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Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Titel: Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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war, sodass die Bergarbeiter graben konnten, ohne Rauch einzuatmen.
    Die Ägypter hörten nicht mehr zu arbeiten auf, nachdem der Schiebestein fertig war. Während die Bergarbeiter am Tunnelende ihre Hacken schwangen, mühten sich die Ägypter, um eine Treppe aus dem massiven Stein zu schneiden, welche die Holztreppe ersetzen sollte. Das taten sie mit Holzkeilen, und wo sie die Blöcke herausbrachen, blieben Stufen zurück.
     
    So arbeiteten sie fort und verlängerten den Tunnel immer weiter und weiter. Der Tunnel führte stets aufwärts, doch er änderte regelmäßig die Richtung, wie der Faden einer gigantischen Naht, sodass er insgesamt senkrecht nach oben führte. Sie bauten weitere Kammern mit Schiebetüren, sodass immer nur der höchste Abschnitt des Tunnels geflutet werden würde, falls sie zu einem Speicher durchstießen. Sie schnitten Kanäle in die Gewölbeoberfläche, unter denen sie Laufplanken anbrachten; von diesen Planken aus, in einiger Entfernung vom Turm, gruben sie Seitentunnel, die tief im Innern auf den Haupttunnel trafen. Der Wind wurde zur Ventilation durch diese Seitentunnel geleitet und so der Rauch aus dem Inneren des Haupttunnels geweht.
    Die Arbeit währte Jahre. Die Karrenzieher brachten keine Steine mehr, sondern Holz und Wasser für die Feuerstellen. Menschen kamen, um in den Tunneln der Gewölbeoberfläche zu leben, und auf hängenden Plattformen bauten sie nach unten wachsendes Gemüse an. Die Bergarbeiter lebten dort an der Grenze des Himmels; einige heirateten und zogen Kinder groß. Nur wenige setzten ihren Fuß je wieder auf die Erde.
     
    Nachdem er gerade mit einigen Scheiten das Feuer am Ende des Tunnels versorgt hatte, stieg Hillalum mit einem nassen Tuch vor dem Gesicht die Holzstufen bis zum Stein hinunter. Das Feuer würde viele Stunden lang brennen, und er würde in den unteren Tunneln warten, wo der Wind nicht so sehr vom Rauch erfüllt war.
    Da hörte er ein fernes Bersten, das Geräusch eines Berges, der gespalten wurde, und ein stetig lauter werdendes Tosen. Dann ergoss sich eine Sturzflut den Tunnel hinab.
    Für einen Augenblick war Hillalum starr vor Schreck. Das entsetzlich kalte Wasser schlug gegen seine Beine und riss ihn zu Boden. Er richtete sich auf, schnappte nach Luft, stemmte sich gegen die Strömung, klammerte sich an die Stufen.
    Sie waren auf einen Speicher gestoßen.
    Er musste nach unten zum höchstgelegenen Schiebestein, bevor dieser sich schloss. Seine Beine wären am liebsten die Stufen hinabgesprungen, doch er wusste, dass er sich dann nicht würde aufrecht halten können, und die tosende Strömung hätte ihn mitgerissen und höchstwahrscheinlich zu Tode geschmettert. So schnell er sich traute, ging er die Stufen hinab, eine nach der anderen.
    Er rutschte einige Male aus, schlitterte jedes Mal bis zu einem Dutzend Stufen hinunter; sein Rücken schrammte über die Felsstufen, doch er spürte keinen Schmerz. Die ganze Zeit rechnete er damit, dass der Tunnel über ihm einstürzen oder das gesamte Gewölbe aufbrechen, der Himmel sich unter seinen Füßen auftun und er zusammen mit dem himmlischen Regenguss auf die Erde fallen würde. Jahwes Strafe kam über sie, eine zweite Sintflut.
    Wie weit war es noch bis zum Schiebestein? Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen, und das Wasser strömte nun sogar noch schneller herab. Hillalum rannte buchstäblich die Treppe hinunter.
    Plötzlich stolperte er und klatschte in flaches Wasser. Er war über das Ende der Treppe hinaus gerannt und in die Kammer mit der Schiebetür gefallen, und hier reichte ihm das Wasser bis über die Knie.
    Er richtete sich auf und sah Damqiya und Ahuni, zwei andere Bergarbeiter, die ihn ebenfalls gerade bemerkten. Sie standen vor dem Steinblock, der bereits den Ausgang versperrte.
    »Nein!«, schrie er.
    »Die haben den Zugang schon verschlossen!«, schrie Damqiya. »Sie haben nicht gewartet!«
    »Kommt noch jemand?«, rief Ahuni ohne Hoffnung. »Vielleicht können wir den Stein bewegen.«
    »Da kommt niemand mehr«, erwiderte Hillalum. »Können sie den Stein von der anderen Seite bewegen?«
    »Sie können uns nicht hören.« Ahuni schlug mit einem Hammer gegen den Granit, doch das Geräusch ging im Getöse des Wassers unter.
    Hillalum sah sich in der kleinen Kammer um und bemerkte erst jetzt, dass ein Ägypter mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb.
    »Er ist gestorben, als er die Treppe runterstürzte«, schrie Damqiya.
    »Gibt es nichts, was wir tun können?«
    Ahuni blickte

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