Die Hoehle
Vorfall«, bat Tina den alten Mann.
»Wenn ihnen dabei wohler zumute ist, gern, junge Frau .«
Er nahm den Telefonhörer in die Hand und wählte schwerfä llig die Nummer der örtlichen Polizeiwache.
Er hatte Gicht in den Fingergelenken, und somit konnte er die Wählscheibe des Telefons nicht mehr ohne Probleme bedienen.
Das schwarze Telefon in seinem Büro war wirklich beachtlich alt. Es hatte noch eine Wählscheibe, keine Tasten wie bei den modernen Telefonen. Und es war ein antikes hohes Modell, vermutlich aus Bakelit, dem Vorgänger des Kunststoffs. Es sah aus wie eins von denen aus den alten Kriminalfilmen der sechziger Jahre. Aber es funktionierte, und das war jetzt das Wichtigste.
»Hallo, ist dort die Polizei? ... Bitte kommen Sie zur Fahrradvermietung von Big Jim. Wir vermissen drei junge Leute ... ja, wir haben die Räder von ihnen hier, und auch die Ausweise, aber die Leute fehlen seit drei Tagen ... okay, vielen Dank, bis gleich.«
Dann legte er den Hörer wieder auf die Gabel und sagte »Die Polizisten sind gleich hier. Bitte setzen Sie sich draußen auf meine Terrasse, ich bereite Ihnen etwas zu trinken. Möchten sie einen Rum?«
»Oh nein, bitte keinen Alkohol so früh am Nachmittag, lieber eine Coke oder was Ähnliches«, sagte Ben.
»Ich probiere gern Ihren Rum, danke«, sagte Tina und rieb sich die Hände in Vorfreude auf den Rum.
Der Alte ging in seine Küche und bereitete die Getränke zu. In alle drei Gläser warf er einige Eiswürfel, die er aus einem schäb igen, vermutlich uralten Eisschrank holte. Das Glas für die nette Frau und auch für ihn selbst füllte er mit Rum, in das dritte Glas goss er kalte Coke aus einer angebrochenen Flasche. Dann stellte er die Gläser mit den Getränken auf ein Tablett und brachte dieses nach draußen auf die Terrasse zu Tina und Ben.
Es dauerte keine drei Minuten, schon kam ein Streifenwagen mit Sirenengeheul vor die Terrasse gefahren. Er fuhr ziemlich schnell, man hatte den Eindruck, er würde am Büro der Vermietung vorbeifahren wollen.
Als er scharf bremste, wirbelte er eine Menge Staub auf. Tina und Ben hielten schützend eine Hand über ihre Getränke, um nicht den Schmutz, der durch die Luft auf sie zu schwebte, in ihre Gläser zu bekommen. Der Alte war den aufgewirbelten Staub gewöhnt und störte sich nicht mehr daran.
Aus dem Streifenwagen stieg ein ziemlich dicker, dunkelhä utiger Polizist aus. Sein Kollege, der ebenfalls dick und dunkelhäutig war, öffnete die Beifahrertür. Der dicke Polizist hatte sichtliche Schwierigkeiten, aus dem Fahrzeug auszusteigen. Sicher wäre er viel lieber sitzengeblieben und hätte alles aus seinem Fahrzeug geklärt. Doch leider ließ das seine Funktion als Polizist nicht zu.
Sie kamen beide schnaufend auf den Tisch zugestapft, an dem sich Tina und Ben zum Drink niedergelassen hatten.
»Guten Tag, die Herrschaften. Sind Sie die jungen Leute, die die Fahrräder entdeckt haben?«
»Guten Tag, Officer. Ja, das ist richtig, das sind wir. Schön, dass Sie so schnell hierhergekommen sind«, sagte Ben und erhob sich vom Stuhl.
»Was können wir für Sie tun?«, fragte der dickere Polizist und ließ sich mit einem angestrengt klingenden Stöhnen in den Stuhl neben den beiden fallen.
»Oh, Entschuldigung, mein Name ist Tom Winkler, das ist mein Kollege Harry Clash«, stellte er sich und seinen Kollegen vor, dabei reichte er seine dicke, weiche Pranke über den Tisch.
Ben hatte noch nie zuvor eine so weiche, dicke Hand in seiner eigenen verspürt. Seine Hand ging in der des Polizisten regelrecht verloren, so klein war sie im Vergleich.
Tina und Ben schüttelten mit erhobenem Gesäß den Polizisten die Hände und stellten sich ebenfalls vor.
»Wir haben bei einer Wanderung diese drei Fahrräder gefunden. Sie waren im hohen Gras versteckt. Man konnte sie ohne weiteres gar nicht erkennen«, sagte Ben. »Ich musste mich erst auf eins davon drauflegen und mir meinen Kopf anstoßen, um das erste zu finden. Als wir dann das Fahrrad begutachteten, stieß ich gegen das zweite. Das dritte habe ich gefunden, weil ich dachte, wir finden noch den gesamten Bestand des Fahrradverleihs«, erzählte Ben dem Polizisten, der sich als Tom vorgestellt hatte.
»Es war genau das Richtige, uns zu informieren. Vielen Dank. Etwas Besseres hätten Sie nicht tun können.«
Dann wandte er sich an den Alten.
»Gib mir bitte die Namen und Anschriften der Vermissten, wir werden hinfahren und überprüfen, ob sie mittlerweile zu Hause
Weitere Kostenlose Bücher