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Die Hoehle

Die Hoehle

Titel: Die Hoehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Schaberick
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Taschenlampe systematisch die Wände ab, entdeckte aber nichts, was einem Kennzeichen ähneln könnte. Es lagen auch keine Gesteinskrümel auf dem Fußboden, die durch das Zeichnen entstanden sein könnten. Die Pfeile waren einfach spurlos verschwunden, so als hätten sie diese niemals auf die Wände geritzt.
    Die Taschenlampe fing plötzlich an, müde zu flackern und wurde dunkler.
    »Mist, verdammte Lampe! Muss das jetzt sein? Das hat gerade noch gefehlt!«, schrie Franklyn. Panik steuerte seine Wortwahl. Er schüttelte verzweifelt die Lampe. »Du blöde Funzel, musst du gerade jetzt den Geist aufgeben? Carla, wie alt sind die Batterien?«
    »Keine Ahnung, ich hatte aber auch nicht gewusst, dass wir in eine Höhle spazieren, andernfalls hätte ich mir vielleicht einen Satz neuer Batterien zugelegt. Vielleicht hättet Ihr sinnigerweise auch ein paar Lampen mitnehmen können. Wer ahnt schon, dass unser Kumpel John so verrückte Ideen hat und uns in eine dermaßen prekäre Lage versetzt «, sagte sie mit zittriger Stimme.
    »Was soll der Unsinn? Bin ich es jetzt Schuld, dass deine verdammte Taschenlampe den Geist aufgibt?«
    »Nein«, sagte Carla, »aber du hast uns dazu überredet, in di eses dunkle, miese Loch hineinzugehen! Wäre die Sache geplant gewesen, wären wir ganz anders ausgestattet gewesen. In diesem Falle hätte ich auch frische Batterien dabei gehabt.«
    »Ihr hättet ja gar nicht mitgehen brauchen. Hätte ich bloß vorher gewusst, dass Ihr mir derartige Probleme bereitet, wäre ich allein gegangen. Seht doch zu, wie Ihr wieder hier rausfindet. Ich leuchte mir den Weg mit Wasser, das funktioniert wenigstens!«, schrie er und stapfte wütend davon, zurück in den Raum mit dem leuchtenden See. Seine Wut trieb ihn dazu, die Freundschaft zu Carla und Franklyn aufs Spiel zu setzen.
    John war stinksauer und setzte sich mit gekreuzten Beinen ans Wasser. Sein Blut kochte, und seinen Puls konnte er bis an seine Ohren schlagen fühlen. Dabei grummelte er leise vor sich hin und ärgerte sich mächtig. Zum Glück konnten die Beiden seine Schimpfworte nicht verstehen, sonst hätten sie ihm vielleicht noch eine saftige, verbale Abreibung verpasst.
     
    Carla und Franklyn hingegen leuchteten noch einmal mit dem verble ibenden Licht die Wände ab, doch konnten sie bedingt durch das immer schwächer werdende Leuchten der Taschenlampe kein einziges Detail an den Wänden mehr sehen. Was sie nicht wussten war die Tatsache, dass sich die Zeichen nicht mehr an den Wänden befanden. Wer sie tatsächlich entfernt hatte, war niemandem bekannt.
    »Ich wette mit dir, dass dieser dämliche Vollidiot John doch unsere Pfeile weggewischt hat. Der will bestimmt, dass wir uns so richtig in die Hose machen.Er war bestimmt vorhin schon in der Höhle und weiß, wo es wieder rausgeht. Erst wenn wir jammernd auf dem Boden liegen und heulen, kommt er als Held angelaufen und führt uns wieder heraus. So ein Idiot! Ich hasse ihn! Ich könnte ihm in den Hintern treten!«, fluchte Carla laut brüllend.
    Die beiden tasteten sich verzweifelt mit den Händen an den Felswänden entlang, denn mit dem Hauch von Licht, das aus der Taschenlampe noch herauskam, hätte man noch nicht einmal eine Motte anlocken können, die direkt vor der Lampe flattert. Es war nur noch ein müdes rötliches Glimmen in der Glühbirne zu erkennen. Im selben Moment verlosch es auch schon. Die Taschenlampe hatte als Leuchtwerkzeug vollends ausgedient. Also steckte Carla die Lampe in ihre Hosentasche.

Der leuchtende See
     
    John war von seinen Freunden maßlos enttäuscht. Noch immer saß er mit verschränkten Beinen am Ufer des leuchtenden Sees und paddelte mit den Händen im warmen Wasser, um seine Nerven zu beruhigen. Es funktionierte, denn es war ein sehr angenehmes Gefühl. Die Luft war sehr kühl und feucht, obwohl es außerhalb der Höhle mindestens sechsunddreißig Grad im Schatten waren.
    Die Flüssigkeit im See fühlte sich gar nicht wie Wasser an. Eher hatte John das Gefühl, er würde seine Hände in eine Art Gel stecken. Das Wasser floss nicht so langsam wie Gel, aber dennoch war es wesentlich zähflüssiger und fester als herkömmliches Wa sser. Sobald er seine Hände hin- und her bewegte, leuchtete die Stelle auf, an der sich seine Hand befand. John spürte einen Widerstand, der bei herkömmlichem Wasser, beispielsweise in einer Badewanne, nicht spürbar war. Er hatte den Eindruck, das Wasser wollte seine Hand festhalten und Gegenwehr leisten.
    Das blaue Licht

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