EB1021____Creepers - David Morell
Über den Autor:
Seit er die Figur des John Rambo erfand, gilt der promovierte
Literaturwissenschaftler David Morrell als Vater des moder‐
nen Actionthrillers. Er hat bisher 28 Spannungsromane veröf‐
fentlicht, die in 26 Sprachen übersetzt wurden. Weitere Infor‐
mationen unter: www.davidmorrell.net
David Morrell
Creepers
Thriller
Aus dem Englischen von Christine Gaspard
Knaur Taschenbuch Verlag
Die amerikanische Originalausgabe erschien unter dem Titel
»Creepers« bei CDS Books, New York.
Besuchen Sie uns im Internet: www.knaur.de
Deutsche Erstausgabe Dezember 2006
Knaur Taschenbuch
Copyright © 2005 by Morrell Enterprises, Inc.
Copyright © 2006 der deutschsprachigen Ausgabe
bei Knaur Taschenbuch.
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur
mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Ilse Wagner
Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Satz: Ventura Publisher im Verlag
Druck und Bindung: Clausen & Bosse, Leck
Printed in Germany
ISBN 978‐3‐426‐63.447‐9
Für Jack Finney und Richard Matheson
zum Dank für die Inspiration durch ihre
nie versagende Phantasie.
»… Orte, die man nicht aufsuchen sollte.«
Aus der Website Infiltration org
»Die Höll’ ist ledig Und alle Teufel hier!«
Shakespeare, Der Sturm
21:00 Uhr
1
Creepers.
So nannten sie sich selbst, und allein das hätte schon eine
gute Story abgegeben, dachte Balenger – was auch erklärte,
weshalb er sich mit ihnen traf in diesem gottverlassenen Motel
in New Jersey, in einem Geisterkaff von siebzehntausend Ein‐
wohnern. Noch Monate später ertrug er es nicht, sich in Räu‐
men mit geschlossenen Türen aufzuhalten. Der die Nase rei‐
zende Geruch abgestandener Luft brachte den Klang von
Schreien zurück. Beim Anblick einer aufblitzenden Taschen‐
lampe brach ihm der kalte Schweiß aus.
Später, als er sich zu erholen begann, lösten sich unter den
Schmerzmitteln die stählernen Barrieren auf, die er rings um
seine Erinnerungen errichtet hatte, und hektische Geräusche
und Bilder schossen hervor. Der kalte Samstagabend Ende
Oktober. Kurz nach neun. Das war der Augenblick, in dem er
noch hätte umkehren können und sich den Alptraum erspa‐
ren, den die nächsten acht Stunden darstellen würden. Rück‐
blickend betrachtet, hatte er zwar überlebt, erspart geblieben
aber war ihm nichts. Er machte sich Vorwürfe, weil er nicht
bemerkt hatte, wie überreizt ihm alles vorgekommen war. Als
er sich dem Motel näherte, schien ihm das Donnern der Wel‐
len, die zwei Häuserblocks weiter an den Strand schlugen, ab‐
normal laut. Ein leichter Wind blies Sand den verrottenden
Gehweg entlang. Tote Blätter trieben prasselnd über gesprun‐
genen Asphalt. Aber das Geräusch, an das sich Balenger vor
allem erinnerte, das Geräusch, von dem er sich sagte, es hätte
ihn zur Umkehr bewegen sollen, war ein kummervolles
rhythmisches Läuten – deng deng deng –, das die verlassenen
Straßen des Viertels entlangzog. Es war tonlos wie der Klang
einer gesprungenen Glocke, aber er sollte seinen wahren Urs‐
prung bald herausfinden – und wie vollkommen es die Hoff‐
nungslosigkeit verkörperte, der er sich gegenübersehen wür‐
de. Deng.
Es hätte ein Signal sein können, das Schiffe warnte, damit
sie nicht näher kamen und ins Unheil fuhren. Deng.
Oder es hätte eine Beerdigung begleiten können. Deng.
Oder es hätte der Klang des Schicksals sein können.
2
Das Motel hatte zwölf Zimmer. Nur Nr. 4 war belegt; blassge‐
lbes Licht sickerte durch den dünnen Vorhang. Das Äußere
wirkte heruntergekommen; es hätte ebenso dringend einen
Anstrich und ein paar Reparaturen brauchen können wie alle
übrigen Gebäude in der Nachbarschaft. Balenger fragte sich
unwillkürlich, weshalb die Gruppe dieses Motel gewählt hatte.
Obwohl der Ort unverkennbar bessere Zeiten gesehen hatte,
gab es noch ein paar brauchbare Unterkünfte. Der kalte Wind
veranlasste ihn, den Reißverschluss seiner Windjacke bis un‐
ters Kinn hochzuziehen. Er war ein breitschultriger Mann von
fünfunddreißig Jahren, mit kurzem rotblondem Haar und ei‐
nem von Erfahrung gezeichneten Gesicht, das Frauen anzie‐
hend fanden, obwohl es nur eine Frau gab, die ihm etwas be‐
deutete. Er blieb vor der Zimmertür stehen und versuchte,
seine Gedanken unter
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