder, kannst du unsere Leute hier

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