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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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unzufrieden: »Die weißen Männer sind schon lange abgebrochen. Ich habe mich ihnen gezeigt. Sie erwarten, daß wir sie noch einholen.«
    »Vorwärts!«
    Joe gab seinem Tier die Sporen, so daß es mit einem Ruck zu einem schnellen Galopp ansetzte. Mattotaupa und Harka nahmen ihn wieder in die Mitte.
    Die drei Reiter kamen an den Spuren des Nachtlagers des Miliztrupps vorüber, blieben von hier an auf der Fährte des Trupps und erreichten spät am Nachmittag die Gegenden, die der Pferdebach durchfloß. Mattotaupa ließ anhalten, übergab Harka die drei Pferde und eilte mit Joe einen Hügel hinauf, um die Prärie weithin zu überschauen.
    Harka wartete und horchte. Er wußte, daß Mattotaupa und Joe von der Anhöhe aus die Biegung des Pferdebaches übersehen konnten, in der die Zelte standen ­ oder gestanden hatten. Es waren keine Schüsse gefallen, auch kein Geschrei war zu hören. Es blieb sehr still. Harka dachte daran, daß des Nachts beim Lager der Miliz ein kurzes Gefecht stattgefunden hatte und daß er Schonka auf Kundschaft begegnet war. Die Bärenbande war also nicht ganz unvorbereitet gewesen, und die weißen Männer hatten die Zelte nicht überfallen können, ohne daß man ihre Angriffsabsichten vorher bemerkte. Vielleicht hatte der jetzige Kriegshäuptling der Gruppe die Zelte abbrechen und die Frauen und Kinder rechtzeitig in die Wälder fliehen lassen; vielleicht waren auch die Krieger nach einigen flüchtigen Pfeilangriffen ausgewichen; aber vielleicht hatten sie auch gekämpft. Harka wußte es nicht; aber Mattotaupa und Joe mußten schon etwas wissen, denn sie konnten von dem Hügel aus den gewohnten Standplatz der Zelte sehen.
    Endlich kamen die beiden wieder herunter.
    »Reiten wir also hin«, sagte Joe, um überhaupt etwas zu sagen.
    Die drei bildeten wieder eine Reihe, und Mattotaupa führte im Galopp. Harka roch bald Feuer, obgleich man mit dem Wind ritt. Als die letzte Bodenwelle, die die Sicht noch genommen hatte, umritten war, ließ Mattotaupa sein Tier in Schritt fallen. Harka übersah die Lage mit einem Blick.
    »Wir kommen also zu spät, aber meine Gefährten sind gerächt«, sagte Joe laut.
    Es schien, daß die Zelte noch an ihrem Ort gestanden hatten, als die Miliz angriff, um an dem Dorf die Strafe zu vollziehen. Auf dem Boden lagen Zeltplanen und zerbrochene Zeltstangen; nur vier Zelte standen noch. Das Zauberzelt schien überhaupt verschwunden zu sein, ebenso das Beratungszelt und das Häuptlingszelt. Vielleicht waren die kostbaren Zelte rechtzeitig abgebrochen und in Sicherheit gebracht worden. Der Boden ringsum war zertrampelt. Harka sah, daß Tote auf dem Dorfplatz lagen. Er konnte sie aus der Entfernung nicht gut erkennen; es schien ihm aber, daß sie furchtbar verstümmelt waren.
    Jenseits des Pferdebaches, westlich des ehemaligen Zeltdorfes, lagerten die Angehörigen der Miliz in ihren ledernen Grenzer- und Cowboyanzügen. Jeder hatte seine Flinte oder Büchse noch zur Hand. Die Pferde waren angepflockt und wurden bewacht. Von den Mustangs der Bärenbande war nirgends etwas zu sehen, Harka konnte auch keine erschossenen Tiere entdecken. Von der Hundemeute irrten nur drei gefleckte Köter schnüffelnd umher und machten sich bei den Toten zu schaffen.
    Die drei Reiter ritten an der Stätte der Zerstörung vorbei bis zu dem Lagerplatz der Miliz und sprangen ab. Harka machte die drei Pferde fest, aber nicht bei den Tieren der Weißen, sondern gesondert. Er wollte sich bei seinem Mustang niederlassen, doch der Vater zwang ihn mit einem Blick, zu den lagernden Weißen mitzukommen. Mattotaupa ging auf den Anführer des Trupps zu, mit dem er sich offenbar ausgangs der Nacht schon bekannt gemacht hatte. Er nannte den Namen Joe Brown, der sofort allgemeines Aufsehen erregte. Von mehreren Gruppen kamen Leute herbei und setzten sich zu dem Kreis, in dem die drei Ankömmlinge Platz nahmen. Alle wollten von Joe selbst hören, wie sich der Mord durch das vergiftete Wasser abgespielt hatte. Joe berichtete, aber er berichtete sehr kurz und nur ungern, fast mit Haß gegen alle, die auf eine Greuelgeschichte neugierig waren. Schließlich fragte er: »Und was hat sich nun hier abgespielt?«
    »Ei, ja, ja«, sagte der Anführer verlegen, »Euer Kundschafter Top hatte uns gewarnt und Vorschläge gemacht, die sicher nicht schlecht waren. Aber meine Männer fühlten sich sehr stark und waren nicht zu halten; als es Morgen wurde, gingen sie mir durch. Da Top Späher beobachtet hatte und es ja auch des

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